England, endlich nach England...

Käptn Blaubär (alias Reimer) und Manfred frohgemut in den Urlaubsstart
Käptn Blaubär (alias Reimer) und Manfred frohgemut in den Urlaubsstart

Dieses Jahr sollte es nun endlich soweit sein: ohne wenn & aber ist Südost England- insbesondere die Isle of Wight unser Ziel. Hierfür hatte sogar ein langjähriger Segelfreund Reimer "angeheuert". Ihn reizte die ca. einwöchig geplante Überfahrt. Alle erforderlichen Seekarten sowie der Reed's werden rechtzeitig gekauft und schon lange vorher durchgeschmökert.

 

Am Samstag, den 11.7.2015 pünktlich mit Schleusenöffnung in Glückstadt geht es los. Reimer hatte uns mit herrlich frischem Gemüse & Obst mehr als reichlich ausgestattet und zum Ablegen noch Kuchen und Brötchen mitgebracht.

Bei bedecktem Himmel und einer flauen Brise aus Ost ging es endlich raus auf die Elbe. Reimer lässt sich von Manfred gründlich in die Schiffstechnik und Navigation einweisen. Gegen Nachmittag blitzte für 1-2 Stunden sogar die Sonne durch, dafür war der Wind komplett eingeschlafen. Und so motoren wir (noch recht munter) die Elbmündung raus und biegen hinter Scharhörn Riff "links ab". Der Tag vergeht und unser Wachsystem startet nach dem Abendessen (Blumenkohl & Kartoffeln in Mehlschwitze) mit meiner Wache. Reimer ist so nett und hat mir Gesellschaft und Ausguckunterstützung beim Queren des  Jade und Weserfahrwassers geleistet. Dann kam Ruhe auf und er verschwand in seiner frisch gebauten Koje mit Leesegeln im Salon. Die flappenden Segel veranlassen mich wenig später, diesselbigen einzurollen und die Maschine anzumachen. Wir wollen ja vorwärtskommen. Ich genieße es, "Chef im Ring" zu sein und mache es mir im Cockpit bequem. Zu späterer Stunde kommt auch wieder Wind auf. Damit darf sich Manfred dann beschäftigen, denn er kommt aus West! Von 0.00 Uhr bis 4.00 Uhr erlebt er 5 Beaufort und munteres Kreuzen ist nun angesagt. Reimer und ich rollen jede Wende in der Koje mit. Scheints sind wir noch zu ausgeruht ;-)

 

Gegen 4.00 Uhr am 12.7.2015 übernimmt Reimer seine Wache. Es regnet und der Wind taumelt zwischen 1-3 immer noch aus WSW. Zum Frühstück gönnen wir uns Rührei mit Speck und meine Wache beginnt. Komisch: bei mir verschwindet der Wind und ich darf schon wieder motoren... später setzt er wieder aus West ein und baut sich bis 14 Uhr auf: 5 - 6 von vorn mit dunklen Wolken und Regen.

Seegang verhindert nichts - auch kein Bauernfrühstück
Seegang verhindert nichts - auch kein Bauernfrühstück

Zwischenstopp Borkum

Ab nach Borkum - weise Entscheidung von  zwei der drei Helden der See!
Ab nach Borkum - weise Entscheidung von zwei der drei Helden der See!

Irgendwann schauen wir uns an: so macht das alles gerade gar keinen Spaß. Und auch der Wetterbericht per Navtex wie auch Windfinder besagen, dass es heute Nacht wehen soll. Also beschließen wir die Segel aufzufieren und nach Borkum "abzulaufen". 

Sofern man den Kalender außer Acht lässt, könnte man meinen, es sei November. In Borkum angekommen, verputzen wir nur schnell unsere vorgekochte Linsensuppe, gehen duschen und bezahlen und schnell zurück unter Deck. Es ist so ekelig draußen, dass ich noch nicht mal Bilder hierzu posten möchte.

Am nächsten Morgen ist die Front durchgezogen. Der Wetterbericht verspricht sogar nördliche Winde und lockt uns zur Weiterfahrt. Also wieder am Windparkfeld "Borkum Riff" vorbeikreuzen und warten auf den Nordwind. Damit hat es sich aber nix, es bleibt West. Sobald wir Vlieland zu fassen kriegen, können wir den Kurs etwas nach Süden legen. Wir wollen weiter denn: England ruft (noch ...). Abends schläft der Wind wieder ein, es bewölkt sich und Regen setzt erneut ein. Ich kämpfe mich durch den Zickzackkurs eines Baggers und motore freudlos durch die diesige Nacht. Allerdings sagte die Vorhersage auch, dass eine neue Front Wind bringt soll - und so kommt es, dass Manfred schon wieder gegen 5 Windstärken in seiner Wache ankämpfen muss. Um 1.30 Uhr ist der Wind da und lässt erst wieder mit meiner Wache gegen 8.00 Uhr nach. 

Am späten Vormittag kommt dann tatsächlich der angesagte Nordwind, der sich im Laufe des Tages auf Nordwest mit 2-3 Beaufort einpendelt. So verläuft der 4. Segeltag recht ereignislos und ich mache mir so meine Gedanken über unsere Zeitplanung hinsichtlich unseres Zieles. Da ich mir aber vor unserem Start in den 4wöchigen Sommerurlaub fest versprochen habe, nicht als Erste schlapp zu machen und die Zielsetzung zu verändern, behalte ich meine Meinung (und abnehmende gute Laune) für mich.

 

Kojencharter :-)
Kojencharter :-)

Amsterdam statt Cowes

 

Aber auch Manfred und Reimer scheinen sich mit Wunsch und Wirklichkeit auseinander zu setzen. Denn in diesem Tempo und mit Kursen hoch am Wind inkl. Kreuzen schaffen wir Cowes nicht in der vor uns liegenden Zeit, so lange uns auch 4 Wochen Urlaub erscheinen. (Und zugegeben habe ich auch keine Lust auf das Ankommen, wenn wir uns gleich wieder auf die Rückreise machen müssen). Querab den Helder wird das Internet wieder befragt - die neueste Form des Orakels. Dieses besagt bis Freitag, 17.7.2015 schwache Winde und sogar Nebel für den englischen Kanal voraus, um dann am Wochenende wieder auf Starkwind aus Südwest zu wechseln. Das ist alles "Käsekacke", wie der Holländer sagen würde :-)

Schweren Herzens fällt der zum Glück einhellige Beschluss, England von unserer Weltkarte zu streichen und stattdessen via Amsterdam und der "staande Mastroute" in die Oster- und Westerschelde zu fahren. Auch für Reimer, der sich ja nun eigentlich auf einen längeren Seetörn gefreut hatte, ist diese Entscheidung in Ordnung. Er hatte sich mit Mühe und Aufwand aus den heimatlichen Aufgaben rausgezogen und wäre nach rund 10 Tagen wieder nach Hause gereist. So kann er 3 Tage früher wieder seinen Verpflichtungen nachkommen.

Und es sollte sich noch ein weiterer Grund finden, warum diese Entscheidung im nachhinein eine Richtige war: Unsere Batterien machten nämlich schlapp.

 

Lächeln, auch wenn das Wetter kein Grund dafür ist!
Lächeln, auch wenn das Wetter kein Grund dafür ist!
Reimer denkt nach .... vieeel Technik hier an Bord oha!
Reimer denkt nach .... vieeel Technik hier an Bord oha!

Holland at its best

Nachdem wir mit einer Übernachtung in Ijmuiden nach Amsterdam motort sind, uns einen Nachmittag lang durch die Amsterdamer Fuzo haben treiben lassen, dürfen wir des Nachts um 1.30 Uhr im Konvoi durch Amsterdam motoren. Hierfür müssen diverse Autobrücken und sogar eine Bahngleisbrücke geöffnet werden. Über Kanal 69 hatten wir den ganzen Abend lang Hörwache gehalten und uns nebenbei mit den Batterien und unserem Generator beschäftigt. Letzterer hat uns dann allerdings auch im Stich gelassen, er läuft nur jeweils 15 Minuten, geht in ein unruhiges Stottern über und "verstirbt". Wenn ich mir vorstelle, dass wir des Nachts mitten zwischen den Schifffahrtswegen im englischen Kanal segeln und unsere Stromversorgung vielleicht sogar den Betrieb unserer Positionslichter verhindert hätte, dann bin ich doch lieber in Holland unterwegs, wo es an (fast) jeder Ecke, Schiffsausstatter, Autowerkstätten und Werften gibt.

Nächtliche Passage durch Amsterdam ... yeah ist das cool!
Nächtliche Passage durch Amsterdam ... yeah ist das cool!

Nachdem wir nun nachts die malerische Kanaltour inkl. einer Schleusung hinter uns gebracht haben, finden wir im Dunkeln und mit Mühe einen Längseitsliegeplatz an einem Motorboot im Nieuwe Meer. Alle sind ziemlich müde und die Lösung des Batterieproblems wird zwangsläufig verschoben.

 

Ausgeschlafen sind wir zwar nicht, aber wohlgelaunt ob des strahlenden Sonnenscheins, als wir am selbigen Tag aufstehen und frühstücken. Noch besser wird die Laune, als wir feststellen, dass wir direkt an einer Motorbootwerft zu liegen gekommen sind. Diese netten Herren verweisen uns sogleich an eine ebenfalls nahegelegene Autowerkstatt und wir können die gewünschten 3 Traktionsbatterien direkt aus dem Katalog auswählen. Der Transport ist in einer Stunde vom Zentrallager zum Hafen organisiert. Manfred und Reimer heben mit dem Großbaum die alten Batterien raus und lassen die neuen, ebenso schweren Teile runter. Beim Anklemmen der drei Batterien passiert Manfred eine ziemlich ärgerliche Unachtsamkeit: mit seinem Ehering am Finger findet der Strom von einem Maulschlüsselende zum anderen seinen Weg in seinen Finger: der Ring verbrennt seine Haut ringsum und ist nur unter Schmerzen und mit viel Adrenalin im Blut zu entfernen. Ich war nicht dabei, musste mir die Geschichte jedoch mit vielen Untertreibungen anhören. Der Schreck sitzt uns in den Gliedern. Auch wenn Manfred seine Schmerzen herunterspielt, sehe ich ihm an, dass er sich gewaltig darüber ärgert und ebensolche Schmerzen hat.

 

Müde Augen suchen einen Liegeplatz im Nieuwe Meer
Müde Augen suchen einen Liegeplatz im Nieuwe Meer

Trotzdem geht die Motorfahrt  durch Hollands Kanäle weiter. Heute am Donnerstag, den 16.7.2015 bleibt es sommerlich. Die ersten von noch vielen Brücken und Schleusen öffnen sich für uns. Meistens klappt dieses so gut, dass wir noch nicht mal warten müssen. Ansonsten haben die Holländer fast überall Warteschlengel, an denen man sich mit 2 Leinen schnell und praktisch festmachen kann.

Wir tuckern durch topgepflegte Städtchen und Dörfer. So schnell können wir die Köpfe oftmals gar nicht drehen, wie die Garten und Haushighlights an uns vorbeiziehen. Zwischendurch fröhlich allen Radfahrern zu.

Am späten Nachmittag machen wir einen Badestopp im Brassemer Meer. Selbst Manfred springt in die Fluten und hofft, dass sich die verbrannte Haut nicht entzünden wird.

Weiter geht die Fahrt noch am selben Tag, bis wir so gegen 20 Uhr die letzte Brücke vor Gouda zu fassen bekommen. Hier müssen wir denn tatsächlich mal eine 3/4Stunde warten. Mittlerweile gewittert es und ich mache eine kleine Schlummerstunde unter Deck, während Manfred zusammen mit Reimer unser Beiboot "Daisy" klarmacht, um sich ein Eis bei McDonalds zu "er"-rudern.

In der späten Abenddämmerung suchen wir den kleinen Yachthafen von Gouda - dank des Plotters ist das ja heutzutage nicht mehr so ein Problem, sich in fremden Häfen und Einfahrten zu orientieren.

Auf engstem Raum manöviert und dreht Manfred Aurigas Bug durch das gegenüber hängende Gebüsch auf den vom Hafenmeister zugewiesenen Liegeplatz. Da ordentlich Wind (gem. Wettervorhersage von vor 2 Tagen) angesagt ist, wollen wir mit dem Bug zum Wind bzw. zur Ausfahrt liegen. Dieses klappt zum Erstaunen des Hafenmeisters zentimetergenau und wir liegen fest und sicher für die nächsten 2 Nächte.

 

So geht auch dieser lange und eindruckreiche Tag mit all' seinen Höhen und Tiefen zu Ende - totmüde fallen wir in unsere Kojen.

 

Reisepause und Crewabschied....
Rathaus & Käsewaage von Gouda

Manfreds Finger pocht und bereitete ihm in der Nacht  ziemliche Schmerzen. Trotzdem fällt ihm die Erkenntnis schwer, dass ein Verband sehr hilfreich und der Heilung zuträglich sein kann. Dank der tollen Ausstattung mit Hydrogel Pflastern und einer "Zaubersalbe" für Brandwunden ( von Kirsten fachkundig besorgt) kann ich ihn direkt an Bord verarzten. Sollte sich die Wunde entzünden, ist allerdings ein Arzt oder Krankenhausbesuch unumgänglich.

Nach einem späten Frühstück begleiten wir Reimer mit seinem Gepäck zum Bahnhof und verabschieden ihn mit vielen Grüßen in die Heimat. Es war eine nette Segelgemeinschaft mit ihm und wir wissen nun den Luxus einer 3-er Mannschaft und des damit einhergehenden Wachsystems sehr zu schätzen.

 

Wir besorgen neue Mullbinden und bummeln durch Gouda's Innenstadt. Sie ist zwar hübsch, allerdings hatten wir uns mehr hiervon versprochen. Dann folgt eine ausgedehnte Ruhepause an Bord - Manfred würde es zwar nie zugeben, aber der Schreck und mittlerweile die Schmerzen sitzen ihm ordentlich in den Gliedern. Zwischenzeitliche Verbandswechsel werden zeigen, dass sich die verbrannte Haut vollständig ablöst und für rund 2 Tage sogar die Fingersehnen zu sehen sind. Wir hoffen, dass sich die Wunde nicht entzündet und sich das Muskelfleisch ohne Verwucherungen bald neu bildet. Insofern war die Entscheidung, durch Hollands Binnenland gen Süden zu reisen goldrichtig, denn mit solch' einem Handicap hat man meiner Meinung nach nichts draußen auf der Nordsee zu suchen. Er darf ja noch nicht mal abwaschen, von Schoten dichtziehen mal ganz zu schweigen ;-)

Am späten Nachmittag radeln wir durch die weitere Umgebung von Gouda und genießen eine leckere Pizza direkt am Rathausplatz. Morgen geht die Reise weiter. (Achja, heute wehte es übrigens wie vorhergesagt mit geschätzten 5-6 Windstärken auch hier im Binnenland...)

Über die Oude Maas nach Willemstad

Gleich hinter Gouda passieren wir eine Schleuse und befinden uns auf einem Tidengewässer. Erst ist es die hollandsche Ijssel. Sie führt uns zur Niewe Maas und dann in die Noord. Also haarscharf an Rotterdam vorbei. Bei Alblasserdam auf der Noord müssen wir 2 Stunden auf eine Brückenöffnung warten, ohne irgendwo anlegen zu können. Puuh, dass kostet mich echt Nerven. Die A15 ist der Grund, warum diese Brücke nur alle 2-3 Stunden öffnet.

Weiter geht es über die Oude Maas, ins Dordtsche Kil und dann ins Hollands Diep. Die Landschaft ist zumeist industriell geprägt und wir sind froh, als wir um 18 Uhr in Willemstad anbinden können. Hier finden wir zum ersten Mal die praktische Regelung, an einem Wartesteiger einen Knopf zu drücken und direkt vom Hafenmeister (per Telefon oder Lautsprecher) zu erfahren, wo wir einen passenden Liegeplatz finden. Im weiteren Verlauf unserer Sommertour durch Holland befinden wir, dass die Infrastruktur für den Wassersport ausgezeichnet ist - mit Ausnahme einiger weniger Brücken oder Schleusen, die eine längere Wartezeit beanspruchen. Und bei all' den vielen Passagen, für die ziemlich viel Verkehr angehalten werden musste, haben wir nicht einen Cent bezahlt - das fanden wir denn doch erstaunlich.

 

Der abendliche Bummel durch Willemstad offenbart uns eine gut gepflegte und erhaltende Garnisionsstadt mitten in weiter (und langweiliger) Polderlandschaft. Ich vergucke mich ein ein kleines Stadthaus, welches ein Verkaufsschild ziert - beim näheren hinschauen stellt sich jedoch heraus, dass eine Menge Arbeit zur Restauration und Erhaltung nötig täte - aus der Traum! Trotzdem: es ist Samstag Abend und im malerischen Stadthafen finden sich wohl sämtliche Motorboote ein, deren Besitzer aus nächster Nähe zeigen wollen, welch' tolle Tischlampen und Bestuhlung sie auf ihren Booten unterbringen können. Wir sind beeindruckt - noch mehr jedoch von einem restaurierten alten Seenotrettungskreuzer. Bewundernd stehen wir davor und malen uns aus, wieviel Zeit, Mühe und sicher auch Geld für den Unterhalt notwendig ist. Im Vergleich dazu nimmt sich das Refit von Auriga recht bescheiden aus :-)

Hier einige Impressionen: https://www.google.de/maps/place/4797+Willemstad,+Niederlande

Abendbelohnung: Bummeln durch Willemstad
Abendbelohnung: Bummeln durch Willemstad
Seenotrettungskreuzer: liebevoll restauriert
Seenotrettungskreuzer: liebevoll restauriert

Trotz Nieselregen gehe ich am nächsten Morgen joggen und komme mit meinen Laufschuhen in der Hand zurück an Bord. Das ist mal wieder typisch für mich, weil ich die Schuhe kurzerhand ausgezogen hatte, um eine Abkürzung am Deich zu nehmen.... Sodann gibt es ein leckeres Frühstück und wir legen erst um 12.30 Uhr ab. Quasi gleich um die Ecke befinden sich die großen Volkeratsluizen, die wir "besuchen". Heute wollen wir nur nach Sint Analand - schlappe 29 sm weiter. Nachdem die Regenfront durchgezogen ist, motoren wir gegen 6 Windstärken zur nächsten Schleuse: die Krammersluizen lässt uns ebenfalls zügig passieren. 

 

Um kurz vor 18 Uhr sind wir dann in Sint Analand, ebenfalls eine kleine Stadt mit einer modernen Marina. Wie immer bummeln wir ein wenig durch die Gassen, können uns jedoch nach dem Besuch von Willemstad nicht wirklich für dieses Städtchen begeistern. Im Hafenbistro gibts noch ein Bierchen, welches mir gar nicht bekommt und wir verziehen uns an Bord.

Abends sehen wir noch eine andere Koopsmans mit einem schicken Dodger - das wäre auch was für uns irgendwann mal:

 

LUXUS!
LUXUS!

Zieriksee soll auch schön sein!

Nur 11 sm sind es bis Zieriksee. Wir sind hochmotiviert für einen zeitigen Ableger. Die Segel werden endlich mal wieder ausgerollt und mit 2 Wenden kommen wir vor der großen Zeelandbrücke an. Gleich dahinter geht es rechts ab in einen Stichkanal nach Zieriksee. Hier werden wir sogleich von einem Hafenmeister im Schlauchboot auf einen direkten zum Steg befindlichen Längseits-Liegeplatz gewiesen. Zum Glück ist es früher Mittag und der Hafen somit geleert. Im Laufe des Nachmittags sollte sich zeigen, dass auch viele andere diese Stadt als besonders anziehend beurteilen. Der Hafen war abends voll mit Päckchenliegern. Wir verbringen den x-ten Regentag beim Bummeln in der Altstadt, finden einen Schlachter, um uns mal wieder frisches Fleisch zu gönnen und kommen mit nassen Regenschirmen zurück an Bord. Abends klart es auf, und ich kann nicht umhin, unser Deck zu putzen:

Glanz auf unserer Eisenschüssel
Glanz auf unserer Eisenschüssel

Der Abendspaziergang bei Sonnenuntergang ergibt reichlich Fotomotive landestypischer Art. Dann gibt es noch einen Absacker im Cockpit und eine kleine Lesestunde. Müde und satt fallen wir in unser Bett.

Erinnerungen werden wach
Erinnerungen werden wach

Bis sich unser Päckchen am nächsten Vormittag auflöst, wollen wir mal wieder Dingi fahren. Blöd nur, dass die Gracht nach 200m schon zu Ende ist. Und noch blöder sind wir, weil wir den Ablaufstöpsel vom Dingi nicht reingedreht hatten, dieser sich am Sicherungsbändsel um die Schraube drehte und zack: weg war er. Glücklicherweise hat mein kleiner Außenborder (ja das ist mein Geburtstagsgeschenk gewesen: ein 2 PS 2 Takt Yamaha mit "Schnecke" und "Kanichen" Gangschaltung!) diesen Anschlag überlebt.

Nachdem wir denn recht zügig wieder an Bord waren und sich die Päckchen gleichermaßen zügig auflösten, konnten wir dem sommerlichen Bootsreisefahrplan folgen. Zurück durch die hohe Seelandbrücke (nur ein bisschen Wartezeit) segelten wir bis fast vor Wemeldinge. Hier versuchten wir unser Glück durch eine enge alte Schleuse durch in den Stadthafen, nur um eine halbe Stunde später in den Marina Hafen geschickt zu werden. Wir seien zu groß - so der Hafenmeister. Etwas wehmütig denken wir an Seewauwi, packen dann aber die Fahrräder raus und los geht es mal bei Sonnenschein auf dem Steldijke, oude Seedijk und in Orientierung an einen Stichkanal lang nach Goes. Hier hatten wir vor 4 Jahren unsere erste Schiffsbesichtigung gemacht - im Winter und bei echtem Schietwetter. Valentine hieß das Schiff und der Rumpf gefiel uns auch sehr gut. Allerdings war das Schiff selbst ausgebaut worden und der Eigner hat irgendwie keine ergonomisch vernünftigen Maße genommen. So wurde damals nichts aus dem Schiffskauf, aber wir schworen uns, noch mal wieder nach Goes zu kommen. Und nun sind wir da!

Der alte Stadthafen von Goes ist ebenfalls malerisch, eng und mit fetten Motorbooten sowie Segelyachten belegt. Wir schauen uns die weitere Innenstadt, den Marktplatz und diverse Schuhgeschäfte an. Ich bin seit Gouda auf der Suche nach Flipflops: diese Suche habe ich später dann in Vlissingen aufgegeben, beleidigt wg. fehlendem Sommerwetter...

 

Nach dem erfolglosen Einkaufsbummel radeln wir auf unseren genialen Bromptons zurück nach Wemeldinge - es ist endlich mal Sommerfeeiling angesagt. Wir stoppen in einem kleinen Landgasthof in Wemeldinge, genießen im "Biergarten" unser Abendessen und kommen müde und gut gesättigt an Bord zurück. Die Duschen werden aufgesucht - in Wemeldinge befinden sich diese in unmittelbarer Nähe direkt auf einem Ponton und sind vom feinsten! So sind wir mit der neuen Marina versöhnt ;-)

 

Sommer?
Sommer?

Geheimtipp: Arneplat

Langsam geht es auch Manfreds Wunde besser. Somit steigt unsere Laune und wir machen uns weiter auf unseren Weg durch die holländische Schelde mit seinen (aufgestauten) Nebenflüssen und Meeren. Durch die Schleuse "Zandkreksluiz" geht es bei frischem aber sonnigen Wetter auf das Veerse Meer. Hier tobt das Leben  - auf dem Wasser und an Land. Ein Campingplatz nach dem nächsten. Segler, Motorboote, Surfer, es ist alles vertreten. Gegen Mittag stoppen wir auf und finden eine kleine Insel namens Arneplat, die zum Verweilen einlädt. Zunächst lassen wir den Anker fallen, ich lasse mich in unser nun mit Segel, Schwert und Ruder aufgepeppte Dingi "Daisy" nieder und schippere in harten Böen (!) rund um das kleine Eiland. Welch' ein Spaß. Ich liebe es, zwischenzeitlich mal a) allein und b) in einer Jolle zu segeln. Unsere Daisy ist vom Typ ein Walkerbay. Mit aufblasbaren Gummiwülsten, einem Schwert und und einer vollwertigen Ruderanlage ebenso wie Dollen zum Rudern UUUHNd natürlich einer Motorhalterung. Vielseitiger geht's denn auch kaum noch:http://walkerbay.com/dinghies-sailkits/sailboats/breeze-8-sail-kit/

Ich bin auf jeden Fall voll begeistert davon - und neee, ich bekomme keine Vermittlungsprovision!

Auch Manfred kann's trotz seines lädigierten Fingers nicht sein lassen und muss eine Runde schippern. Auch ihm bereitet es sichtlich Vergnügen.

 

Anker auf und Stegliegeplatz ergattert!
Anker auf und Stegliegeplatz ergattert!

Als ich von meiner Segelrunde wiederkomme, sehe ich gerade, wie Manfred den Anker lichtet - will er mich hier allein lassen???? Zu meinem Glück legt er mit Auriga an dem gerade frei gewordenen Stegliegeplatz an. Witzigerweise haben wir hier sogar genug Tiefgang, obwohl wir vorher beim Suchen nach einem Ankerplatz im Schiet schon festsaßen.

Ute im Grillfieber
Ute im Grillfieber

Die Holländer haben scheinbar nichts für's Grillen übrig ... so ist meine rechtzeitige Belegung der einzigen Parkbank überflüssig und wir können unser Grillfest reichlich ungestört, aber auch ungesellig feiern. Abendliche Ruhe und die letzten Sonnenstrahlen verzaubern das Veerse Meer. Hier gefällt es uns!

Eingeweht in Vlissingen

Wieder mal kündigt sich für das kommende Wochenende 24.7. - 26.7.2015 ein umfangreiches Sturmtief an. Mittlerweile ist unsere 2 Woche fast rum und wir steuern mit einem Zwischenhalt in Middelburg die historische Hafenstadt Vlissingen an. Manfred hatte rechtzeitig einen Liegeplatz im Dockhafen (mitten in der Innenstadt) per Telefon für 3 Tage reserviert. So verlassen wir das wirklich schöne Veerse Meer, passieren erneut etliche Brücken und Schleusen und kommen gegen 15 Uhr vor der letzten Seeschleuse Noordervorhaven an. Hier legen wir eineinhalb Stunden Pause ein, da wir nicht vor 17 Uhr über den Drempel in Vlissingen einlaufen können.

 

Die Hafeneinfahrt ist für mich mal wieder spannend: historisch und mit viel Schwell versehen. Die darüber verlaufende Fussgängerbrücke wird von einem Hafenmeister bedient. Der Reeds warnt vor den vielen Pilotbooten, die wir in der Tat noch bewundern werden. Wir laufen jedoch ohne Probleme ein und binden Auriga gut fest. Es läuft auch eine Menge Schwell in den Hafen, selbst bei dem derzeit noch ruhigem Wetter. Dies liegt unter anderem auch an den zurecht angemerkten und im Minutentakt ein- und auslaufenden Pilotbooten, die mit einer sagenhaften Geschwindigkeit zu den Großschiffen auf die Westerschelde rausfahren. Es sind beeindruckende und wohl äußerst seetüchtige Boote bestehend aus einem mit festem Rumpf, einem  Rundumfender und ausgestattet mit einem spektakulärem Düsenantrieb. Wir werden die nächsten drei Tage genug Gelegenheit haben, die An- und Ablegemanöver im parallel verlaufenden Lotsenhafen zu beobachten.

Was wir leider beim Reservieren für 3 Tage nicht wussten, ist, dass der jährlich Jahrmarkt eben just an diesem Wochenende stattfindet. Da aber die alternativ sich anbietende Marina von Vlissingen weit im Nirgendwo ist, beschließen wir, doch hierzubleiben.

Somit dürfen wir drei Abende lang das ständige huihui der Fahrgeschäfte und die Losbudenanimation genießen. Toll.

Pilot als Speedboot unterwegs
Pilot als Speedboot unterwegs
Auriga im voll belegten Dockhafen / Vlissingen
Auriga im voll belegten Dockhafen / Vlissingen

Wieder mal machen wir einen ausgedehnten Abendspaziergang. Heute an der langen Promenade mit weithin sichtbaren Hotelburgen  von Vlissingen entlang. Der Anblick ist in gewisser Weise beeindruckend, hübsch ist jedoch etwas anderes. Einzelne kleine Häuser lassen noch ahnen, wie es hier vor dem Bauboom der 60iger und 70iger Jahre ausgesehen haben mag.

 

Nachdem wir auch eine Windorgel als solche entdecken durften, laufen wir mittlerweile sehr hungrig das gaaaaanze Stück zurück. Wir landen direkt in der Brasserie Dockhafen mit einem tollen Ausblick auf die Westerschelde, keine 50 Meter von unserem Liegeplatz entfernt. Manfred muss unbedingt Gorgonzola mit Erdbeeren, Walnüssen und Zwiebeln probieren. Ich lande (endlich) bei den holländischen Kroket ... bislang habe ich ja tapfer dieser nahrhaften und gut sättigenden Nationalspeise widerstanden. Wenn auch nicht für jeden Tag, aber lecker waren die Teilchen!

Abendspaziergang an der Promenade von Vlissingen
Abendspaziergang an der Promenade von Vlissingen

Hafentage in Vlissingen

Pause mit gesundem Wurzelgemüse
Pause mit gesundem Wurzelgemüse

Freitag, den 24.7.2015 in Vlissingen. Der Himmel ist bedeckt und es pieselt so leicht vor sich hin. Trotzdem machen wir unsere Fahrräder klar und radeln einen wunderschönen Weg (Fahrradwege bauen und pflegen können die in Holland!) die Küste entlang bis Domburg. Die Wolken verziehen sich im Laufe des Tages und es setzt Nordostwind ein. Wir wundern uns zwar, nutzen aber gern die eine Stunde Sonne, um am Strand zu liegen. Ich springe kurz in die Nordseefluten - Manfred muss mit seiner immer noch verbundenen Hand zu seinem Leidwesen das Wasser leider immer noch meiden. Domburg selbst ist fest in Touristenhand - wir sind mittlerweile so tief im Urlaubsmodus angekommen, dass wir das wühlige Treiben in der Fussgängerzone und in den Geschäften genießen können. Zurück geht es mit dem Bus - herrlich, wenn wir die müden Beine entspannen und uns über den langen Hinweg wundern können. Als Abendessen haben wir uns die selbst zubereiteten Pfannkuchen mit Blaubeeren echt verdient.

Samstag, 25.7.2015:

ER ist da: der Sturm, vor dem sogar auf Facebook vielfach gewarnt wurde. Wir schlafen nach dem ersten Morgenkaffee gleich noch mal eine Runde weiter. Anschließend wird die Bettwäsche gewechselt, Staub gesaugt, Bäder geputzt und wir machen uns auf, die Stadt weiter zu erkunden. Frische Lebensmittel werden eingekauft und am Abend gibt es leckeren Spinatauflauf. Mittlerweile scheint auch die Sonne mal wieder durch die Wolken und der Jahrmarkt erwacht ebenfalls. Auch dieser Tag wird mit einem Abendspaziergang beendet.

 

Auf nach Scheveningen

Um 6.30 Uhr klingelt der Wecker - wir wollen los. Das Schiff wird vorbereitet und wir ziehen uns gut an. Draußen weht es noch aus SSW mit 5 Windstärken. Mit dieser frischen Backstagbrise segeln wir an der Dünenküste gen Norden. Die Sonne wärmt uns gegen Mittag für gut eine Stunde und dann, wie so oft in diesem Urlaub, bezieht sich der Himmel erneut mit Altostratos Wolken. Um 15 Uhr fängt das Regnen an. Kurz zuvor queren wir unter Maschine die Schiffahrtsrouten von und nach Rotterdam ohne große Kollisionsgefahren. Gegen 17.30 Uhr kommen wir in strömenden Regen in Scheveningen an. Dieser riesig große Yachthafen hat für Gästelieger nur einen minimal kleinen Bereich und wir müssen längseits einer Amel Maramu (?) anlegen. Gleich danach kommt auch eine schwedische Crew mit einer Hanse rein und macht aufgrund von Kühlwasserproblemen gleich bei uns fest. Blöd nur, dass wir auch noch gar nicht fest sind und so schiebt die Hanse unser Schiff samt Dingi gegen ein hinter uns liegendes Schiff. Ich schimpfe kurz mit der Crew, da ich von den Kühlwasserproblemen natürlich noch keine Ahnung hatte. Hinterher biete ich der Crew als Entschuldigung ein Bier an - es wird abgelehnt, da sie sich schon selber schnell "verpflegt" haben. Gut, denn eben nicht. Wir werfen die alte Cockpitpersenning von Seewauwi über den Großbaum und lassen darunter unsere Sachen trocknen. Schnell wird was zum Abendessen vorbereitet (Labskaus vom Old Commercial - ächt läcka!) und wir fallen müde in die Koje.

Sturmfahrt

Da auch die nächsten Tage Starkwind und viel Regen angesagt werden, beschließen wir, gleich am Montag weiter zu segeln. Plan ist es, bis den Helder durch zu segeln - ca. 60 sm. Aber es sollte anders kommen.

Nach dem zeitigen Aufstehen und Seeklarmachen motoren wir aus dem weiten, durch Molen geschützten Vorhafen raus. Auf eine hohe Welle und 5-6 Beaufort waren wir uns ja eingestellt, aber ich zumindest war doch ziemlich konsterniert über die tatsächlichen Verhältnisse draußen auf See. Die See geht gut 2,5 bis 3 m hoch und von den angesagten 5-6 sind durchgängig 7, in Böen 8 Beaufort geworden. Wir segeln auf der 20 m Linie mit Wind aus SW gen Norden. Eine Schauerböe nach der nächsten zieht durch. Es ist recht gruselig - ist schon Herbst?! Auriga macht ihren Job famos - nur unter Fock kommen wir auf die beachtliche Geschwindigkeit von 7 - 8 kn. Solange Manfred steuert, ist das ja alles noch erträglich. Erst als er denn endlich mal runter zur Toilette und der Autopilot seinen Job an meiner statt machen muss, gehts ziemlich hoch her. Er kann ja die anrollenden Wellen von hinten kommend nicht vorhersehen, sondern nur reagieren. Ich kann das ebendso wenig. So umarme ich eine dicke Winsch und streichel die Autopilotanzeige, damit er weiter so steuert. Überflüssig zu erwähnen, dass in der Zeit die fetteste Regenböe mit satten 36 kn Wind durchzieht und ich kleine Ute da draußen im Cockpit ganz allein bin .... buaaah.

Je länger wir hier draußen Sturmfahrt machen, umso mehr kommen uns Zweifel auf, ob wir abends bei diesen Wind/Wellenverhältnissen überhaupt ins Schulpendiep nach den Helder kommen oder ob sich dort (bei ablaufenden Wasser) nicht eine Welle aufbaut, die ein halbwegs sicheres Einlaufen unmöglich macht. Die Verkehrszentrale kann ich per Funk nicht erreichen - so ist guter Rat erst mal teuer. Wir sind in etwa Höhe Ijmuiden. Somit liegt die Idee nahe, nach Ilmuiden abzulaufen, in den Kanal nach Amsterdam einzuschleusen und ggf. über das Isselmeer gen Norden zu kommen. Das halten wir für einen guten Plan. So wird die Fock gefiert und wir laufen mit reichlich Vorhalt den ebenfalls großen Vorhafen von Ijmuiden an. Spektakulär war das, weil wir fast die ganze Zeit auf die südliche Aussenmole von Süden zuhielten. Erst kurz vor dem Steuerbord-Hafenleuchtfeuer drehten wir rein. Und klar, kommen uns in dem Moment noch Feederschiffe entgegen. Aber mein Skipper meistert auch diese Situation souverän.

 

 

Gegen 14 Uhr haben wir die große Seeschleuse mit reichlich achterlichem Wind passiert. Es folgt die langweilige Kanalfahrt (gut bekannt von vor 2 Wochen und nicht spannender geworden), an Amsterdam vorbei und durch eine weitere Schleuse rauf auf's Markermeer. Ich habe die Ruhe für eine heiße 5-Minuten-Termine und eine Erholungspause unter Deck genutzt. Auf dem Markermee angekommen, geht es aber wieder los: 7-8 Windsstärken aus SSW inkl. Regenböen mit Weltuntergangswolken. Wir verlassen die Fahrrinne und rauschen mit nur 1 Meter Wasser unterm Kiel mit  7-8 kn unter Yankee und Fock nach Hoorn. Ich hoffe nur, dass es hier im ehemaligen Wattengebiet wirklch keine Restruinen oder Steine unter Wasser gibt - sonst war's das wohl für unser Rigg.

Um 19 Uhr kommen wir endlich in Hoorn an, dürfen am Wartesteiger in bewährter Form einen Liegeplatz erfahren und können gegen Wind in einer ausreichend großen Box festmachen. Ich bin fix und fertig - schnell Abendessen und ab ins warme kuschelige Bett.

Abendstimmung in Hoorn
Abendstimmung in Hoorn
Achutng Touristen-Falle in Hoorn!
Achutng Touristen-Falle in Hoorn!

Der Dienstag wird der Erholung vom heißen Ritt gewidmet. Ich habe tatsächlich überall Muskelkater und wünschte mir, sofort nach Mallorca gebeamt zu werden. Funktioniert aber nicht. Also bleiben wir heute hier: Immerhin weht und regnet es immer noch, so dass wir am späten Vormittag regentauglich angezogen die historische Innenstadt von Hoorn besuchen. In der Waage - eine als Cafe getarnte Touristenfalle probieren wir nun auch die nächste Köstlichkeit: Bitterballen mit Senf. Ähnlich wir Kroket sind es fritierte, panierte Bällchen aus für uns ungeklärter Substanz  - schmecken aber gut! Anschließend besuchen wir das friesische Museum. Leider kann ich nach solchen Museumsbesuchen schon wenige Tage später keine Einzelheiten mehr abrufen - aber irgendwas bleibt hoffentlich im Unterbewusstsein hängen. Eine der wenigen, wesentlichen Erkenntnisse ist jedoch immer wieder, dass das Leben vor einigen 100 Jahren bis vor gar nicht so langer Zeit kein Zuckerschlecken war. Ausnahmen galten sicherlich für Adelige oder reiche Stadtbürger - für die Töchter und Ehefrauen allerdings zu damaliger Zeit auch nicht.

Nun denn: zurück in der Gegenwart machen wir uns auf die Suche nach einem Supermarkt, den wir erst nach langem Herumirren finden. Als Wettertrostpflaster machen wir uns Pizza heiß in unserem kleinen, feinen Gasofen.

Freilichtmuseum Enkhuizen: Echt Klasse!

Am Mittwoch sieht die Welt schon wieder besser aus: die Sonne scheint (gelegentlich) und wir legen bei weiterhin 6 Windstärken ab Richtung Enkhuizen - also einmal um die Ecke sozusagen. Wieder mal eine Schleuse, die wir trotz eines entgegen kommenden Großseglers unfallfrei meistern und gegen Mittag machen wir im Companie-Hafen von Enkhuizen fest. Wir beeilen uns, damit wir noch möglichst viel von dem zuvor recherchierten Freilichtmuseum sehen. Und es lohnt sich: hier wird das alte Holland in Klein wieder lebendig: die Fischerinsel URK, kleinstädtische Idylle, Windmühlen, Fischerkaten - aus ganz Holland wurden hier zum Teil originale Häuschen und Katen ab- und wieder neu aufgebaut. Angestellte des Museums leben sogar in einigen Häusern und zeigen alte Handwerkskunst - vom Netzeknüpfen, Schmieden von Ackerwerkzeugen bis hin zum Körbeflechten und Brotbacken. Eine alte Wäscherei mit Dampfmaschine beeindruckt uns besonders. Es ist ein sehr vergnüglicher, informationsgeladener Nachmittag. Gegen Abend bummeln wir noch in die ebenfalls historisch gut erhaltene Innenstadt, finden hier im Gegensatz zu Hoorn auf Anhieb einen Bäcker, eine Schlachterei und Fischladen. Zum Abendessen schmausen wir dann verdientermaßen Kabeljau mit Bratkartoffeln. 

Weiter geht's... am Donnerstag bei NW 5-6 (also mal wieder hoch ran) segeln wir mit gerefftem Groß an Auriga's Geburtsstätte Stavoren vorbei nach Makkum. Ich habe so lange Spaß am Steuern, bis ich mal wieder eine der Wellen nicht rechtzeitig sehe und aussteuere und: mal wieder von oben bis unten geduscht werde. Zugleich mit dem obligatorischen Trockenlegen unter Deck mache ich denn auch die restlichen Lüfter zu. Das die Isselmeerwelle auch so "klatschig" ist  - Bilgenputzen wird die Folge für diese Unachtsamkeit sein.

Gegen 14 Uhr legen wir im Yachthafen von Makkum an, nicht ohne vorher noch den Seitenarm abgefahren zu haben, an dem die großen namhaften Werften aus Holland beheimatet sind wie da sind Hutting, KM Yachtbuilder & Co. Neidvoll bewundern wir die nagelneuen Schiffe, die direkt vor den Werften im Wasser liegen und auf ein Refit oder ihre neuen Eigentümer warten.

Abgesehen von diesem kurzen Neidanfall geht's uns jedoch gut, zumal die Sonne scheint und wir im Cockpit eine nette kleine Tee-Time machen. Die Bilgenkontrolle ergibt einen halben Eimer Isselmeer-Wasser. Na, das geht ja noch.

Später spazieren wir durch das (relativ) neue große Feriengebiet von Makkum. Bei unserem letzten Besuch mit Seewauwi vor rund 8 Jahren hatten wir davon gar nichts gesehen oder einfach nicht mitbekommen. Hier finde ich in einem Surfer-Shop endlich endlich schicke, bequeme Tewa-Sandalen. Ich liebe diese Schuhmarke, kann man doch bedenkenlos damit loswandern, ohne sich die Schuhe im Matsch oder Wasser zu versauen. Außerdem bieten sie superguten Halt, wenn man unbedingt auf Geröll und Felsen rumturnen will.

Auf dem Rückweg entdecken wir noch eine interessante Galerie. Wir dürfen uns erfreulicherweise mit dem Galeristen und Künstler Marco Käller himself unterhalten. Leider liegen seine durchaus gerechtfertigen Preise außerhalb unseres Budgets, so erwerben wir nur zwei Klappkarten mit seinen Motiven.

 

 

Schleuse Kornweddersand: Rappelvoll!
Schleuse Kornweddersand: Rappelvoll!

Freitag: Mit einer Wartezeit von zweieinhalb Stunden vor der Schleuse Kornweddersand motoren wir die 9 sm nach Harlingen. Heute ist Flaute und endlich mal wieder Sommer - unfassbar eigentlich.

Im Außenhafen von Harlingen angekommen, funken wir noch 2 Stadtbrücken an und machen im Stadthafen fest. Da die Poller für weitaus größere Schiffe vorsehen sind, müssen wir Leinen aufstecken und kriegen uns das erste Mal seit langem mal wieder richtig in die Wolle: jeder hat eine andere Idee im Kopf, der eine redet zu leise, der andere kann etwas nicht nachvollziehen: herrlich. Da hilft nur: Lachen über sich selbst!

Abends genießen wir im Straßencafe von Harlingen im Sonnenschein! noch ein lecker Weinchen und erinnern uns an unsere Schiffsbesichtigung hier vor 4 Jahren. Manfred kennt sich seit dem in Harlingen gut aus, hat er doch damals rund 10 Tage Auriga für die Überführung fit gemacht. Schnell hat er einen Pott Antifouling von JOTUN im örtlichen Fischereihandel besorgt. Somit steht der Auffrischung unseres Unterwasserschiffes im nächsten Frühjahr nichts mehr im Wege. Da es das selbe Weichantifouling ist, welches jetzt schon drauf ist, können wir  den Schutz auftragen, ohne die alten Schichten bis auf die Grundierung abkratzen zu müssen. Ich freu' mich schon;-)

Aber noch ist Urlaub. Und morgen soll meine liebe Freundin Gaby ankommen, um mit uns gemeinsam mal wieder eine Woche Urlaub zu machen. Daher wird am Samstag früh das Schiff gesaugt, Staub gewischt, die Toiletten geputzt und frisch eingekauft. Nachdem dies alles erledigt ist, sticht die Sonne durch den kalten Hochnebel durch und es verspricht, ein warmer Tag zu werden. Wir packen unseren obligatorischen Rucksack, nehmen die Stranddecke unter den Arm und suchen uns ein Plätzchen auf dem kleinen (künstlich aufgeschütteten) Strand von Harlingen. Das ist mal echt entspannend, so faul im Sand und in der Sonne zu liegen.

Pünktlich um 17.50 Uhr kommt die Bahn mit Gaby an - es wird geknuddelt und gedrückt und sogleich das Gepäck geschultert. An Bord angekommen, besorgen Manfred und Gaby an dem Pommes-Stand, den Manfred vor 4 Jahren regelmäßig Abends aufgesucht hat, Riesenportionen Pommes und ich mache derweil frischen Salat. Für mich immer die perfekte Mischung und beruhigend für's Gewissen.

Da es Samstag Abend ist, hoffen wir, eine schöne Kneipe zu finden, die es ja in Holland eigentlich an jeder Ecke gibt. In Harlingen werden wir jedoch nicht so richtig fündig. Dafür entdecken wir ein Cafe mit Live-Musik, welches draußen für Stimmung sorgt.

Gaby bringt schönes Wetter mit

Nach einem gemütlichen Frühstück legen wir in Harlingen ab und begeben uns auf dem Wasserweg nach Vlieland. Reger Schiffsverkehr und eine schmale Fahrwasserrinne bei nunmehr ablaufendem Wasser macht Manni das Leben schwer, während Gaby und ich munter plaudern;-) Gegen Mittag schläft der Wind ein und wir motoren das letzte ZickZack-Stück zum Hafen von Vlieland. Just beim Einlaufen in die enge Hafenmole fängt uns der Hafenmeister ab und verweist uns zunächst auf einen Ankerplatz - der Hafen sei sehr voll und er muss die Schiffe mit Reservierungen abwarten. Gut, dann eben Kaffeepause... aber auch das ist nur ein kurzes Intermezzo, weil nun der Hafenmeister in seinem Rib angebraust kommt und uns reinwinkt. Grrrr, okay, für Vlieland nehmen wir das Mitttelmeer-Gewusel in Kauf und kommen gleich beim Hafeneingang längseits einer uns schon zuvor bekannten Koopmans fest. Schnell werden die Baderucksäcke gepackt und wir machen uns durch "unerforschte" Dünenwege auf zum Strand - es scheint nämlich die Sonne! Gaby folgt uns irritiert und muss sich mal wieder entscheiden, wer von uns den kürzeren Weg durch die Dünen kennt. Am Ende trifft man sich jedoch immer wieder. Am Strand angekommen, zögere ich auch nicht lange und verschwinde in den Fluten der Nordsee, während Manfred und Gaby sich gemütlich in der Sonne räkeln.

Da der Tag schon fortgeschritten ist, meldet sich langsam auch der Hunger. Wir erklimmen die äußerst steilen Dünen und suchen im dahinter befindlichen Kiefernwald nach dem rechten Weg ins Dorf. Auch auf solch' einer kleinen Insel kann man sich gehörig verlaufen, kann ich berichten!

Nach einigen Irrwegen finden wir die malerische Hauptstraße und zugleich auch ein ansprechendes Restaurant mit Terassenblick auf das Wattenmeer. Soooooo herrlich, dieser Sommerabend! Endlich kommt auch bei mir wieder Urlaubsfeeling auf. Die liebe Gaby lädt uns zum Essen ein und wir genießen uns, den abendlichen goldenen Sonnenschein, das Bier und das läcker Essen.

Herrlich zufrieden schlendern wir zurück zum Hafen und duschen fix - Manni leiht uns sein Duschgel, weil der Weg zum Schiff einmal rund um das Hafenbecken verläuft und wir einfach zu müde sind, um unser eigenes Weiber-Equipement zu holen. Selbstverständlich zahlen wir auch noch das doch recht üppige Liegegeld, welches dafür aber auch eine kleine LED-Taschenlampe inkludiert und wir wanken endlich zurück an Bord und bald auch in unsere Kojen.

 

 

Der Montag, 3.8.2015 wird bis zum späten Mittag noch auf Vlieland verbummelt und mit einem Sonnenbad am Strand gekrönt. Am frühen Nachmittag machen uns für das Auslaufen startklar, müssen jedoch noch einige Zeit warten, bis die ganzen Großsegler im Hafen festgemacht haben. Dabei können wir bestaunen, wie die holländischen Skipper auf engstem Raum mit Seitenschwert und Ruderlage - ohne Bugstrahlruder - ihre Botterschiffe, Klipper und Tjalken im Hafenbecken manövrieren. Erst dann kommen auch wir aus der engen Hafeneinfahrt raus.

Unter Vollzeug preschen wir durch das flache Seegatt raus auf die Nordsee - wir hatten die nachmittägliche Brise aus Süd mit 4-5 doch etwas unterschätzt. Sobald wir vom Flach frei sind, reffen wir denn auch ordentlich ein. Gegen Abend lässt der Wind so weit nach, dass wir sogar die Maschine anmachen müssen. Wir wollen die Nacht nutzen, um in einem Rutsch nach Spiekeroog zu kommen, obwohl die Wettervorhersage ein Regenfront aus West ankündigt.

Noch aber genießen wir die laue Abendstimmung bei Rinderrouladen und Kartoffeln. Dann verzieht sich Manfred in seine Koje. Gaby und ich lesen und halten fleißig Ausschau. Mit hereinbrechender Dunkelheit kommen uns etliche holländische Yachten entgegen, die sich wohl auf dem Heimweg befinden. Wir erleben die erste lauschige  Sommernacht auf See in diesem Urlaub. Dies sollte sich mit unserer Morgenwache ab 6 Uhr des nächsten Tages eklatant ändern... aber zunächst einmal kommt Manfred so um 00.30 Uhr aus seiner Koje und übernimmt die Schiffsführung. Er versucht mit ESE Wind von 1-3 Windstärken  2-3 Stunden zu segeln. Um 3.30 Uhr gibt er auf und rollt die Segel ein - unter Maschine geht es bis 5.30 Uhr weiter nach Osten. Gaby und ich werden mit frisch aufgebackenen Croissants und Kaffee aus unserer Koje gelockt - wohlweislich, weil da draußen ekeliges Regenwetter herrscht.

Für einen kurzen Moment nur erleben wir den Sonnenaufgang, bevor sich die Wolkendecke komplett ausbreitet und es wie auch Eimern schüttet. Kurzzeitig kommt Wind auf und wir rollen das Groß aus, nur um es wenig später wieder einzurollen. Mit Regen und stark wechselnden Winden bis zu 5 Beaufort geht es weiter, bis wir um 13 Uhr an der Otzumer Balje ankommen. Dann ist endgültig Schluss mit unserer Segelgeduld. Gaby und ich durften uns zwischenzeitlich noch mal hinlegen, damit wir halbwegs ausgeruht ankommen. Der Hafen von Spiekeroog ist rappeldicke voll - wir manövrieren uns auf engstem Raum längseits einer Motoryacht - alle Yachties ringsum schauen mehr oder weniger ängstlich zu und haben Schwierigkeiten zu glauben, dass unser Manöver klappt - tut es aber und ich bin einmal mehr doch etwas stolz auf meinen Mann;-)

Nach einer kleinen Kaffeepause gehen wir duschen und ich haue mich noch mal in meine Koje. Abends vertilgen wir eine gute Portion Pasta in Tomatensauce, bummeln in den idyllischen Ort von Spiekeroog und gönnen uns noch ein Eis. Auf dem Rückweg bestaunen wir einen tollen Regenbogen über den fetten Marschwiesen - hoffentlich wird das Wetter morgen wieder besser...

Werbebild für Ostfriesland-Wetter
Werbebild für Ostfriesland-Wetter

Hafentag

Solo-Seglerin mit "Daisy" bereitet das Anlegemanöver im Hafen von Spiekeroog vor
Solo-Seglerin mit "Daisy" bereitet das Anlegemanöver im Hafen von Spiekeroog vor

Wir haben uns nach der gestrigen Nachtfahrt einen Hafentag verdient! So wird genußvoll gefrühstückt, Einkäufe im Ort erledigt und gebummelt.

Zurück im Hafen geht das Kino wieder los: die innenliegende Motoryacht, an der wir festmachen durften wie auch einige andere Yachten wollen Spiekeroog mit der nun einlaufenden Tide verlassen. Erst beäugen wir die anderen Yachties mit ihren wilden An- und Ablegeideen, gibt es doch auch schon ungeduldige Nachrücker. Welch' ein Spaß! Zumindest solange, bis wir dran sind: leider liegen wir mit unseren 2 m Tiefgang noch immer satt im Schlick und sämtliche Ablegeversuche mit Eindampfen in Vor- oder wahlweise Achterspring scheitern zunächst. Glücklicherweise ist die Motorboot-Familie eine von der geduldigen, verständnisvollen Sorte. Schlussendlich verholen wir uns nach vorn und die Motoryacht kann quasi hinten "rausrutschen". Da mittlerweile in der gesamten Schwimmsteganlage alle frei gewordenen Plätze wieder belegt sind, bleibt uns nur als Liegeplatz die gegenüber vom Yachthafen befindliche Hafenpier. Gaby lernt das Hantieren mit 2 Fenderbrettern und ich maule rum, weil ich eine unruhige Nacht und jede Menge Rost & Dreck von der Pier schon bei uns auf dem Deck sehe.

Da hilft nur eins: entspannen. Genau das machen wir. Manfred baut das Dingi zum Segelboot um, hängt unsere Hängematte zwischen Want und Yankee auf und so ist der Nachmittag mit strahlendem Sonnenschein gerettet. Ich segel bei auflaufendem Wasser bis zum Hauptfahrwasser und genieße das Solo-Segelfeeling in meiner kleinen "Daisy". Anschließend dreht auch Manfred seine Runde - Gaby lässt sich leider nicht überreden.

Als Abendessen gibt es das zuvor frisch gekaufte Gemüse in Currypaste und Kokosmilch - ein neues Bordgericht ist entstanden!

Gegenüber lässt sich eine Yacht hochkant mit ihrem Kiel im Schlick mit 20 ° Gefälle nach achtern trockenfallen - ein selten komischer  Anblick, aber die haben so etwas vielleicht schon öfter gemacht, denn am nächsten Morgen lag die Yacht am Schwimmsteg.

Yacht geparkt - alles gut!
Yacht geparkt - alles gut!

Auf nach Helgoland

Der Mond wartet nicht und so ist für unseren heutigen Törn nach Helgoland frühes Aufstehen gefordert. Gaby schmiert Brötchen, wir legen derweil ab und stauen die Fenderbretter wieder sicher an den Relingsstützen. Es wird ein herrlicher "Ritt" mit SE 4-5 und selbst ich kann dem Steuern heute nicht entsagen.

Viel zu pünktlich, nämlich genau mit Niedrigwasser kommen wir in Helgoland an. Als erstes wollen wir eigentlich tanken, müssen uns jedoch gedulden bis der 1. Schluck Tide den Wasserstand wieder anhebt. Dann macht uns noch ein holländischer Motorbootfahrer das Leben schwer und wir braten im Tankhafen in der Sonne. Letztendlich zirkelt Manni die Yacht zwischen Pier und Motorboot mal wieder auf Zentimeterlänge an den Steg und wir füllen nun endlich auch unseren Tank mit Diesel.

Jörg, ein Segelfreund aus Glückstadt ist zufällig auch mit seinem Schiff hier und sieht uns einparken. Der Yachthafen hat sich zwischenzeitlich leider auch gut gefüllt, so dass unser "Early-Bird" Vorteil dahin ist. Wir legen an einem 3-Päckchen an. Als Nachbarlieger stellt sich später raus, haben wir 8 ! junge Polinnen, die mit ihrem neuen Charterschiff nach Amsterdam wollen. Es handelt sich, soweit wir verstehen, um eine Förderprojekt und scheint gut zu gelingen. Lustige Mädels sind es!

Aber zunächst möchte ich endlich mal an den Nordstrand und baden. Letzteres habe ich bislang noch nie gemacht, da wir eigentlich immer nur im Frühjahr und Herbst nach Helgoland segeln. Es wird somit eine Badepremiere! Manni und Gaby schlendern derweil in die Fuzo und Manfred verliert einen Fliegerangriff: sein Eis verschwindet schwupsdiwups im Schnabel einer Möwe - Gaby hat sich ordentlich amüsiert.

 

Der nächste, ebenfalls sonnige Vormittag wird für die obligatorischen Helgoland-Einkäufe genutzt. Gaby und der Verkäufer bei Rickmers waren sich einig, dass mir eine taubenblaue Fleecejacke nebst weißer Weste perfekt stehen und ich kann dann auch nicht widerstehen...

Beladen mit Schnaps und Zigis und angetan mit meiner neuen Jacke finden wir Manni im Gespräch mit der polnischen Skipperin. Die Mädels wussten noch nicht mal, daß es ein Ijsselmeer und eine Staande Mastroute gibt. Für unsere vielen Tipps bekommen wir denn schnell noch eine Flasche polnischen Likörschnaps geschenkt und sie bekommen für ihre Ankunft in Amsterdam eine Flasche Sekt von Bord der Auriga.

Kurz nach 12 Uhr legen wir ab und können unterwegs fast nur motoren. Wir nutzen die Gunst der Stunde für einen Badestopp. Manfred taucht das Schiff schnell ab und kontrolliert die Opferanoden und den Bewuchs. Alles soweit in Ordnung. Wir kommen um 19 Uhr in Otterndorf fest. Tja, und somit ist unser Urlaub denn auch fast wieder zu Ende.

 

Am nächsten Tag ist es denn passend zu meiner Stimmung bewölkt. Wir können jedoch die restliche Strecke ohne Kreuzen nach Glückstadt zu Ende bringen. Dort hat Reimer uns netterweise einen Platz im Außenhafen organisiert, da momentan die Schleuse aufgrund von Reparaturarbeiten nicht aufmacht. Gaby's Freund ist auch schnell da und wir müssen jetzt nur noch das Schiff leerräumen und uns wieder an den Alltag gewöhnen. Trost ist uns jedoch, dass wir nächstes Jahr eine 5 monatige Auszeit haben werden und dann: Hello England!!!