Als wir letztes Jahr unsere Sommerreise planten, war es noch die größte Herausforderung, vier Wochen zusammenhängenden Segelurlaub mit den Arbeitgebern abzustimmen und sich familienintern auf das Ziel zu einigen. Ute wollte gern nach Schweden und mit dieser Stimmenmehrheit wollten wir Mitte Juni zu starten.
Anfang des Jahres wurden die ersten Infektionen in Deutschland vermeldet - noch „weit weg“ in Bayern, aber schnell zeigte sich, dass mit dem Virus zu rechnen ist. Wie sich zeigen sollte, wurden die Regelungen letztendlich immer verwirrender. Nach spätem Saisonstart und ersten vorsichtigen Segeltörns auf der Elbe kauften wir dann die passenden Seekarten für die Hanöbucht und starteten Mitte Juni. Uns war jedoch klar, dass wir aufgrund der unterschiedlichen Einschränkungen dieses Jahr „auf Sicht navigieren“ müssen. Außerdem war in der ersten Urlaubswoche endlich mal wieder unsere Freundin Gaby mit dabei und es galt, einen praktischen Rückreisehafen mit zu berücksichtigen.
Mit Gewitter und Gabys Ankunft beginnt unser Sommerurlaub am 13.06.2020. Wir segeln nach Brunsbüttel und können direkt in die Schleuse einlaufen, so dass wir nur 20 Minuten später im Kanal sind, wo wir noch einen kurzen Tankstopp für 360 Liter Diesel einlegen. Zuerst scheint noch die Sonne, aber dann holen uns die Schauer ein und die weitere Fahrt bis zum Ankern im Flemhuder Meer wird eher trübe. Kaum geankert, zaubert Ute Salat und Hamburger, anschließend spielen sich Gaby und Manfred als Abwaschteam ein. Gabys mitgebrachte kleine Likörchen machen das Regenwetter schnell vergessen.
Am nächsten Tag werden früh die letzten Kanalmeilen abgespult. Die Schleuse zeigt mit unserer Ankunft weißes Licht, schnell hat Ute mit freundlicher Stimme per Funk abgestimmt, dass wir erst draußen bezahlen, und schon sind wir auf der Ostsee. Der Wind aus Ost nimmt weiter zu und wir machen in Laboe fest. Bei Sonnenschein und frischem Wind machen wir einen langen Spaziergang am Strand bis nach Wendorf, genießen das erste Eis des Urlaubs und schauen den Kitesurfern zu. Den Rückweg legen wir teilweise per Bus zurück, können aber leider aufgrund der Abstandsregeln nicht bezahlen – das geht nur bargeldlos an irgendwelchen Automaten (die natürlich nicht an jeder Bushaltestelle stehen…).
Am Montag, dem 15. Juni öffnen die dänischen Grenzen für Schleswig-Holsteiner und wir segeln hoch am
Wind gegen den anfangs frischen Ostwind. Gaby übt Steuern bei Welle und merkt, dass es gar nicht so schwer ist … denn die Wellen wollen nur spielen ;-)
Wir können mit südlicher drehendem Wind gut Bagenkop anliegen und legen in dem fast leeren Hafen als fünfter Gastlieger an. Schnell wird das obligatorische Hotdog und Eis verspeist, etwas
eingekauft und ab zum Strand direkt neben dem Hafen. Gaby befindet das Wasser als zu frisch und überlässt das Baden dann Ute und Manfred. Zum Aufwärmen liegen wir hinterher faul in der Sonne und
genießen den Urlaubsanfang. Ausklingen lassen wir den Tag beim Grillen im Hafenbereich bei romantischem Abendlicht.
Am Dienstag geht es wieder früh weiter: mit Frühstück unterwegs. Sobald wir gesättigt sind, setzt sich passenderweise leichter Westwind durch und wir lassen uns mit ausgebaumtem Yankee nach Osten bis Nysted schieben und genießen die Sonne. Die Suche nach einem Restaurant in Nysted endet dann im Hafengrill, das kleine Städtchen träumt noch vor sich hin…
Mit Ziel Klintholm wollen wir eigentlich weiter, entscheiden uns vor Gedser jedoch, bei ENE-Wind mit Kurs Richtung Rügen abzusetzen, anstatt bis Klintholm zu kreuzen. Vorm Dornbusch müssen wir dann nur einen kleinen Höheschlag machen und kommen abends nach 64sm im vollen Hafen von Kloster längsseits fest. Am nächsten Morgen können wir auf einen freien Boxenplatz verholen und gemütlich im Cockpit frühstücken. Heute wird Hiddensee bei schwülwarmem Wetter bis Vitte erwandert.
Am Freitag, den 19. Juni werden wir von dem Grummeln umliegender Gewitter geweckt. Auf dem Weg nach Stralsund erwischt uns ein fetter Schauer, aber zumindest können wir bei nördlichen Winden die überwiegende Strecke gut segeln. In Stralsund machen wir bei Nieselregen fest und bauen unser Cockpitzelt. Es bleibt den Rest des Tages trüb, aber überwiegend trocken. Gaby kauft sich für ihre morgige Rücktour die Bahnfahrkarte, wir kaufen ein und die Mädels gehen shoppen. Abends wird noch eine Flaschenpost gebastelt mit Brief von Gaby, die später auf dem Weg nach Bornholm ihrer Bestimmung übergeben wird. Wir sind gespannt, ob sich jemals einer meldet…
Samstag regnet es Katzen, Hunde usw. Wir bringen Gaby noch zum Taxi und verziehen uns unter Deck, wo Ute einen Trost-Schokopudding zaubert. Nachmittags folgen wir dem Spruch „Seefahrt tut not“ und legen bei frischem Nordwestwind und bissigen Böen doch ab. Nach Passieren der Ziegelgrabenbrücke setzen wir Segel und rauschen bis Lauterbach, wo der Abend in der Pizzeria ausklingt.
Am Sonntag sieht die Welt schon besser aus: der Regen hat aufgehört und wir sind froh, schon in Lauterbach zu sein. Bei NW um 4 segeln wir um den Thiessower Haken und mit losen Schoten weiter nach Bornholm. Unterwegs machen wir abwechselnd unsere Mittagsschläfchen - lass den anderen doch bei dem kühlen Wetter draußen ins Trübe starren… Auf UKW-Kanal 16 verfolgen wir die Abbergung eines Kranken von einem Fahrgastschiff im Peenestrom, das funktioniert in Deutschland sehr professionell sowohl von den Seenotrettern als auch durch die Besatzung des Ausflugschiffs. Die übrig gebliebene Pizza von gestern wird als kleiner Snack zwischendurch im Ofen aufgewärmt und gegen 20:00 Uhr machen wir in Rønne fest.
Der Montag begrüßt uns mit Sonnenschein und wir machen unsere Brompton-Falträder klar. Die Suche nach einem Badestrand ist leider von wenig Erfolg gekrönt, zurück geht es mit dem Bus (wieder einmal keine Bezahlmöglichkeit für Fremde wegen Corona) und Ute findet in der Stadt ein Sommerkleid. Manfred überredet zu einem abendlichen Kneipenbesuch, der aber insbesondere wegen eines sehr unfreundlichen Wirtes schon nach nur einem Bier endet.
Bei Sonnenschein und frischem Westwind bummeln wir nur unter Yankee dicht an der Südküste entlang und
genießen die stetig wechselnden Aussichten. Den ursprünglichen Plan, dicht unter Dueodde zu ankern, geben wir bei Böen bis 22kn und um die Huk laufender Dünung auf und biegen nach Norden ab. Für
das Ankern an diesem weißen Sandstrand müssen wir halt ein andermal wiederkommen. Der Wind nimmt im Leeschutz hinter Bornholm schlagartig ab und wir motoren die letzten Meilen bis Svaneke - ein
Träumchen von Stadthafen! Die Häfen an der Ostküste sind noch leer, nur wenige deutsche und dänische Yachten liegen dort fest. Die Schweden dürfen bisher nicht nach Dänemark, was uns irgendwie
gar nicht stört…
Gleich nach Ankunft bummeln wir durch die Stadt mit vielen Lädchen für Glas- und andere Kunst. Ein goldener Ring wird Utes Objekt der Begierde, der Besitzerwechsel muss aber noch bis morgen warten. Leider schließen die Geschäfte inkl. der Eisdiele! schon um 17:00 Uhr. Nach dem Abendessen schlendern wir noch die Küste entlang am Leuchtturm vorbei und genießen die unbeschreibliche Ruhe dieses Sommerabends. Den Leuchtturm mit Wohnhaus kann man übrigens als Ferienwohnung für 20.000 DKR/Woche mieten.
Am Mittwoch ziehen wir Wanderschuhe an und laufen den Küstenweg nach Norden über Listed nach Bølshavn, wo wir im kleinen Hafenbecken eine Badestelle zur Abkühlung nutzen. Zurück halten wir den Daumen raus und ohne viel Warten nimmt uns ein junger Student mit zurück nach Svaneke, wo die nächste Bademöglichkeit inkl. Sprungturm (entstanden bei der letzten Hafenerweiterung) auf uns wartet. Für das Abendessen besorgen wir uns frisch geräucherte Makrele und Forelle sowie den passenden Kartoffelsalat… die Küche bleibt an diesem herrlichen Frühsommerabend kalt!
Donnerstag, den 25. Juni verholen wir weiter nach Allinge, leider bei wenig Wind, aber dafür bei strahlendem Sonnenschein. Von dort wandern wir zu den steinzeitlichen Felszeichnungen (Madsebakke) und durch die Blumenweisen ein Stückchen weiter Richtung Hammerhus zu dem Aussichtpunkt bei Langebjerg. Von hier kann man die ganze Nordspitze Bornholms überblicken - einfach grandios! Auf dem Rückweg kommen wir am „Domen“ vorbei, einem futuristischen Versammlungshaus in Holzbauweise, in welchem Dänen einmal jährlich über ihre Demokratie diskutieren. Den Nachmittag vertrödeln wir im Cockpit und lassen unseren Bornholm-Besuch mit einem Grillabend direkt vor unserer AURIGA ausklingen.
Die Wettervorhersage mit Westwind und Regen ab Sonntag zwingt uns zum Aufbruch - wir hätten gern noch ein paar Tage länger sommerliches Bornholm genossen…
Schweren Herzens verlassen wir bei leichtem ESE-Wind am Freitag um 07:00 Uhr Allinge und umrunden Hammer Odde. Leider müssen wir heute ein Drittel der Strecke motoren, aber die Ostsee ist spiegelglatt und glitzert in der warmen Sonne, während Hammerhavn am Horizont verschwindet und kurze Zeit später bereits Rügen voraus zu sehen ist - verschippern kann man sich dank der Windkraftanlagen eh nicht…
In Glowe finden wir einen schönen Boxenliegeplatz, auch wenn der Hafen recht flach ist. Wir schlendern die Promenade entlang und treffen ein anderes Segelpaar aus Oldersum, Utes ostfriesische Heimat. Klar laden wir Uwe und Petra auf ein Glas Rotwein an Bord ein und klar wird der Abend länger als geplant.
Am nächsten Tag ballert die Sonne vom Himmel und es ist schwülwarm - perfekter Strandtag. Das Wasser ist herrlich und wir genießen den Sommer, Ute hält es noch länger am Strand aus, während Manfred zurück an Bord das Sonnensegel anbringt und sich zum Lesen in den Schatten verzieht. Später beschäftigen wir uns mit der weiteren Reiseplanung und der alten Frage, wie man bei Westwindlage am gemütlichsten Ost gut macht. Dann machen wir noch den Gegenbesuch bei Uwe und Petra auf deren Moody 27 LUNA…
Unverständlicherweise noch müde vom gestrigen Abend legen wir am Sonntag, 28. Juni schon um 07:00 Uhr ab. Ute darf das erste Schlummerstündchen halten, während Manfred Kap Arcona passiert und auf dem AIS einen Weg durch die Kolonnen von Frachtern in der Kadetrinne sucht. Der Wind weht noch schwach aus Südwest und beschert uns ruhiges Segeln, streckenweise muss der Motor helfen, nicht zuletzt, um den Frachtern aus dem Weg gehen zu können. Bald zeigt sich am Horizont die erste Gewitterwolke, die aber südlich vorbeizieht. Der nächste Schauer trifft uns dann doch, Manfred nutzt den Regen, um das Deck sauber zu waschen und Ute verkrümelt sich zum Putzen unter Deck. Am späten Nachmittag machen wir in Hesnæs fest, eine alter kleiner Verladehafen mit einem verschlafenen Örtchen, der aber super-praktisch direkt am Eingang zum Grønsund liegt. Eine Besonderheit dieses kleinen Ortes sind die mit Reet gedämmten Häuser.
Am Montag scheint die Sonne wieder von einem blauen Himmel mit Flauschwölkchen, es ist jedoch empfindlich kalt geworden als wir ablegen und mit frischem Südwestwind durch den Grønsund und das Smålandsfahrwasser rauschen: eine schöne Sightseeingtour mit halbem Wind in den geschützten Fahrwassern. Leider dreht der Wind später westlicher und frischt weiter auf, so dass wir noch zu einem sportlichen Ritt bei zunehmendem Seegang kommen, ehe wir im Leeschutz von Agersø abfallen können. Durch einen kleinen Fjord geht es dann in das geschützte Skælskør. Das Anlegen wird durch den aus dem Noret herausfließenden Strom und die engen Liegeplätze spannend. In dem schmalen Zufluss merkt man die geringen Unterschiede von Ebbe und Flut durch das sich hinter Skælskør befindliche Noor deutlich. Skælskør bietet mit drei in Hafennähe gelegenen Supermärkten wieder alles, was man zum Auffüllen des Proviants benötigt.
Am nächsten Tag weht es ordentlich und wir bleiben im Hafen, lesen, putzen ein wenig Chrom und Messing unter Deck. Abends besuchen wir den kleinen Italiener und schauen uns einen Film auf dem Tablet an.
Mittwoch, den 1. Juli brechen wir mit Ziel Kerteminde auf. Dicke Wolken sorgen für wechselnde Winde und oftmaliges Ein- und Ausreffen des Yankee. Kurz vorm Hafen dreht der Wind auf West und nimmt weiter ab, der Ehrgeiz hat uns verlassen und wir motoren die letzte Stunde und legen längsseits im Fluss direkt an der Pier neben dem eigentlichen Yachthafen an. Auf diese Weise bereits kurz nach Mittag in Kerteminde angekommen, schlendern wir durch die Stadt, lassen es uns mit Kaffee und Kuchen bei Bäcker gutgehen und sind wieder rechtzeitig zum einsetzenden Regen an Bord.
Donnerstagmorgen scheint wieder die Sonne. Nach dem Frühstück werden die Fahrräder ausgepackt. Eine Radtour rund um das Kertenge Noor bringt uns zum liebevoll gestalteten Wikingermuseum bei Ladby. Nach dem obligatorischen Besuch beim „Waffelhusted“ radeln wir zurück zum Hafen, wo bereits Manfreds Vater Uwe mit seiner GD 28 LÜTTEN bei uns längsseits liegt. Er ist gerade auf der Rückreise von Anholt und freut sich, mit uns zu klönen und abends direkt neben dem Schiff zu grillen.
Gern wären wir noch einen Tag in Kerteminde geblieben, hätten das aber mit einer anstrengenden Tour bis zum Svendborg Sund erkauft, da erneut starker Westwind angesagt ist und wir leider nicht den flachen Teil der Beltbrücke passieren können - nein, auch nicht mit ausreichend Krängung… So legen wir am Freitag rechtzeitig ab. Noch scheint die Sonne und bei leichtem Westwind motoren wir zur Beltbrücke. Danach setzt sich der angesagte Südwest durch und dreht bei Langeland noch südlicher … das Fahrwasser zwischen Langeland und Fünen kennt halt nur zwei Windrichtungen. Sportlich kreuzen wir Schlag auf Schlag die rund 25sm bis zum Fahrwasser nach Rudkøbing auf, wo wir leider nur einen Platz im Handelshafen mit auflandigem Wind bekommen. Rudkøbing offenbart wieder viel dänisches Flair, eine hübsche kleine Stadt, die wir noch nicht kannten.
Am Samstag, den 04. Juli bleiben wir im Hafen, dicke Regelwolken ziehen über uns hinweg und der Wind heult im Rigg. Eine kleine Regenpause wird für weiteren Stadtbummel und Besuch des kleinen Sportboothafens genutzt - hier würden wir keinen Platz bekommen, vielleicht ist AURIGA einfach zu groß für dieses Revier?
Sonntagmorgen sind nur 6 Beaufort und wir wollen weiter nach Marstal, bevor der Wind erneut zunimmt. Zumindest regnet es nicht. Ute putzt die schmuddelig gewordenen Fender und der Motor schiebt uns zuverlässig durch die Fahrwasser. Später können wir sogar ein Stückchen die Fock mitziehen lassen. Bei waagerechten Regenschauern häkeln wir uns an der Pier fest … wie sich später herausstellen sollte, war das keine unserer ganz guten Ideen. Es folgt ein zweites Frühstück und eine Mittagsstunde. Nachmittags reißt der Himmel auf und wir unternehmen eine kleine Wanderung an der Küste lang zum Dorf namens Ommel.
Das windige Schauerwetter bleibt uns erhalten. Schon nach einer Nacht ist AURIGA von grobkörnigem
Sand bedeckt und damit nicht genug, auch die Vorleine ist fast durchgescheuert. Die halb verfallene Pier der ehemaligen Werft hat begrenzte Möglichkeiten zum Festmachen. Nachdem die Vorleine
eingekürzt und mit einem Lappen umwickelt an der scharfkantigen Stelle vor weiterem Leinenverlust helfen soll, wollen wir eine kleine Wanderung unternehmen. Zunächst fahren wir mit dem Bus, der
auf ganz Ærø kostenlos ist, zur Westküste nach Bregninge. Von Schauern bleiben wir bei der anschließenden Wanderung rund um das Vitsø Nor sogar fast verschont – Welch ein Glück bei diesen
monströsen Gewitter-/Regenwolken. Wir genießen die frische (Druck-)Luft und die imposanten Lichtverhältnisse im Wechsel von Sonne und tiefschwarzen Wolken. Es geht über kleine Wirtschaftswege an
der Küste entlang bis nach Søby, wo wir einen kleinen Bäcker für die Kaffeepause finden, ehe der Bus uns bei einsetzendem Regen zurück nach Marstal bringt. Unser Schiff ist inzwischen ein großer
Sandkasten geworden, man glaubt nicht, wie viel Dreck von der Pier an Bord wehen kann. Zum Abendessen wird Neues ausprobiert: Ute enträtselt das dänische Rezept auf der Spinatpackung und es
schmeckt erstaunlich … gut.
Der Dienstag bringt das gleiche Wetter wie der Vortag, es ist aber noch trocken und wir bereiten uns auf eine weitere Wanderung vor. Nach einigen Fragen finden wir den kleinen Bus nach Kragnæs, wo früher die Flotte der Marstal Schoner sein - mittel Steinbarrieren vor Eisgang - geschütztes Winterlager hatte. Den hübschen Küstenwanderweg entlang bummeln wir bis Ærøskøbing, wo Ute bei jedem der hübschen Häuschen mit Blick über die weite Bucht stehen bleibt. In Ærøskøbing angekommen, trübt es sich wieder ein, rechtzeitig vorm ersten Schauer sitzen wir in einem hübschen antiken Café am Marktplatz und bekommen einen Platz, ehe der große Ansturm einsetzt. Da die Schauer mittlerweile zum fetten Regen übergegangen sind, laufen wir zurück zur Bushaltestelle – diese Idee hatten ziemlich viele andere Touristen auch und Abstand halten ist nicht mehr möglich. Unwohl ob der dicht gedrängten Menge Menschen ohne Maske im Bus geht es zurück nach Marstal. (In Dänemark gibt es zum dem Zeitpunkt keine Maskenpflicht). Am Hafen klettert Manfred noch kurz in den Mast bei zwei älteren Herren, die verzweifelt ihr auswehendes Großfall mit dem verlängerten Bootshaken zu greifen versuchen.
Mittwoch, den 08.Juli soll es endlich weiter gehen. Wir schaufeln den gröbsten Sand von Deck. Der Wind hat abgenommen und auf Nordwest gedreht, einige Schauer sind noch unterwegs und es ist empfindlich kühl - typisches Rückseitenwetter. Mit einem Schrick in den Schoten können wir direkt auf Kiel Leuchtturm zu steuern und zwischen den Wolken lässt sich mehr und mehr die Sonne blicken. Leider verpassen wir eine Schleusung in den Kanal und sollen rund eine Stunde warten, werden dann aber freundlicherweise per Funk aufgefordert, uns noch eben schnell mit in die nächste Schleuse zu legen. So bezahlen wir dann wieder nach der Schleusung. Gegen den Wind motoren wir bis Rendsburg. Dort angekommen, spülen wir den restlichen Marstal-Sand von Deck, ehe wir in die Stadt zum Essen gehen. Der letzte Urlaubsabend klingt mit einem Film unter Deck aus.
Nachdem Ute die Brötchen bei der Hafenmeisterin abgeholt hat, machen wir uns auf die restliche
langweilige Kanalfahrt bei Regenwetter. In Brunsbüttel wird erneut getankt und wir erfahren, dass die Tankstelle wohl ab September geschlossen hat - sehr schade, da hier Ultimate-Diesel verkauft
wird. Vor der Schleuse in Brunsbüttel müssen wir wieder nur kurz warten und segeln dann die letzten Meilen nach Glückstadt bei leichtem Nordostwind.
Es gab schon besseres Urlaubssegelwetter. Aber angesichts der vielen, Corona bedingten Einschränkungen und laufenden Einreiseänderungen konnten wir trotzdem einige Seemeilen machen und Ziele erreichen. Dank der frühen Jahreszeit gab es für uns jederzeit genügend Platz in den Häfen, insbesondere in den kleineren Osthäfen auf Bornholm wäre für uns in der Hauptreisezeit wohl kein Platz gewesen. Wir sind – trotz der brisanten Busfahrt auf Marstal – gesund geblieben und auch AURIGA hat keine bleibenden Schäden mitgebracht. Selten sind wir so viel gewandert und haben sooooo lange ausgeschlafen. Daher ist der Erholungsfaktor definitiv erreicht!