Manfred-McGyver, Sklaventreiber und Meister der Schiffslackierung
Was er mag:
Was er nicht mag:
Spezialist für akribisches, ausdauerndes Teakholz-Schleifen und Gute-Laune-Verbreiter
Was er mag:
Was er nicht mag:
Für 5 Monate verheiratet mit der Festo-Handschleifmaschine, Expertin für Klebebänder-Abpulen
Was sie mag:
Was sie nicht mag:
gelegentlicher Motivations-Saboteur mit echt tollen Prognosen!
Was er mag:
Was er nicht mag:
Die Schiffsüberholung beginnt!
Zunächst wird der Mast gelegt und in die Halle der Asmus Werft transportiert. Es ist September und noch recht angenehm temperiert. Das sollte sich im Laufe des Winters, der in diesem Jahr früh begann und in 2013 sehr spät endete, noch ändern! Dabei ist die Halle der Asmus-Werft für Yachties mit Do it Self Ansprüchen der reine Luxus. Das fängt schon mit der beheizten Toilette, die stets sauber war (danke, danke Marianne!) an und endet mit dem allzeit sauberen Boden und den guten Lichtverhältnissen. Es sollte unser 2. zu Hause für die kommenden Monate werden...
Aber dass unser Mast wirklich sooooo lang ist, war mir bis dato auch nicht wirklich bewusst.
Mein Mann, der kennt da ja gar nix: frisch ans Werk ging es mit dem Anschliff der alten Farbe und dem Abkleben der nicht entfernten Teile. Und dann ging es erst richtig los: inklusive der Salinge, des Baumes und der gefühlt 100 in Einzelteilen zerlegten Maststufen wurde zig mal gemalert, geschliffen, gesäubert, abgeklebt und wieder verklebt. Erst im Frühjahr und nach gutem Durchtrocknen der Farbschichten erhielt der Mast als finale Schicht Klarlack. Diesen Farbaufbau hatten wir schon bei Seewauwi und bei meiner Jolle angewandt. Wir sind davon begeistert, weil Schmutz und weitere Umwelteinflüsse dem Lack selbst für lange Zeit nichts anhaben können und wir im Frühjahr die so versiegelten Oberflächen nur reinigen und wachsen müssen.
Nach dem Mast kommt auch das Schiff an Land: Am 25.9.2012 hatten wir dann einen Krantermin. Auriga wurde professionell an Land gehoben. Ich kann hierüber eigentlich nicht berichten, da ich nicht Augenzeuge war. Schiffe, die in 2 Guten hängend in der Luft schweben, machen mich komplett nervös. So durfte die Schiffeignerin diesen Termin im Büro "verschwitzen". Allerdings ließ ich mir unmittelbar danach berichten, dass alles wunderbar geklappt hat. Auch der anschließende Schwerlasttransport mit der Firma Wrede war professionell und zügig erledigt worden.
Das Schiff wurde fachmännisch aufgepallt und stand ab dem Zeitpunkt hoch und trocken in der großen Halle der Asmus Werft. Deutlich sich die Salzspuren der Nordsee im alten, fast nicht vorhandenem Lack zu sehen. Es betraf hauptsächlich die Backbordseite, da wir ja fast die ganze Zeit Ostwind hatten - dies als Beweis für die Glaubwürdigkeit der Schreiberin (gilt übrigens auch für alle zukünftigen Windstärken-, Wellenhöhen- und Gewitterbeschreibungen) ;-)
Nachdem Auriga ausgeräumt wurde, wurden wir erst gewahr, mit welchem Rostdampfer wir just über Nord- und Ostsee gesegelt waren. Betroffen machte mich insbesondere das große Rostloch direkt unterhalb des Auspuffs. Wir hätten zwar nicht sinken können, aber bei einer längeren Passage mit achterlichen Wind- und Wellenverhältnissen wäre das eingeströmte Meerwasser über die Achterpik direkt in die Bilge unter unseren Betten gelaufen und von da .... hmh.... wer weiß schon immer so genau, wo Wasser, insbesondere Salzwasser, seinen Weg findet.
Aber auch ohne dieses Szenario offenbarten sich uns die vielfältige Notwendigkeiten, sämtliche Bilgebereiche zu entrosten und zu primern. Dies betraf ebenso die Bilgebereiche direkt unter dem Motor wie auch den Fäkalientank und wie sich später noch zeigen sollte, ganz dringend die Bilge unter dem Warmwasserboiler. Aber hierzu später mehr...
Der Nadel-Entroster wurde zu Manfreds und Uwe's "Lieblingsgerät" und vollbrachte unschätzbare Dienste. Es zeigte sich jedoch im Laufe der Arbeiten, dass nirgendwo die Minimalstärke des Schiffsrumpfes auch nur ansatzweise in Frage gestellt werden musste. Ausnahmen waren wie bereits erwähnt, das Auspuffloch (Elektrolyse nehmen wir an) und unter dem Warmwasserboiler, wo wir punktuell die dünneren Stellen nachschweißen liessen.
Der Motorraum sah nach 23 Jahren so aus, als wenn auch hier mal Salzwasser stand. Somit musste der Motor von sämtlichen Schläuchen und Verbindungen zum Rumpf gelöst und mittels Kettenzug in die Höhe gehoben werden.
Meine Frage hierzu lautete: "Hoffentlich kriegen wir das auch alles wieder so zusammen gebaut." Antwort meines Projektleiters: "Schatz, weißt du denn nicht, dass du mit einem Schiffsmechaniker verheiratet bist?" Antwort Ute: "Wa? Ich dachte, Du bist nur als Matrose zur See gefahren und hast beim Festmachen geholfen!" Projektleiter Manfred:" Nee, mien Deern, dass war nicht nur Deckfegen und Kaffeekochen - Schiffsdiesel-betreuung war Hauptbestandteil meiner Ausbildung!" Antwort Ute: "Na guck' mal an, was man alles so erfährt, wenn man zusammen ein Schiff restauriert. Nu denn, dann brauch' ich mir ja keine Sorgen machen!".
Brauchte ich auch nicht. Er hat tatsächlich alles wieder zusammengebaut gekriegt und der Motor sprang im Frühjahr ohne zu Mucken an. Allerdings stellten wir zwischenzeitlich fest, dass die Einspritzpumpe defekt war und zum Überholen eingeschickt werden musste. Die Reparatur tat echt weh!
Auch ich habe meinen Teil zum Bilgenaufhübschen beigetragen. Die Farbe kommt aus dem Industriebereich für große Schiffe und soll uns lange vor weiterem Rostbefall schützen. Dafür stinkt sie auch entsprechend und es brauchte nicht viel Überredungskunst, auch Uwe oder Manfred zum Benutzen der 3M-Maske zu bewegen.
Bevor es an das "Neumachen" des Decks gehen konnte, musste auch hier gründlich abgerissen und ausgebaut werden. Manfred hat in äußerst schweißtreibender Arbeit mit einem Teppichentferner die aufgeklebten Antirutschbeläge entfernt. Hierzu gibt es leider kein Bild - aber ich erinnere noch genau, wie schnell er abends auf Couch in der Zeit eingeschlafen ist.
Dann folgte der Ausbau sämtlicher Luken und Fenster. Es ..... war ..... grausam .... und zeigte, dass es für Auriga höchste Zeit war, sich um sie zu kümmern, bevor größere Schweißarbeiten nötig getan hätten. Dieses Bild ist nur eine Schonversion, da ich mich nicht getraut habe, das Elend zu fotografieren, als alle Deckluken entfernt wurden.
Es war auch ein Zeitpunkt, an dem ich mich gefragt habe, ob wir den Schiffskauf nicht doch bereuen sollten. Mein Mann ist da die richtige Stütze als gnadenloser (manchmal grundloser) Optimist und Nachvornegucker gewesen. Ich hätte einfach eine Plane rübergehängt und es als Geldanlage in den Rohstoff Stahl bezeichnet, bis irgendein Entrostungswunder (also alles ohne mein Zutun) eintreten würde.
Das Wunder trat dann aber tatsächlich ein: es hatte 2 Ohren, einen Hammer, Drahtbürste oder Nadel-Entroster in der Hand und hörte auf den Namen "Manni".
Unser persönliches Fazit lautet:
Ohne diese Unterstützung und Freiräume wäre eine solche Restaurierung eine ziemlich zähe Angelegenheit. Wer so wie ich körperliche Arbeit nicht wirklich gewohnt ist, hat an den jeweiligen Folgetagen nicht unerheblichen Muskelkater und diverse Gelenkschmerzen. Deshalb war ich meinem Mann besonders dankbar, dass ich mich in den kalten Monaten öfter mal von der Baustelle fern halten und nur so viel mithelfen sollte, wie meine Arme lang wurden.
Aber wem erzähle ich dies hier eigentlich? Gehe ich doch davon aus, dass Sie, lieber Leser, der mit Interesse bis zu diesen Zeilen vorgedrungen ist, selber diese oder ähnliche Mühen zum Aufbau, Ausbau oder Erhalt seines Schiffes bestens kennt.
Ungefragte Ratschläge gebe ich an dieser Stelle aber denn doch ganz gerne mal zum besten:
1.) Sorgen Sie rechtzeitig und in ausreichender Menge für Maschinen, Klebeband, Schleifpapier, Nitroreiniger, Terpentin, Schutzmasken und -brillen, Putzlappen und Farbe in mehr als ausreichender Menge. (Häufig können nicht benötigte Gebinde wieder zurück gegeben werden.) Nichts ist ärgerlicher, als am Samstag Nachmittag die 2. Schicht Lack (naß in naß sozusagen) auftragen zu wollen und: die Farbdose ist leer. Das macht Frust, wenn dadurch z.B. Ansätze oder zusätzliche Schleifarbeiten entstehen
2.) Selbst bei allergründlichster Kostenkalkulation vorab (jaaaah, haben wir auch gemacht): rechnen Sie pauschal mit dem Doppelten, dann passt's schon. GLAUBEN SIE DAS JETZT EINFACH MAL ...
3.) Regelmäßige, kurze Arbeitspausen bei 6-8 Stunden körperlich vielleicht ungewohnter Anstrengung verlängert die Ausdauer, die Laune und sorgt für nötigen Abstand zur Schleiferei, Fizzelei, Malerei ...
4.) Wenn Sie ein "Projektteam" haben, machen Sie sich schlauerweise vor jedem Arbeitstag Gedanken, wer mit welcher Arbeit am besten klar kommt und in welcher Reihenfolge was geschliffen, abgeklebt, gemalt werden sollte...
5.) Ordnung, Ordnung, Ordnung ... halten und jeden Abend ein wenig aufräumen, zusammenfegen und für den nächsten Arbeitstag vorbereiten. Die ewige Sucherei macht schlechte Laune!
6.) Ganz wichtig: Abklebeband sobald als möglich wieder entfernen. Nichts, aber auch gar nichts ist ärgerlicher, als dieses Klebeband unter Zuhilfenahme von scharfen Gegenständen und um den Preis von neuen Kratzschäden entfernen zu müssen, da der Kleber fest eingetrocknet ist.
Der Transport des Mastes war die erste große Herausforderung am 17.6.2012 für uns alle: die Profilvorstagen der zwei Rollanlagen durfte auf gar keinen Fall verbogen oder gar geknickt werden. Diese Rollanlagen und entsprechende Ersatzteile gibt es nicht mehr käuflich zu erwerben und unser Konto war leergefegt ;-)
So herrschte auch ein leicht angespannter Komandoton, als es darum ging, den Mast sicher und kontrolliert aus der Halle auf den Mastenanhänger zu heben.
Hat aber geklappt!
Die Kielsohle erhält ihren Restanstrich unter den Auflagen der letzten Monate.
Das Bild ist nur leicht "gestellt" - ich mache mir vor Aufregung fast ...., naja, das kann sich jeder denken.
An dem dem Tag, den 17.6.2012, war es übrigens brennend heiß und wir hatten demnach nicht nur Schweiß vor Aufregung auf der Stirn.
War das aufregend ... und ein unbeschreibliches Gefühl, Teil dieser "Neugeburt" sein zu dürfen.
Wer nun denkt: Ende gut alles gut und es kann mit dem Segeln losgehen, der irrt gewaltig. Bis Ende Juli wurden die neuen Navigationsgeräte und der Plotter installiert, die komplette Elektronik
neu verkabelt, der neue Geräteträger angeschweißt und ebenfalls mit Antennen und Kabeln bestückt und und und... Der Sommer hat uns dabei auch nicht im Stich gelassen. Unvergesslich waren die Tage
bei weit über 30° und im absoluten Windschatten hinter dem Restaurant "Zur alten Mühle" im Glückstädter Hafen. Gelegentlich sind wir einfach ins Hafenbecken gesprungen, um etwas Abkühlung zu
finden.
Dank des wirklich unermüdlichen Arbeitseinsatzes von Manfred wurden wir dann doch ziemlich punktgenau zu unserem Urlaub Anfang August fertig. Aber diese Erlebnisse finden sich schon in der
nächsten Rubrik "2. Urlaub. Genießen & Entspannen". Viel Spaß beim Weiterlesen!