Eine anstrengende Wanderung auf einem „sentier de Douaniers“ mit Wind von hinten verschafft uns am Pfingstmontag, 6.6.2022, Lust für den folgenden Segeltag. Es geht im Nieselregen los gen Dieppe. Gegen Mittag reißt der Himmel auf, der Wind dreht unvermittelt von SE auf SW und brist von 2 auf 4 -5 Windstärken auf. Die frische junge Welle freut sich dermaßen, dass sie kreuz und quer schlägt – des Seglers Leid. Erst gegen Abend nimmt der Wind auf angenehme 3 – 4 ab und die Welle ist nun auch artig.
Und hier kommt St. Valerie en Caux mit Sonnenschein!
Dieppe ist einer unserer Lieblingshäfen, wenn auch mit rund 50,-€ recht teuer. Von hier aus geht es am 8.6. mit dem Bus nach St. Valerie en Caux, weil sich gerade die kleineren Orte in den Klippeneinschnitten ihre Ursprünglichkeit bewahrt haben. Aber St. Valerie ist eine Enttäuschung – wie wir später erfahren, wurde der Ort 1940 stark bombardiert, weil sich hier noch eine britische Streitmacht gegen die anrückende deutsche Armee verteidigt hatte. Auch die Touristen sowie die Geschäftsleute wissen das – viele Geschäfte sind geschlossen und es ist nix los. Da wir keine 3 Stunden auf den Rückbus warten wollen, kommt unsere alte Taktik „Daumen raus“ wieder ins Spiel. Und siehe da, auch die Franzosen sind nett. Ein älterer Herr mit Hund hält an und meint, dass wir hier für einen „Lift“ nach Dieppe falsch stehen. Er nimmt uns ein Stück mit und wir glauben, sogar weiter, als er ursprünglich wollte. Der Ort „Veules les Roses“ ist eines der Dörfer, die er uns empfiehlt. Hier steigen wir aus und genießen endlich die alte normannische Bauweise, die Mühle an dem Flüsschen Veule und den grandiosen Ausblick aufs Meer. Da auch der Rückfahrtbus hier an der Hauptstraße hält, verläuft diese ebenfalls völlig stressfrei. Die Fahrt führt dieses Mal auf kleineren Landstraßen näher an den Klippen und durch die kleinen Orte durch, so dass wir ein sehr schönes Sightseeing in der Abendsonne für 2 Euro pro Nase bekommen. Begeistert fallen wir abends müde in die Koje.
Veules en Roses: romantisches Kleinod an der Steilküste
Weiter geht unsere Tour an den Steilklippen der Normandie entlang nach Fécamp. Von hier aus segeln wir zur Hochburg normannischer Romantik: Honfleur. Eine tolle Stadt mir alten, abenteuerlich zusammenhaltenden Häusern und vielen Kunstgalerien.
Am Sonntag, 12.6.2022 laufen wir mit schönem Nordwest Wind und erstmals frühsommerlicher Wärme sowie Sonnenschein weiter nach Courseulles sur Mer. Dies ist ein kleiner Badeort in der Basse Normandie, dessen Hafenzufahrt bei Ebbe ca. 2 m hoch raus ragt. Beim Warten auf das abendliche Hochwasser ziehen wir mit dem Anker eine armdicke Trosse mit hoch, die sich nur sehr mühsam von unserem Anker verabschieden will.
Am Montag radeln wir die Küste entlang, an dem am 6.6.1945 der D-Day Tag begonnen hat. Zahlreiche Erinnerungen, Mahnmale und Kranzniederlegungen erinnern an das grausame Schicksal der gefallenen Soldaten – im Strandabschnitt Juno zumeist Kanadier. Wir biegen ins Landesinnere ab und sind ca 2. Stunden später in Caen. Hier probieren wir in der nachmittäglichen Sonne unseren ersten Cidre… ohlahlah, gut dass es zurück mit dem Bus geht.
St. Vaast la Houque lautet der nächste Hafen – als wir 2016 hier waren, war „tote Hose“ wie der Franzose sagen würde. Zwar müssen wir auch hier abends wieder 3,5 Stunden vor Anker warten, bevor die Hafenzufahrt tief genug ist, aber es hat sich gelohnt. Dieses Mal ist volles Leben in Gassen und im Hafen. Wir kommen neben einem in Neuhaus gebautem Holzkutter namens Freya zu liegen – Heimathafen: Glückstadt!
Mit unseren kleinen Klapprädern besuchen wir am Mittwoch, 15.6.2022 den schönen (für uns zu flachen und trockenfallenden Hafen) Barfleur. Das Dorf zählt zu den schönsten in der Basse Normandie. Wir finden: zurecht!
Unsere bereits bewährte Taktik, die Hin Tour zu einem Ziel per Rad und zurück per Bus wird auch an diesem Tag wieder angewandt. Die Busse kosten hier nur zwischen 1 – 2 Euro und wir sehen etwas mehr von Land und Leuten.
Barfleur: eine der schönsten normannischen Fischerdörfer
Am Donnerstag lassen wir uns bei wenig Wind gemütlich um das Cap bei Barfleur treiben bzw. nutzen ein wenig den Motor. Und hier sehen wir zum ersten Mal wieder Delfine!!! – ich kann mein Glück kaum fassen und springe aufgeregt auf dem Vordeck hin und her. Nach 27 sm sind wir in Cherbourg angekommen – mal wieder in einer sehr großen Marina. Hier wird Wäsche gewaschen und ein Großeinkauf im Carrefour getätigt. Es ist am Freitag, 17.6.2022 mit 30° zu heiß für weitere Aktivitäten. Ab Samstagabend bis Montag hat es hier wie angekündigt ordentlich Sturm gegeben. Selbst in dieser gut geschützten Marina waren die Masten am schwanken.
Cherbourg ist praktisch, weil alle Einkaufsmöglichkeiten vorhanden sind. Aber schön ist die Stadt und die nähere Umgebung nicht. Es ist zudem ein großer
Marinestützpunkt mit einigen Ausbildungszentren. Soldaten sehen wir keine, dafür durften wir eine (kleine) Demo gegen Atomkraft erleben. Und das in Frankreich!
In der Woche vom 20.6. - 24.6.2022 ist Manni zu Hause, um wichtige Angelegenheiten zu klären, derweil ich hier in Cherbourg auf Auriga wohnen bleibe. Nächste Woche
kämpfen wir uns dann gegen den Südwest um das berüchtigte Cap de la Hague und durch das Alderney Race weiter gen Westen.
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Heiks (Donnerstag, 23 Juni 2022 15:01)
Sehr schön mit euch im Blog durch die Normandie zu reisen- da werden viele Erinnerungen wach!
Sutje (Freitag, 24 Juni 2022 21:16)
Viel Spaß im Alderney Race. Wir hatten letztes Jahr auch Wind aus SW, aber solange der Strom von hinten kam, hat es richtig Spaß gemacht �