Seit dem Ablegen in Glückstadt im Frühjahr 2022 wurde die Technik laufend geprüft, Kleinigkeiten sofort erledigt, an der Algarve Rigg und Rumpf gewienert und gewachst und auf den Kanaren sogar der Lackpinsel geschwungen, damit die lackierten Holzteile den Süden einigermaßen ansehnlich überstehen. Natürlich macht man unterwegs das Schiff ungern zur Baustelle (zumindest nicht, wenn man noch Monate mit seiner Frau harmonisch segeln möchte), weil Werkzeug rumliegt und Stauräume ausräumt werden müssen, um an irgendwelche Ecken zu kommen. Wir brauchten nur wenige Teile von Freunden mitbringen lassen, wie z.B. einen Analog-Digital-Umsetzer für die gelegentlich ausfallende Windmessanlage. Ersetzt haben wir sonst lediglich die Verbraucherbatterien (selber Schuld) und die Druckwasserpumpe (anstatt die vorhandene Reserve einzubauen).
Natürlich führten wir aber die Arbeitsliste gnadenlos fort und waren nach Ankunft und Ausräumen gut vorbereitet. Dazu gibt es nach einer langen Reise auch bei einem erprobten Schiff immer wieder Kleinigkeiten, die optimiert werden wollen.
Ein riesiger Vorteil im Heimathafen ist die dem Schiff gegenüberliegende Bootsausrüstung Klingbeil - wie viel einfacher, als sich durch schlecht sortierte Bootsausrüster im Ausland zu kämpfen. Und zur Not gibt es ja Internet in Verbindung mit einer festen Wohnadresse und ohne Zollprobleme wie auf den Kanaren. So konnten benötigte Materialien schnell besorgt und der Bestand an Ersatzteilen ergänzt werden. Der Faktor für den Zeitaufwand beim Einkauf unterwegs ist bestimmt 10 gegenüber zu Hause...mal abgesehen von den vielen Geschichten aus der Sparte "Versand", die wir glücklicherweise nur von Berichten anderer kennengelernt haben. So ein Anker von SVB ist dann gern mal sechs Wochen im Nirwana unterwegs bis er urplötzlich auf einer Atlantikinsel auftaucht - und das ist schon der anerkannt beste Versender für Privatkunden! So kann der Urlaubsplan schnell durcheinander geraten, von dem Frust des Wartens ganz abgesehen...und ich hatte nebenbei eine gute Begründung für unseren gut gefüllten Ersatzteilvorrat.
Nach der Ankunft wurde das Schiff ausgeräumt - man staunt jedes Mal, wie viele Autoladungen nach Hause geschafft werden müssen inkl. Segel und Polster! Danach ging es den Bilgen zu Leibe, Staub und Fussel werden ausgesaugt und alles peinlich genau geschrubbt, um ja keinen Salzkrümel zu hinterlassen, der im Winter gierig Feuchtigkeit aufsaugt. In nur wenigen Bereichen wie dem Ankerkasten musste etwas Farbe ergänzt werden. Apropos Ankerkasten: wir hatten unterwegs einmal Ärger mit einer festsitzenden Sperrklinke der Ankerwinde und nahmen dass nun zum Anlass, die Ankerwinde gründlich zu überholen und Motor, Getriebe und Übergangsstück hübsch zu lackieren. Die Ankerkette wurde gedreht und bei der Gelegenheit die Markierungen neu gemalt. Die Kette ist alle 10m mit ein paar weißen Gliedern versehen, zusätzlich bekam sie jetzt noch ein paar Gurtbandstreifen eingenäht, damit die ausgelaufene Kettenlänge erkennbar ist, sollte "Mann" sich verzählt haben...
Zwischendurch ging es für ein Wochenende an Land für frische Opferanoden und Antifouling. Bei der Gelegenheit wurden gleich zwei alte Seeventile ersetzt. AURIGA ist wieder fit für den Winter im Hafen und die kommende Saison (oder zwei - je nachdem, wie gut das Antifouling durchhält...)
Das Abarbeiten der Einkaufsliste war wie oben angedeutet zügig erledigt und Manfred konnte sich den Bastelarbeiten widmen.
Ein schönes Erfolgserlebnis war die Überholung des Betriebsstundenzählers integriert im VDO Drehzahlmesser. Diesen hatten wir bereits in 2014 teuer überholen lassen, aber wie sich nun herausstellte, hatte der gute Mann ein bekanntermaßen alterndes Zahnrad nicht gleich mit ersetzt. Das konnte ich nun in Eigenregie erledigen für einen Zehntel der "professionellen" Überholung. Gut investierte zwei Stunden Arbeitszeit...und dazu ein Zahnrad, dass sich nicht mit dem vorgesehenen Öl über die Jahre auflöst. Ja, natürlich habe ich die fehlenden Stunden nachgestellt, schließlich sind die Betriebsstunden eine wichtige Eingangsgröße für meinen Excel-Wartungsplan...:-)
Die beiden Reserve-Seewasserpumpen der Hauptmaschine wurden instand gesetzt und die eingelaufenen Wellen mittels Speedy-Sleeves repariert - eine geniale Erfindung von SKF! Auch der Ventilator im Maschinenraum bekam neue Lager, brummt nun nicht mehr und verbraucht nur noch ein Drittel des Stroms.
Die Lichtmaschine erhielt neue Kohlen und der Schalter des Generators wurde überholt, die WCs haben nun bessere Dichtringe, die Kontrolllampe der Heizungspumpe leuchtet wieder und die Vorschiffstür hat einen Feststeller, der im Gegensatz zum vorher eingebauten Magneten auch im Seegang halten wird,...
An unserem Liegeplatz in Glückstadt kommt nun die neu gebaute Stahlpier näher, Anlass genug, jetzt endlich einen galvanischen Trenner einzubauen, damit unsere Opferanoden nicht auch für die Pier zuständig sind, sobald wir z.B. im Winter zur Heizperiode Landstrom legen.
Unser geliebter Batteriemonitor von Mobitronic hat jetzt leider ganz den Geist aufgegeben, nachdem er schon seit Jahren immer eine wenig zickig war...also musste hier Ersatz in Form eines modernen Philippi-Gerätes her. Wie immer war am Einbau das größte Problem, die Kabel irgendwo in den Weiten der Bilge und hinter Verkleidungen von A nach B zu bekommen, aber umso mehr freut man sich, wenn das neue Gerät auf Anhieb funktioniert.
Ich hatte ein wenig Zeit und endlich eine kleine Werkbank für den Winter gebaut - die bisherige Lösung mit einer dicken Pappe auf Ablage und Cerankochfeld war nie wirklich schön, aber der Platz direkt am Niedergang einfach zu verlockend für Farbtöpfe etc...
Nach jahrelanger Suche hatte ich bereits unterwegs eine gebrauchte Winsch für die Rolleinen vom Großsegel erworben, die tatsächlich passte, ohne neue Löcher bohren zu müssen. Nun steht nicht mehr Barbarossa, sondern Harken obendrauf, sie ist aber aus der gleichen Serie, endlich selbstholend und hat zudem den ersten Gang bereits untersetzt. Die alten Hebelklemmen davor bekamen ein neues Innenleben, so dass auch dieser Bereich jetzt wieder hübsch ist und besser als vorher funktioniert.
Die letzte und etwas größere Baustelle waren wie immer die kleinen Roststellen, per se nichts aufregenden - mal abgesehen von dem Rost unter dem Großsegel-Traveller, der aber dem an dieser Stelle 8mm dickem Stahl nicht wirklich etwas anhaben kann. Leider wollten sich die Schrauben auch mit Riesen-Schraubendreher und aufgesetztem Schlüssel nicht lösen und mussten per Schlagschrauber "überzeugt" werden. Nur zwei Sturköpfen musste ich die Köpfe ausbohren - selber Schuld. Das Entrosten ging dann abgesehen von der unglücklichen Arbeitshaltung bei Stellen unter der Schanz und der anschließenden Reinigungsaktion zügig voran und bald wird man auch von dieser Arbeit nichts mehr sehen, wie ich mich überhaupt jedes Frühjahr frage, was ich den ganzen Winter gemacht habe...aber das geht wohl allen so!