Der Hafen von Funchal ist genauso schaukelig, wie uns bereits von anderen Seglern berichtet wurde. Alle Wellen aus östlichen Richtungen laufen problemlos zwischen den Molen rein und schaukeln sich auf. Glücklicherweise haben wir einen guten Platz bekommen, wo wir rückwärts neben einem Fingersteg zusätzlich mit zwei Mooringleinen nach vorn abgesichert sind. Trotz Ruckfendern und doppelten Leinen ruckt es jedoch zeitweise ordentlich. Tröstlich ist, dass die anderen Häfen auf Madeira eher schlechter sind, was bei der geringen Besucherzahl (rund 800 Yachten besuchen pro Jahr Porto Santo / Madeira) und nur wenigen einheimischen Seglern nicht verwunderlich ist.
Es liegt aber nicht am nächtlichen Schaukeln, dass uns dieses Mal die Recherche örtlicher Busverbindungen schwer fällt: Auf Madeira gibt es 5 verschiedene Busgesellschaften, keine einheitliche App, Google Maps kennt ebenfalls nur einen kleinen Teil und auch das Tourist Office kann nicht weiter helfen. Nachdem wir etliche Stunden und 12 Euro für eine Buslandkarte ausgegeben haben, sind wir immer noch weitestgehend ratlos. Wir schaffen es noch nicht einmal, die Bushaltestelle für den Bus zum botanischen Garten hoch am Berg von Funchal zu finden. Kurzerhand genehmigen wir uns mit einem anderen deutschen Paar ein Taxi. Nach dem Besuch des bezaubernden Gartens mit vielen, für uns neuen Pflanzen (die Bezeichnung ist fast immer lateinisch) geht es zu Fuß extrem steil bergab. Das hatten wir unterschätzt – die Oberschenkel brennen und die Knie knarzen - freiwillig folgt keine Wiederholung!
Anderntags schaffen wir es denn doch, einen Bus zu finden, der uns zu einem beliebten Ausstiegsort für Levada Wanderungen bringt. Beliebt auch bei den tausenden Kreuzfahrttouristen, wie wir bei einer kurzen einfachen „Probewanderung“ feststellen. Kurzentschlossen biegen wir in den PR 10 ab – eine echte Levada Wanderung mit 11 km Gesamtlänge. Der Weg bleibt zwar zumeist auf einer Höhe, verläuft dafür aber mit steilen Abhängen direkt neben den berühmten Wasserläufen entlang. Wie immer fängt es für uns harmlos an, am Ende kommt es dann mit sehr schmalen Stiegen (ein Weg ist das nicht mehr)neben der Levada dicke. Auch wenn der Abgrund mit dünnen Eisengeländern gesichert ist, würde ich am liebsten umdrehen. Aber 9 km zurücklaufen ist auch keine Option. Manni hat noch die Muße, viele schöne Fotos zu machen und mein Höhenelend fest zu halten. Ich gucke gar nicht nach unten oder in die Ferne, sondern folge mit meinen Augen meinen Füssen und dem rechtsseitigen Wasserlauf. Am Ende der anstrengenden Wanderung sind wir stolz und sehr glücklich, die tolle Natur nahezu alleine erlebt zu haben. Die 40 km zurück schaffen wir mit einem netten deutschen Ehepaar, die uns mit ihrem Leihwagen bis zum Flughafen bringen. Von hier fahren regelmäßig Busse nach Funchal.
Nicht nur Vergnügen hier in Funchal: Den nächsten Nachmittag war ein technischen Dienst angesagt, da unser Windmesser ab und zu ausgefallen ist. Der Umsetzer, der das analoge Signal in NMEA2000-kompatible Sprache dolmetscht, konnte dabei von den restlichen Instrumenten nicht mehr erkannt werden. Eine Rücksprache mit Raymarine ergab, dass dieser sogenannte Wind-POD nicht mehr angeboten wird (warum wohl?!?) und durch ein Nachfolgemodell namens iTC-5 ersetzt wurde…das ist inzwischen auf dem Postweg bei unserem nächsten Mitsegler Benno angekommen und wird mit ihm nach Ostern auf Madeira ankommen. Natürlich kann man das nicht mal eben tauschen, da das neue Gerät anders an den NMEA-Bus angeschlossen wird. Das Verlegen eines anderen Kabels stand uns ziemlich bevor, weil Manfred diesen Kabelweg zum Mast noch in schlechter Erinnerung hatte. Das alte Kabel haben wir dann mit viel Spüli und Fett durch hin und herziehen „gefügig“ gemacht und so ließ sich das neue Kabel daran befestigt anstandslos durch den eigentlich zu kleinen Kabelkanal ziehen. Nun ist alles für das neue Gerät vorbereitet und wir hoffen, dass nach dem Wechsel insbesondere der Autopilot wieder durchgängig mit dem Windmesser redet, auch wenn AURIGA in der Nacht vor Madeira nach Ausfall des Autopiloten einfach geradeaus weiter gesegelt ist…
Nach dieser pfriemeligen Aktion können wir wieder einige Ausflüge unternehmen – sogar per Bus. Wer die Rodoeste Busse sieht, denkt und fühlt sich unweigerlich in die 60iger Jahre zurückversetzt, so alt scheinen diese Verkehrsmittel zu sein. Sie fahren uns aber zuverlässig an der Südküste entlang nach Westen – hier gefiel uns bislang Ribeira Brava am besten. Ein kleiner, nicht überlaufener Fischerort, der mit einer für Madeira selten gut geschützten Badestelle und ein klein wenig Sandstrand aufwartet.
Fallwinde am Flughafen von Madeira und die Folgen
Ab Dienstag, 4.4.2023 sollten wir eigentlich bis Sonntag ein Auto zur Verfügung haben: Ein junger Mann, den wir im Hafen von Ayamonte (Spanien) Anfang November 2022 (!) getroffen hatten, gab uns seine Visitenkarte mit der Aufforderung, uns zu melden, sobald wir auf Madeira seien. Er wohnt hier in der Winterzeit und ist ein sogenannter „Digital Nomad“. Da sich die Mietwagenpreise in der Osterzeit grob mal eben verdoppeln, haben wir ihn angerufen und nach Tipps gefragt. Was sollen wir sagen: während er eigentlich über die Ostertage nach Lissabon fliegen wollte, hätten wir seinen alten Audi A 3 gegen ein geringes Entgelt nutzen dürfen. ABER… am Dienstag und Mittwoch hat es hier so die Berge runter geweht, das 47 Flüge ausgefallen sind (Madeira ist hierfür berüchtigt!). So haben wir die Mobilität per Auto nur 1,5 Tage nutzen können und ihn am Mittwochabend frustriert (er genauso wie wir!) wieder vom Flughafen abgeholt. Plan B sah vor, dass wir dann eben über Ostern Porto Santo besuchen: ca. 40 sm motoren, kreuzen oder motorsegeln. Da wir unseren lieben Freund und Mitsegler für die Azoren am Donnerstag, 13.4. aber hier in Funchal erwarten, hätten wir eine feste Reservierungszusage für einen Liegeplatz in der Marina Funchal ab dem 12.4.2023 benötigt. Der Hafen ist klein, die Plätze rar und 5 Tage im Voraus nimmt man keine Reservierungen an. Das ist uns zu heikel, zumal das Wetter über Ostern auch sehr windig und möglicherweise regnerisch sein soll. Wir bleiben also noch eine Woche hier.
Wir nutzen das Auto, um die Nordseite von Madeira zu besuchen. Das Wetter ist hier immer wolkiger, kälter und auch feuchter. Dafür ist die Natur atemberaubend, vor allem das Meer brandet gegen die Küste und versprüht seine Aerosole. Wir besuchen Seixal und Porto Moniz, wo es Naturschwimmbäder gibt. Der Kontrast zur Südküste wie auch der Blick auf die anrollenden Wellen sind beeindruckend, uns ist es jedoch zu frisch, um baden zu gehen.
Apropos Kreuzfahrten: hier in Funchal liegen fast jeden Tag mindestens zwei wenn nicht sogar 3-4 Schiffe an. Dann sind mal eben 7.000 bis 10.000 Touristen in Funchal und auf der Insel unterwegs. Man merkt es insbesondere an den Preisen hier in Funchal. Auch ich bin im Mercado (täglicher Obst- und Gemüsemarkt) auf die exorbitanten Preisvorstellungen reingefallen. Für ein paar exotische Früchte wie Ananas Banana, Pitaya, diverse Maracuja Früchte und eine Anona habe ich 45 Euro hingeblättert … und mich hinterher schwarzgeärgert! Das Obst gibt es sowohl im Supermarkt wie auch bei den kleineren Gemüsehändlern für 1/4 des Preises. Okay, gehört auch dazu, wenn man mit der Begeisterung des „Angekommen seins“ gleich einkaufen geht.
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Nanni und Gerd (Freitag, 07 April 2023 20:27)
Ute, Manni, ich garantiere euer erstes Buch mindestens 1 x zu kaufen . Wir sind jedes mal von eurer Berichterstattung begeistert, authentisch, nachvollziehbar und mitreißend.
Danke das wir virtuell mitreisen dürfen ��
Lummi (Samstag, 08 April 2023 13:44)
Dem Beitrag kann ich nichts hinzuzufügen, auch wir werden mindestens ein Buch kaufen ��
Liebe Grüße,
Thekla und Lummi
Andreas-Michael Gast (Dienstag, 11 April 2023 01:12)
Moin, moin Ute und Manfred,
Frohe Ostern für Euch auf der Blumeninsel im Nordatlantik!
Wenn Ihr ein Buch schreibt - ich kaufe es...
Mit besten Grüßen
Andreas-Michael Gast