· 

Ruegen und Meck-Pomm haben auch ihre Reize

Am Dienstag, 3.8.2021 lösen wir wieder die Leinen, aber nur um die Nordostspitze nach Hasle zu umsegeln. Das Wetter ist noch bewölkt, als wir im großen Hafenbecken hinter einer holländischen großen Motoryacht anlegen. Nachdem wir das Motormuseum besucht haben, geht Manni in der schicken Meerwasser-Badeanstalt schwimmen. Ich putze im Sonnenschein endlich das Niro an Deck. Zum Abendessen gönnen wir uns leckere Pfannkuchen mit Blaubeer-Kompott. Am nächsten Tag radeln wir nach Rönne, um den obligatorischen Corona-Test für die Einreise nach Deutschland zu bekommen. Ein herrlicher Radweg führt uns in die Inselhauptstadt und nach einigem Suchen finden wir auch das Testzentrum. Manni fährt mit dem Rad zurück, während ich den Rest des 10er-Tickets für den Bus verbrauche.

Dann gehe auch ich mal wieder schwimmen. Am Nachmittag trudeln dann auch Schwiegervadder Uwe mit Enkel Hans ein. Es werden Neuigkeiten ausgetauscht und wir verabreden uns zum Abendessen in dem toll gelegenen Bistro Kabyssen und genießen den freiem Blick auf den Sonnenuntergang.

Rügen ruft... wir kommen :-)

Am Donnerstag, 5.8.2021 legen wir ab Richtung Sassnitz auf Rügen. Zunächst müssen wir den Motor bemühen, bis um 9.20 Uhr Ostwind einsetzt, der sich später auf 4-5 Windstärken aus Nordost verändert. Es geht am Windpark „Adlergrund“ vorbei durch das küstennahe und vielbefahrene Fahrwasser vor Rügen nach Sassnitz. Um 17.15 Uhr haben wir unsere Leinen wieder fest gemacht. Der Hafen entpuppt sich bei der Windrichtung und –stärke als sehr ungemütlich, es ruckt und schaukelt dermaßen, dass man denken könnte, man wäre noch auf See. Ein abendlicher Spaziergang durch die Ortsteile von Sassnitz zeigt uns die unterschiedlichen Bebauungsstile der letzten 100 Jahre. Am schönsten ist es im ursprünglichen Teil nordöstlich.

Gern wären wir noch einen Tag geblieben, um endlich zum Kaiserstuhl zu wandern, aber die Schaukelei nervt.

So segeln wir bei angenehmen 3 Windstärken weiter in die Having. Östlich von Baabe fällt der Anker auf 3,5 m Wassertiefe. Am Abend erkunden wir mit Daisy den Zulauf zum Selliner See.

Corona Impfung in Greifswald

Nach einem erfrischenden Bad in der Having werden die Segel wieder ausgerollt – zunächst kreuzen wir uns Richtung Greifswalder Bodden, bis später der Wind absolut einschläft. Dicke Wolken tauchen auf und im spiegelblanken Wasser sieht man deutlich die Algenbelastung. Die Zufahrt nach Greifswald erfolgt über die Ryck. Der Fischerort Wiek an der Flußmündung gelegen versprüht holländisches Ambiente, was auch an der stündlich öffnenden Klappbrücke liegen mag. Wir finden eine Box bei der Hansewerft, machen uns hübsch, um in der schwülwarmen Abendluft die Innenstadt zu erkunden. Aber soweit sollten wir gar nicht kommen, weil ein Hinweisschild für spontane Corona-Impfungen auf dem Gelände eines kleinen Streetfood-Festivals uns zurück an Bord gehen lassen. Ausgerüstet mit unseren Impfbüchern lassen wir uns wenig später mit Johnson & Johnson impfen. Unsere Freude ist riesig, bald endlich eine gewisse Sicherheit zu bekommen und nebenbei den in Deutschland bestehenden Restriktionen zu entkommen.

Alles hat seinen Preis: schon in der Nacht bekomme ich leichtes Fieber und auch Manni wälzt sich rum. Somit vergeht der Sonntag mit ausruhen und abwarten, dass die Impfreaktionen nachlassen. Am Montag, 9.8.2021 geht es uns zumindest wieder soweit gut, dass wir gemütlich in der hübschen, mit Backsteingotik ausgestalteten Altstadt bummeln gehen können.

Übrigens, auch an Bord wird ca. 1 x  pro Woche sauber gemacht: Staubsaugen, Toiletten- und Waschbeckenreinigung und gelegentlich den Freezer vom Tauwasser befreien sind nur die wichtigsten Reinigungsmaßnahmen. Nicht das der Eindruck entsteht, wir verschlampen in unserem Seglerdasein!

Am Dienstag, 10.8.2021 fühlen wir uns wieder fit genug, um unsere Reise fort zu setzen. Eigentlich hätten wir gern an der südlichen Küste von Rügen geankert. Das Wetter ist jedoch umgeschlagen, es weht aus SW mit gelegentlichen Gewitterschauen. So passieren wir ziemlich flott die Ziegelgrabenbrücke vor Stralsund. Über dem Bodden zwischen Hiddensee und Rügen ziehen sehr dicke Gewitterwolken hinweg, die Segler Richtung Kloster nehmen vorsichtshalber die Segel runter. Wir sind gegen 14.30 Uhr fest in Barhöft und die Sonne scheint schon wieder, so dass sich ein tolles Naturschauspiel ergibt. Manni legt sich tatsächlich kurz hin, weil er die Impfung noch nicht ganz „verdaut“ hat, während ich ein wenig die nähere Umgebung ablaufe. Viel zu schauen gibt es nicht und die vielen Mücken treiben mich zurück an Bord.

Hier in Barhöft erleben wir einige der abenteuerlichsten Anlegemanöver  von älteren Herrschaften, die wir auf der ganzen Tour so nicht gesehen haben. Selbstverständlich schauen wir nicht nur, sondern helfen, bevor das Manöver endgültig mit Schaden endet.

Trotzdem muss ich mal anmerken, dass die Selbsterkenntnis und Bereitschaft zum Entschuldigen, wenn es denn mal schief geht, leider nicht mehr vorhanden ist. Selbstreflexion ist der erste Weg zur Besserung – ich glaube , dass es in den kommenden Jahren weiter „lustig“ wird in den Häfen der Ostsee.

Am Mittwoch legen wir wieder einen Hafentag ein. Heute reicht die Kraft wieder aus für eine längere Wanderung. Barhöft bietet einen schönen Weg im Wald und am Bodden entlang mit Blick auf Stralsund.

Kühlungsborn und Wismar erwarten uns auch schon

Hätten wir am 12.8.2021 gewusst, dass uns der Wind so im Stich lässt, wären wir wohl noch nach Hiddensee gefahren. So aber stehen wir hoffnungsfroh auf, soll es heute doch weiter bis Warnemünde gehen. Mit vielen anderen Seglern, die ähnlich wie wir auf Ostwind hoffen, geht es die schmale Rinne an Hiddensee westlich raus Richtung Westen. Abends nach einem Badestopp auf Höhe von Warnemünde entschließen wir uns weiter zu fahren nach Kühlungsborn. Zwar wird auch die Abendbrise schnell wieder mau, aber wir haben Meilen nach West gut gemacht, da es die nächsten Tage wieder ordentlich aus ebendieser Richtung wehen soll.

In Kühlungsborn läuft der Tourismus auf Hochtouren. Auch wenn – wie wir später erfahren sollten – die Auslastung nur 80 % der Betten beträgt, hier auf der Strandpromenade Kühlungsborn Ost tummeln sich die Menschen. Wir schlürfen einen viel zu teuren Aperol bzw. ein schlechte Erdbeerbowle, bevor es müde in die Koje geht.

Am Freitag, den 13.8. machen wir eine schöne Radtour nach Heiligendamm. Auch die dortige Beach Bar findet unsere Zustimmung – bei einem netten Gespräch mit einem Ehepaar aus der Immobilien-Projektierung und -vermietung erfahren wir so einiges zur hiesigen Hotellerie- und Appartement Vermittlung. Corona hat hier seinen Spuren hinterlassen, Mitarbeiter fehlen und Zulieferer haben Kapazitäten abgebaut. Der Nachmittag lässt noch Zeit für den obligatorischen Lebensmitteleinkauf, bevor wir um 18 Uhr unser „Date“ mit der Waschmaschine wahrnehmen.

Am heutigen Samstag steht etwas auf der „müssen wir 1 x gemacht haben“ Liste: Klettern im Hochseilgarten. Mir geht schon beim Warten in der Schlange die Düse, aber gekniffen wird nicht.

Nachdem ein freundlicher Mann uns das Klettergeschirr erklärt hat geht es hoch in die Bäume. Wir versuchen uns zunächst an dem sogenannten Fitness Parcours. Die ersten Passagen bewältige ich noch gerade so mit meiner Höhenangst. An einer Stelle jedoch verlässt mich jeglicher Mut und ich rufe nach Hilfe: mit einem Bein stehend in einem Steigbügel gefühlt 7 m über dem Boden habe ich die „Ankunft“ beim nächsten Baum verpasst und hänge nur einen minikleinen Meter entfernt von der rettenden Plattform. Hilft nix, ein Mitarbeiter muss mich mit einem Haken ranziehen. Die restlichen 2 Herausforderungen meistere ich rollend / rutschend auf den Gleitrollen. Puh, bin ich glücklich, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Manni macht noch weiter und  genießt unter anderem eine Seilrutschpartie auf einem Fender sitzend.  Der anschließende Kuchen und Kaffee bringt meinen Pulsschlag wieder in normale Bereiche. Abends zieht sich der Himmel zu und es weht ordentlich aus West.

Backsteingotik in Wismar und Regen in Boltenhagen

Heute geht es zur nächsten „Challenge“: Kreuzen ist angesagt, wollen wir doch weiter nach Wismar. Ich glaube, das letzte Mal war die Strecke von Ruhnu nach Pärnü, die wir im Zickzack bewältigt haben. Auch wenn wir uns nicht wirklich beschweren dürfen, Vergnügen sieht anders aus.  In Wismar dauert es, bis wir uns für eines der drei Hafenbecken entschieden haben. Abends ist es wieder sommerlich warm geworden und wir gönnen uns direkt am Marktplatz von Wismar im Restaurant „Alten Schweden“ ein leckeres, regionales Essen. Auch hier flanieren viele Touristen durch die malerischen Gassen der Altstadt. Wir werden uns die kommenden 2 Tage hier aufhalten, da das Wetter sehr herbstlich werden soll.

Zum Glück hat Wismar viele schöne Bauten, Kirchen und Museen, die sich fast ausschließlich mit der Backsteingotik beschäftigen. Wir bewundern die beeindruckenden Kirchenbauten (nicht die damit verbundene Idee), die unheimlich aufwändige Restauration alter Gemäuer, die seit der Wende wieder in neuem Glanz erstrahlen und beschäftigen uns im Museum „Schappell-Haus“ mit der Historie von Wismar.

Aber 2 Tage Regen reichen aus, um uns am Mittwoch, den 18.8., weiter zu treiben. Wir „verholen“ in die große Marina „Weiße Wiek“ bei Boltenhagen. Im dicksten Regenguss laufen wir zum ca. 2 km entfernten Ort Boltenhagen. Kuchen und Kaffee gehen immer, so dass wir anschließend im trockenen auf der nagelneuen Strandpromenade wieder zurück zum Hafen kommen. Wäsche waschen geht hier auch, allerdings ist es wie die ganze Marina teuer.

Das Wetter ist am Freitag weiterhin herbstlich. Wir lassen den Anker ca. 1 sm südlich vom Yachthafen vor der Steilküste fallen. Ich male endlich mal wieder Aquarell und Manni beschäftigt sich mit der Arbeitsliste für den kommenden Winter. Alles in allem ein sehr ruhiger Tag und endlich mal wieder eine ruhige Nacht vor Anker.

Auf geht es zur Sonneninsel Fehmarn

Am Freitag, 14.8.2021 liften wir den Anker und segeln bei dichter Bewölkung nach Burgtiefe auf Fehmarn. Noch beim Festmachen holt uns ein Regenschauer ein. Nun ja, so ist es seit Anfang August – Sommer sähe anders aus.

Abends kommt die Sonne raus und wir erkunden ein wenig die Touristenhochburg. Samstag geht es dann per Rad an der Steilküste im Südwesten entlang – das Wetter ist zumindest trocken. Und am Nachmittag scheint die Sonne endlich wieder vom blauen Himmel – wir nutzen den schönen Wind, um mit Daisy einige Runden in der geschützten Bucht zwischen Burgtiefe und Burgstaaken zu segeln – wie immer ein Genuß! Abends erleben wir erneut einige „spannende“ Anlegemanöver, Manni rettet einen Skipper mit seiner nagelneuen, großen Hanse vor einem Crash, in dem er beherzt an Bord springt und den Gashebel auf neutral stellt.

Am Montag, 23.8.2021 ist Mannis Geburtstag und wir überlegen hin und her, wo wir diesen „feiern“ wollen. Er wünschte sich eigentlich Bagenkop (es ging ihm nur um Hotdogs!) und ich wäre für Laboe. Mit dem Auslaufen aus Burgtiefe gehen die Diskussionen noch weiter und 3 x geraten, wo wir am Nachmittag anlegen…. genau: Laboe :-)

Geburtstagsfeier in Laboe

Hier reservieren wir für den morgigen Abend einen Tisch beim Italiener „Casa Tripaldi“ direkt im neuen Yachthafen.

Und dann ist er da, der Geburtstag! Auch die Sonne freut sich mit uns, so dass wir erneut eine schöne Wanderung auf dem Fördeweg bis Möltenort machen können. Hier erfahren wir bei günstigen Kaffee im örtlichen Freiwasserbad viel Politikum zur Modernisierung des kleinen Yacht- und Fischereihafens. Zurück wollen wir eigentlich „oben“ lang, aber ein Rollstuhlfahrer wies uns darauf hin, dass der Weg an der Hauptstraße entlang führen würde. Da ich heute ja mal nix sagen durfte als Geburtstagsvolk vom Geburtstagskönig freue ich mich natürlich diebisch, dass wir einen externen Tipp bekommen haben. Den restlichen Nachmittag verbringen wir bei Sonnenschein im Cockpit. Abends lassen wir uns im Tripaldi gut verwöhnen.

Heimatfahrt

Und nun geht es am Dienstag, 24.8.2021 final Kurs Heimathafen. Dazwischen liegt jedoch der Nordostsee-Kanal mit seinen rund 96 km langweiliger Motorstrecke. Und die Kiel-Holtenau Schleuse meint es leider auch nicht gut mit uns: rund anderthalb Stunden Warterei werden mit Schiffputzen und Loggeziehen zum Pocken entfernen überbrückt. Wir kommen bis Klein Westerland, wo man zwischen merkwürdig gesetzten Dalben festbinden kann. Ein sehr unruhige Nacht aufgrund des Dampferschwells vorbeifahrender Frachtschiffe lässt uns am nächsten Tag fluchtartig den Liegeplatz verlassen. Das Wetter verschlechtert sich im Übrigen auch schon wieder. Um 10.45 Uhr kommen wir aus der Schleuse in Brunsbüttel (dieses Mal ohne Wartezeit) raus und rauschen mit 5 Windstärken, in Böen 7 aus Nordwest nach Glückstadt. Es regnet und weht – komisch, so waren wir auch in die Auszeit gestartet. Die Nacht bleiben wir noch an Bord und freuen uns schon auf unser zu Hause.

Ein toller Sommer geht zu Ende…nein, das stimmt nicht! 14 Tage später geht es noch mal für 2 Wochen auf die Nordsee, wo uns auch unsere liebe Freundin Gaby begleiten wird. Amrum, Föhr und Helgoland bei spätsommerlichem Wetter versöhnen uns mit dem schlechten Wetter im August. Danach ist die Segelsaison für uns aber definitiv zu Ende. Der Alltag hat uns wieder….

Statistik

Und hier für die Freunde der Statistik:

  • 119 Tage unterwegs
  • 2318 sm gesamt
  • 1403 sm unter Segel
  • 915 sm unter Motor
  • 768 Liter Diesel verbraucht (inkl. Heizung)

Kommentar schreiben

Kommentare: 0