· 

Sommer in Westfriesland - und fast zu Hause!

Für diesen Teil der Reise klappt es denn auch mit unserer Planung. Spätabends kommen wir vor Hellevoortssluis an und ankern in Noord Pampus. Dieses flache Wattgebiet vor dem riesigen Abschlussdeich der Osterschelde bietet uns auch für zukünftige Reisen den seit langem erwünschten Zwischenstopp für die lange Distanz ab Zeebrügge nach Scheveningen. Hier liegt man ruhig und sicher auf knapp 5 m Wassertiefe.

Das Geburtstags-Komitee entscheidet einstimmig: Die Party soll in Vlieland und nicht Borkum steigen!
Das Geburtstags-Komitee entscheidet einstimmig: Die Party soll in Vlieland und nicht Borkum steigen!

Somit lassen wir am Samstag Scheveningen aus und segeln/motoren nach Ijmuiden durch. Am Sonntag sind wir dann in Den Helder. Hier waren wir noch nie und sind neugierig auf die Innenstadt. Dies ist Sonntags natürlich nicht wirklich spannend, außer, dass wir einen geöffneten Supermarkt finden. Aber das bis heute noch aktive Marine Gelände Willemsoord mit einigen spannenden historischen Schiffen ist wirklich interessant.

Am Montag zeigt Manni mal wieder seine hervorragenden Watten-Schipper-Kenntnisse. Ich würde mich hier gnadenlos verfahren. Schon seit langem plädiere ich übrigens für Wegweiser an exponierten Fahrwassern und „Schiffskreuzungen“ (ebenso wie für Blinker und Bremslichter für Schiffe) – das würde die Seefahrt und die Abstimmung untereinander erheblich vereinfachen. Die Seekarten der Waddensee sind hier sehr ungünstig zusammen geschnitten und ich habe keine Orientierung. Manni zeichnet sich heute auch durch extremes Rumgezuppel an den Schoten aus – es sind genügend „Konkurrenten“ unterwegs. Leider ist unser Unterwasserschiff mittlerweile zum Algengarten mutiert und wir sind entsprechend langsam geworden. Am Nachmittag stellt sich uns dann die bange Frage: bekommen wir noch einen Liegeplatz im beliebten Yachthafen von Vlieland? Bis zuletzt war es sehr fraglich, ob wir nicht doch vor Anker gehen müssen. Aber die Hafenmeister auf ihren flotten Schlauchbooten sind wahre Meister im „wegstauen“: wir können für 3 Nächte hier liegen bleiben und dürfen am folgenden Morgen sogar in einen Boxenplatz verholen.

Unsere Lieblingsinsel Vlieland verlockt zum Bleiben

Wir haben noch 3 Tage Sommerwetter bevor die Tiefs mit Gewittern wieder die Regie übernehmen. Auch wenn der anhaltend schöne Südwestwind zum weiter fahren verlockt, bleiben wir standhaft. Dafür ist die Insel zu schön – und das Geburtstags-Komitee (unsere „stinkefaule“ Crew) für Mannis 55. Geburtstag war da sehr bestimmend und eindeutig für Vlieland. Wir radeln über die Insel, baden noch mal in der Nordsee und genießen das bunte Hafentreiben. Insbesondere das An- und Ablegen der „Braunen Flotte“ ist ein Spektakel und immer wieder wert, beobachtet zu werden.

Donnerstag herrscht leider Ostwind und die ersten Gewitter machen sich auch bemerkbar. Wir verbringen den Tag und die kurze Nacht zu Freitag vor Anker. Um 6.30 Uhr verlassen wir die Waddensee Richtung Helgoland. Einerseits haben wir Glück mit den Gewittern und Regenschauern ringsum, andererseits auch wieder Pech, für 70 % der Strecke keinen Wind zu haben. Somit zählen die rund 100 Liter Diesel, die wir bedauerlicherweise wieder verfeuern müssen, zu Mannis Geburtstagsgeschenk dazu!

Samstag, 26.8.2023 sind wir nach gut 15 Monaten wieder auf Helgoland angekommen. Wir lassen die Kreditkarte an der Tankstelle glühen und besuchen unsere langjährigen Freunde. Das Wetter wird zu unserem Bedauern recht frisch und herbstlich – gern wären wir auf die Düne gefahren und hätten gebadet. Zum Ersatz futtern wir die tollen Brötchen vom Inselbäcker, dann darf die Torte im Café Falm nicht fehlen. Unser Plan, eine leckere Pizza zu essen, geht nicht auf, da die Pizzeria Sonntags Ruhetag hat...schade. Montag früh geht es dann endgültig Richtung Heimat.

Im Heimathafen angekommen, werden wir von einigen lieben Freunden begrüßt, die sich frei nehmen konnten. Da es ein Dienstag und somit mitten in der Woche ist, findet keine große Ankunftsparty statt – uns ist es recht so. Die nächsten Tage wird Auriga komplett ausgeräumt, es stapeln sich die Wäscheberge. Zu Hause haben alle technischen Geräte überlebt – die Waschmaschine hatte in den letzten Tagen ihre Hauptrolle, lediglich der Geschirrspüler rötert irgendwie komisch. Hier gilt es abwarten und zu hoffen, dass sie sich selber vom Ignoranzschaden heilt.

Ende-Gelände: wir sind wieder zu Hause

Wir sind wie immer fix dabei und haben sogar schon den Sonnenschutz vom Yankee (unsere hochgeschnittene Genua) komplett nachgenäht. Die Sailrite Nähmaschine ist echt tapfer und hat sich längst bezahlt gemacht. Wir finden uns in den Alltag ein und organisieren Arzttermine, KFZ-Zulassung und vieles mehr. Und selbstverständlich begrüßt mich mein gewohnter Edeka Markt in Elmshorn mit reichhaltigem Angebot – ihr könnt es nicht glauben, wie sehr ich mich darauf gefreut habe!

Ein Resümee unserer Auszeit unter Segeln können wir noch gar nicht richtig fassen – zu vielfältig und frisch sind unsere Eindrücke. Es war auf jeden Fall ein komplett anderes Leben als an Land. Auriga hat mittlerweile zwar auch einigen Reparaturbedarf (Kleinigkeiten), aber sie hat ihren „Job“ hervorragend gemacht und uns jederzeit das Gefühl höchstmöglicher Sicherheit gegeben.

Dies gilt insbesondere für die Zeit mit „Orca-Alarm“: zu wissen, dass unser Ruder zumindest Zahnschmerzen bei den Orcas hinterlassen hätte, war sehr beruhigend (auch wenn das Rudergestänge mit Sicherheit verbogen und unbrauchbar geworden wäre), aber wir wären wohl nicht gesunken.

 

Wir sind insgesamt 7.109 Seemeilen in 15 Monaten gereist, 2.865 sm davon leider mit Motor und 4.244 sm unter Segeln. Der Motoranteil ist um 10% höher als bei unserer Reise zu den Azoren in 2016. Auch in diesen Daten spiegelt sich die herausfordernde Wind- und Wetterlage wider. Wir hatten viel Zeit in den Häfen, insbesondere an der Algarve, auf den Kanaren, Madeira und auf den Azoren. Genauso hatten wir es uns gewünscht. Dabei haben wir aber auch fest gestellt, dass uns das „rumlungern“ im Hafen über Wochen nicht wirklich zusagt: „liveaboards“ werden wir eher nicht!

Kommentar schreiben

Kommentare: 0