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Die Stopfbuchse ist dicht, Sevilla eine tolle Stadt und es geht zurück nach Portugal

Yeah, die Stopfbuchse ist dicht – soviel vorab. Es war wohl tatsächlich ein Seegraskrümel.

Aber zurück zum 3.11.2022: wir nehmen insgesamt 6 Stunden Busfahrt auf uns, um uns Sevilla und hier insbesondere die Alhambra anzuschauen. Sevilla war in früheren Zeiten eine der Handelsmetropolen Europas und das sieht man den Gebäuden, Palästen, Kirchen und Museen in der Altstadt an. Die Spanier haben ihr Gold und andere (Raub-)Schätze aus ihrer Kolonialzeit zumeist hierher gebracht. Wir verbringen die Zeit bis zu unserem Besuch der Alhambra mit sight seeing in der Altstadt. Hier in Spanien gibt es auch endlich wieder Churros. In Sevilla bekommen wir die frischesten und leckersten, in Fett ausgebackenen und mit Zucker bestreuten Teigwürmer.

Dann geht es wohl organisiert (vorher Online-Ticket buchen ist absolut empfehlenswert!) in den Palast spanischer Könige, der im Laufe der Jahrhunderte an- und aufgebaut wurde, dabei seinen Urcharakter nicht verloren hat. Das Besondere an diesem Palast ist, dass er im 9. Jahrhundert unter der Ägide der Omajiden (Mohammedaner) gebaut wurde. Der maurische Baustil und die absolut erstaunlichen Ornamente, Schnitzereien und bunten Kacheln sind bis heute erhalten geblieben. Staunend wandeln wir durch die ehemaligen Schlaf- und Prunkzimmer und durch den ebenfalls beeindruckenden Garten. Einzig ein paar Möbel und Dekoration aus vergangenen Zeiten vermissen wir für die Phantasie – und Manfred sucht den Harem…, wie hier früher gelebt, geliebt, gelitten und regiert wurde. Aber sei‘s drum. Falls jemand über einen schönen Wochenendtripp nachdenkt: Sevilla und die Alhambra lohnen sich!

Am Freitag, 4.11.2022 segeln wir (jaha, es geht noch) hoch am Wind mit unzähligen Wenden „zurück“ in die Ankerbucht von Culatra. Douwe und Maaike sind auch noch da. Am folgenden Tag lädt mich Maaike ein, die ebenfalls zeichnet und malt, an Land auf „Malexkursion“ zu gehen. Ich kann viel von ihr lernen, denn für mich ist es das erste Mal, dass ich draußen zeichne. Zwischendurch kommen unsere Männer für ein gemeinsames Kaffeepäuschen und abends holt Douwe uns wieder ab. Müde, aber glücklich über die Lernstunden mit Maaike falle ich früh ins Bett.

Am Sonntag haben wir mit dem Wetter erneut Glück: die Sonne strahlt vom wolkenlosen Himmel und wir laufen ca. 3 km am Strand entlang zum Nachbarort Ferrol auf derselben Insel. Hier hat leider die „Zweitwohnungsseuche“ zugeschlagen – der Ort ist jetzt im November fast ausgestorben, alle Häuser sind verriegelt und wir haben Mühe, unseren wohlverdienten Kaffee zu bekommen. Es hat genau ein Restaurant noch geöffnet. Der Nachmittag wird durch ein sprudelndes Bad in den heranrauschenden Wellen gekrönt… herrlich!

Olhao ist bislang unser Favourit

Für die zwei folgenden Tage zieht es uns wieder nach Olhao, bislang unser Lieblingsort hier an der Algarve, aber leider die teuerste Marina (dafür genießt man jedoch den modernen, sauberen Sanitärbereich). Von hier aus unternehmen wir er eine spannende Radtour nach Fuseta, ebenfalls in einem Flußdelta mit vorgelagerten Inseln gelegen. Wir gucken immer, wo es die nächste Friesenstube gibt, so sehr erinnert uns diese Landschaft östlich von Faro an unsere geliebten friesischen Inseln. Auf dem Weg hierher entdecken wir per Zufall die sogenannte ECO Via, ein bestens ausgebauter Radweg, der auf diesem Teilstück schon befahrbar ist. Er führt kilometerweit auf gut befestigten Bohlen- und Kieswegen mitten durch die Ria Formosa (das große Wattgebiet und Rastplatz für Millionen von Zugvögeln).

Zurück geht es mit der einspurigen Bummelbahn, wobei wir am Bahnhof in Fuseta zweifeln, ob heute überhaupt noch ein Zug fährt. Keine Menschenseele ist hier zu sehen.

Kontrastprogramm Vilamoura

Am Mittwoch, 9.11.2022 geht es weiter gen Westen, leider wieder mal ohne Wind, dafür mit spektakulären Lichtverhältnissen, dank der beeindruckenden Regenwolken ringsum. Gegen Mittag legen wir in Vilamoura an, wo wir ohnehin ab dem 17. November für 4 Wochen einen festen Liegeplatz gebucht haben für die Zeit unseres Heimaturlaubes. Dieser Hafen und auch der Ort stehen in absoluten Gegensatz zu den Orten der letzten 2 Wochen. Riesige Hotels als Hochhäuser und rund um die Marina ein Schickimicki-Laden neben dem anderen. Aber: die Marina ist sicher und gut bewacht, die Sanitäranlagen unschlagbar schick. Zum Glück liegt „gleich nebenan“ Quarteira, dem man seine Fischerort-Vergangenheit noch etwas ansieht. Am nächsten Tag „fliehen“ wir mit unseren Rädern: es geht soweit möglich die Küste entlang nach Osten durch kleinere Kiefernwälder mit Blick auf den Atlantik. Da wir heute keinen Plan mithaben, biegen wir später ins Landesinnere ab mit dem Ziel Almacil, wo wir einen Bus zurück nehmen möchten. Die von Google Maps vorgegebene Radstrecke ist dieses Mal wirklich abenteuerlich und eigentlich nur für Gravel-Bikes geeignet: tiefe Sandwege über einen vom Waldbrand (diesen Jahres?) gezeichneten Hügel bringen zumindest mich an meine Grenzen… das ganze gewürzt mit laut geäußerten Zweifeln und Flüchen. Hilft nix, mit Schieben und Zerren schaffen es unsere tapferen Klappräder auch hierdurch. In Almacil – wer kann es erraten – stärken wir uns bei Kaffee und Kuchen, bevor uns der Bus zurück nach Vilamoura bringt. Und ja, wir gehen noch mal baden, das Wasser ist ca. 20° warm. Es ist immerhin der 11.11. und Martini!

Seglertreffpunkt Portimao

So, erst mal genug von Vilamoura – mit gutem Wind aus Ost-Südost, aber leider auch beachtlicher Schaukelwelle segeln wir rund 20 Seemeilen weiter nach Portimao. Hier treffen wir auf Tuuli und Bigfoot, die in der weitläufigen Hafenmündung ankern. Wir folgen diesem Beispiel. Die Abendsonne beleuchtet schon fast kitschig die hier wieder vorherrschenden ockerfarbenen Felsen und den Strand.

Am Samstag, 12.11. läuft sogar ein kleines Kreuzfahrtschiff ein – wir machen derweil eine nette Strandwanderung und verabreden uns abends mit Kai und Annette von Tuuli. Vorher jedoch repariert Manni erneut unser Signalhorn – dieses Mal final und erfolgreich, wir können wieder lautstark auf uns aufmerksam machen. Im Dunkeln und mit ausreichend Taschenlampen versehen motoren wir abends zu Tuuli und bedauern gemeinsam mit ihnen den Diebstahl ihres Außenborders, der am Dinghi-Dock der Werft gelegen hat. Ein Wiedersehen dieses Motors ist recht unwahrscheinlich, die Wiederbeschaffung geht ins Geld.

Am Sonntag haben Jörg und Steffi von der Bigfoot ein Kaffeetrinken und Kuchenessen am Strand initiiert. Daher habe ich Samstag zum ersten Mal an Bord einen Kuchen gebacken und er schmeckt sogar! Wir treffen das bunte Völkchen von Langfahrtseglern und Aussteigern. Es wird ein richtig schöner Nachmittag.

Montagmorgen ist das Wetter nicht mehr schön und die nahegelegene Marina lockt. Wir gehen Anker auf und erbetteln uns zunächst eine Nacht in der Marina – obwohl viele Plätze nicht belegt sind, gibt der Mitarbeiter im Office den Oberkomplizierten und Wichtigen. Dieser Ruf eilt dieser Marina voraus. Es gibt viele andere Segler, die ebenfalls abgewiesen werden, dann aber für Wochen (!) liegen bleiben können. Verstehen muss man das nicht… immer freundlich bleiben. Wir treffen hier auch die Skellig wieder mit Frans und Femke: Ein holländisches Seglerpaar mit einer knallroten Breehorn 44, die demnächst auch zu den Kanaren will. Wer weiß, ob wir sie dort im Januar/Februar auch treffen werden. Tuuli ist heute auf die ca. 6tägige Überfahrt aufgebrochen.

Wie oft nach dem Anlegen im Hafen verfallen wir in äußerste Betriebsamkeit: die Bettwäsche wird gewechselt und gewaschen, das Trinkwasser aufgefüllt und wir radeln zum heißbegehrten Lidl. Hier füllen wir unsere Vorräte mal wieder auf. Das Wetter wird langsam herbstlich und so freuen wir uns am Dienstag, dass wir uns noch 2 weitere Nächte in der Marina erbetteln können. Ich nutze die hiesigen Friseure, um endlich meine Haare wieder in Form bringen zu lassen (ist gelungen ;-) ). Portimao hat zwar auch eine Altstadt, allerdings sind auch hier viele Häuser verkommen, wie so oft in Portugal. Die Stadt ist jedoch praktisch gelegen, von hier aus werden wir im Dezember gut Ausflüge und Strandspaziergänge machen. Es hat sich eine Community von vielen Langfahrtseglern gebildet, die auch über Weihnachten hier sein werden. Das lässt hoffen, dass wir während der Feiertage nicht vereinsamen werden.

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