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Kein Wind, Wasserleckage und Landausflüge

Zur Entspannung nach der gestrigen Arztsuche wollen wir heute Radfahren – erneut nach Faro. Dies stellt sich als echte Herausforderung dar, wenn man nicht auf der 4spurigen Autostraße fahren möchte. So drehen wir den einen oder anderen (nichtgewollten) Umweg über kleine Feldstraßen, die uns durch viele Orangen- und Obstplantagen führen. Hier sieht die Welt anders aus als in den schönen Hafenorten direkt an der Küste. Wir kommen nicht umhin, die vielen wilden Müllkippen, achtlos in die Landschaft geworfenen Müll und leider viele alte verfallene Bauernhäuser zu bemerken. Die intensive Nutzung von Grund und Boden – auch durch uns Touristen – hat seinen Preis. Dafür werden am Rand fast jeder Stadt modernste Hochhäuser hingestellt und werden wohl gern bewohnt. Hinzu kommen Shopping Center in Gewerbegebieten, die leider auch nicht zur Belebung der Altstadt und zu Renovierungsinvestitionen in die vielen alten Häuser und Villen führen. Faro ist hierfür ein gutes Beispiel.

Zugegeben finden wir bei Decathlon einige Dinge, die schon länger auf der Wunschliste stehen – so führt auch unsere Inkonsequenz zur Steigerung der Filialisten, die für die Kommunen keine Steuereinnahmen generieren. Trotz schlechten Gewissens besuchen wir erneut die Altstadt von Faro und sehen, wo sich „unsere“ Störche im Winter so rumtreiben. Mitten auf der Verkehrsinsel am Hafen von Faro und auf dem alten Stadttor wird fleißig und ungeachtet des Verkehrslärms geklappert und geflirtet. Im Wattgebiet des „Ria Formosa“ gibt es (trotz Plastik ;-) ) wohl genug Nahrung für diese schönen Vögel.

Müll und Dreck abseits der touristischen Küste

Am Mittwoch, 26.10. legen wir in Olhao ab und motoren das Wattfahrwasser bis zur „Bucht“ hinter Culatra. Ca. 40 Schiffe schwoien hier mit Wind und Tide. Wir fühlen uns hier besonders heimisch, da uns die Inseln mit ihren tideabhängigen Seegatten und mit ihren recht flachen Dünen an unsere Nordseeinseln erinnern. Allerdings ist das Örtchen Culatra recht skurril – einerseits liebevoll gepflegte Gärten und weiße Flachdach-Häuschen, andererseits jede Menge Unrat, und wilde Ansammlungen von Fischereigerätschaften, alten Fahrrädern und Treckern. Einiges könnte direkt in einer Kunstausstellung von Boys stehen (ist das Schrott oder kann das weg?)

In den 3 Tagen vor Anker treffen wir uns mit unseren niederländischen Bekannten aus 2016 wieder: Douwe und Maaike lagen 2 Tage neben ins in Horta / Azoren und wir hatten schon via Whatsapp ein lockeres Wiedersehen ins Auge gefasst. Die Freude, sich nach so langer Zeit auszutauschen, ist bei Kaffee, Kuchen und Sonnenschein riesig. Deren damaliges Schiff, die Stayer ist verkauft und nun sind die beiden mit einer traumhaft schönen Bestevaer 53 unterwegs. Alle Schiffe von Douwe bis auf den Neubau Stayer zeichnet aus, dass er diese in völlig herunter gekommenen Zustand erwirbt und eigenhändig refittet – und das auf höchsten handwerklichen Niveau. Hier ist endlich mal jemand, der Manni sogar überflügeln dürfte :-)

Außerdem lernen wir endlich mal Jörg und Steffi Hattermann mit Ihrer „Bigfoot“ näher kennen, deren Blog ich seit Jahren verfolge. Der sympathische Blogeindruck wird im real life bestätigt und wir hoffen, dass wir uns kurz vor Weihnachten alle in Portimao wieder treffen.

Am Samstag, 29.10.2022 zieht es uns denn weiter – unsere Vorräte müssen dringend aufgefüllt werden und wir sind neugierig auf die „Costa del la Luz“. Das ist die spanische Küste östlich des Grenzflusses Guardiana. Wir kommen in Ayamonte an – schon wieder eine schöne kleine Stadt direkt am Fluss gelegen. Auch die Marina ist praktisch und gut gelegen. Ayamonte ist wie alle alten Städte hier schon von Griechen, Römern und den Mauren bewohnt gewesen, bis die Reconquista Spanien und Portugal „befreit“ hatte, hier im Süden im 13. Jahrhundert. Die hiesige Architektur erinnert vage an maurische (alte) Gebäude. Besonders gefällt uns der „Plaza de la Laguna“, der wie aus tausendundeiner Nacht mit Palmen, Kandelabern und bunt gekachelten Sitzbänken von den Einwohnern vor allem abends gut besucht wird. Überraschend ist für uns, dass in Spanien Helloween ordentlich gefeiert wird. Sämtliche Kinder laufen verkleidet und angemalt durch die Innenstadt und holen sich ihre Süßigkeiten ab. Es ist ein buntes Gewusel und Gekreische auf der Plaza, als kurzzeitig mal das Licht ausgeschaltet wird. Wir schauen uns das Ganze bei einem leckeren Estrella an.

Schreck am Abend: Wasser in der Motorbilge...

Als wir in Ayamonte ankommen, schaut Manni routinemäßig nach unserem Motor und in die Bilge. ein Schreck durchfährt mich: es ist Salzwasser! Manni stellt fest, dass die Stopfbuchse (Gummimanschette um die Antriebswelle) leckt. Da wir bei Culatra viel Seegras rumschwimmen hatten, hoffen wir, das so ein kleines Stück gefangen zwischen der Manschette und der Welle die Ursache ist. Mit manueller Spülung und Druck auf die Gummimanschette versuchen wir, das Stückchen „wasauchimmer“ zu wegzuspülen. Sobald wir ablegen und ein Stück weit motort sind, wird es sich zeigen ob es erfolgreich war. Ansonsten droht uns, dass das Schiff an Land gestellt und für den Stopfbuchsenwechsel der Motor angehoben werden muss. Nicht schön…

Daneben nutzen wir die Liegezeit in Ayamonte, um Auriga zupflegen: der Mast ist bereits geputzt und gewachst, das Deck ebenfalls und einige weitere Kleinigkeiten, wie zum Beispiel eine leckende Stopfbuchse (!) und die Reinigung der Abwasserpumpe werden ebenfalls behoben – so hoffen wir.

Und unser Lieblingsthema „Orca“ ist zwar hier an der Algarve aktuell kein Problem, gestern ist jedoch aufgrund einer Attacke an der Westküste von Portugal (Höhe Viana do Castello) ein französisches Schiff gesunken. Die 4köpfige Crew wurde glücklicherweise geborgen. Wie mag das bloß noch mal enden, fragen wir uns.

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Kommentare: 2
  • #1

    Bigfoot (Mittwoch, 02 November 2022 22:28)

    Wir freuen uns auch auf Euch! Am Samstag üben wir schon einmal mit 15 Seglern das Grillen am Headachebeach, um dann im Dezember in die Vollen zu gehen! Bis bald...und wir drücken die Daumen mit der Stopfbuchse!

  • #2

    Heiko (Freitag, 04 November 2022 08:11)

    Sehr schade, dass wir es bis Weihnachten wohl nicht mehr bis Portimao schaffen werden… Viel Erfolg mit der Buchse!