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Algarve mit schönen und hässlichen Seiten

Manni freut sich schon riesig auf die Algarve
Manni freut sich schon riesig auf die Algarve

Den letzten langen Seetörn an der Westküste Portugals bewältigen wir ebenfalls erfolgreich – ohne Orca-Sichtungen, immer dicht an der Küste entlang und wieder mal 47 sm motort und nur 14 sm gesegelt. Das Kap Sao Vicente empfängt uns mit einem ordentlichen Kap-Effekt: der Wind pfeift hier bis zu 30 kn die Hänge runter. Aber mittlerweile haben wir das intus und segeln die letzten 4 Meilen in die Bucht von Sagres mit wirklich kleinen Segeln. Die Bucht ist zum Ankommen ideal und wir verbringen eine ruhige Nacht.

Am nächsten Vormittag landen wir mit Daisy am Strand (wieder spannend mit Welle beim Anlanden und Abfahren) und beschauen uns den recht beschaulichen, schönen Ort, der sich einer hohen Beliebtheit bei Surfern erfreut. Eigentlich wollten wir dann in einer anderen Bucht ankern, wo man eventuell mit Daisy einige Grotten und Felsen hätte erkunden können. Daraus wird leider nichts – es herrscht zu viel Seegang. Abgesehen davon, werden die höhlenartigen Auswaschungen der orange-scheinenden Klippen von unzähligen Ausflugsbooten und Kayak-Touristen besucht – also noch mehr Schwell! Somit lassen wir später am Nachmittag auch „Pointe de Piedade“ bei Lagos links liegen und kommen genau mit Hochwasser in der Lagune von Alvor an, wo auch schon Tuuli seit einigen Tagen liegt. Wir lassen unseren Anker ganz nah am Fahrwasserrand hinter Tuuli in den sandigen Grund sinken und genießen die Abende mit Kai und Annette. Wieder können wir unser Glück erst in den nächsten Tagen ermessen, als wir sehen, wie viele andere Yachten wieder umdrehen und direkt an der molengeschützten Einfahrt vieeeel weiter draußen ankern müssen. Tagsüber motoren wir mit Daisy nach Alvor, eine schöne historische Stadt mit großzügiger Restaurants- und Souvenirladendichte. Daran werden wir uns hier an der Algarve gewöhnen müssen. Jeder Landgang wird mit einem Kaffee und natürlich mit Lebensmitteleinkäufen „belohnt“. Die Lagune liegt direkt hinter dem Maia Praia, ein kilometerlanger Sandstrand, den wir bei Ebbe mit Fußmarsch durchs Watt (die Heimat lässt grüßen!) und über komfortabel angelegte Holzbohlenwege besuchen. Gebadet wird natürlich auch – es herrscht wieder Sommerwetter, seitdem wir das Cap Vincente gerundet haben.

Ein weiteres überraschendes Wiedersehen ergibt sich – wie soll es anders sein mit Dirk und Ricarda - ebenfalls in dieser Lagune. Die Beiden wollen mit Ihrem Katamaran hier überwintern. Ricarda als alte Jollenseglerin sieht Manni mit unserer Daisy segeln und zack: sitzt sie in der kleinen Spaßjolle und macht sich einen schönen Nachmittag. Das strahlende Gesicht beim Anlegen werden wir so schnell nicht vergessen … auch Annette und ich machen am nächsten Tag gemeinsam „Damenbrise-Segeln“, was geht es uns hier gut!

Das Geld ist nicht weg, es ist nur woanders...

Am Sonntag, 16.10.2022 trennen sich dann wieder unsere Wege: Tuuli benötigt einen neuen Unterwasseranstrich und wir benötigen 2 neue Verbraucher-Batterien! Tja, 1,5 Jahre haben unsere günstig erworbenen AGM Batterien gehalten und nun sind sie schon wieder hin. Wir sind maximal enttäuscht über diesen Kauf und werden uns wieder ganz normale Bleibatterien besorgen. Diese finden wir immerhin innerhalb eines Vormittages in Lagos. Zwar tut der finanzielle Aufwand unserem Reisebudget nicht wirklich gut, aber „watt mut, datt mut“. Hilft nix, mit kaputten Batterien im Januar weiter zu den Kanaren zu segeln ist keine Option. Lagos ist übrigens der erste Hafen seit Frankreich, der in fußläufiger Entfernung alle Arten von Bootszubehör und technischem Equipment bietet. Ansonsten ist man auf die abenteuerlich ausgestatteten Ferreterias, telefonische Unterstützung von Hafenmeistern und Tipps von anderen Seglern angewiesen. Die Innen- und Altstadt von Lagos wird auch um diese Jahreszeit noch gut frequentiert – alle europäischen Sprachen sind in der zahlreichen Außengastronomie zu hören.

Innenstadt von Lagos
Innenstadt von Lagos

Die Marina hier ist selbst in der „Low-Saison“ Zeit ab Oktober noch recht teuer – wir segeln am Dienstag gleich 21 sm weiter nach Albufeira. Gern hätten wir noch die Klippenhöhlen von Benagil besucht, aber leider hat die nahegelegene Marina in Portimao unsere Frage nach einem Liegeplatz abschlägig beschieden. So segeln wir in 2 sm Entfernung an dieser spannenden Küste und den berühmten Klippenhöhlen vorbei.

Da die Wettervorhersage ab Donnerstag reelles Schietwetter mit Starkregen und ordentlich Schwell vorhersagt, bleiben wir nun bis Samstag, 21.10.2022 in dem gut geschützten Hafen von Albufeira. Und auch hier hat uns das Glück etwas nachgeholfen, andere Yachten müssen morgen ablegen, da der Platz (angeblich) von Festliegern benötigt wird – manchmal mag man es nicht glauben…

Die Innenstadt von Albufeira befindet sich 1,8 km von der Marina entfernt hinter einem hohen Hügel. Mir macht seit Lissabon mein rechter Fuß zu schaffen (Arthrose?), so dass ich mit den einzigen Schlappen, die ich derzeit tragen kann, bei einsetzenden Regenschauern auch hier wieder mehr schliddere als gehe. In der Innenstadt wechseln sich die zahlreichen Restaurants mit Souvenirladen ab. Die Gastronomie hat sich aufgrund der vorrangig britischen Touristen auf deren Geschmacksnerven eingestimmt – also für uns eher keine Versuchung. Wir lassen die englischen Badegäste beim obligatorischen Kaffee-Stopp auf uns Wirken und bemühen uns um ein geringes Lästerlevel … aber bei einigen können wir nicht wiederstehen: es sind Testpersonen dabei, die sich für die Dehnfähigkeit von Textilien zur Verfügung gestellt haben.

Regentage werden natürlich immer auch für technischen Dienst genutzt: Manni hat mal eben das Ventilspiel unserer Maschine neu einstellt, den Dieselfilter von der Heizung gewechselt, den Impeller kontrolliert und natürlich wieder Werkzeugchaos unter Deck produziert :-)

Eigentlich wollten wir am Samstag weiter – aber hier kursiert ein Magendarm-Virus. Ich hatte letzten Sonntag damit zu kämpfen, Manfred erwischt es in der Nacht auf Samstag. Also verlängern wir unseren Aufenthalt bis Sonntag.

Dann endlich können wir unsere Leinen lösen. Das Wetter ist immer noch nicht berauschend, grauer Himmel, hohe Luftfeuchtigkeit und kaum Wind. So motoren wir wieder munter 4 Stunden bis Culatra. Zwischen Culatra und der Ilha de Faro rauscht die Tide wie vor Cuxhaven. Hier sollte man Punkt Tidenkipp angekommen sein. Unterwegs hatten wir schon mit der Marina von Olhao telefoniert und uns einen Liegeplatz im Hafen gesichert. Es zeigt sich, dass es wieder ein Glücksfall ist. Die Marina ist richtig neu und schick, hat wenig Gastliegeplätze für größere Boote und wir profitieren von den Low-Season-Preisen. Außerdem ist der Dieselpreis an der Yachttankstelle mit 1,99 Euro/Liter akzeptabel. Die Kreditkarte wird mal wieder gezückt. Später stellen wir fest, dass an den normalen Tankstellen der Preis bei 2,07 €/L liegt – man, was für ein Schnapper ;-)

Wildes Wasser im Seegatt zwischen Culatra und Farrol
Wildes Wasser im Seegatt zwischen Culatra und Farrol

Olhao ist als ehemaliges Fischerdorf ebenfalls ein Zufallstreffer. Eine richtig schöne Uferpromenade, schöne Markthallen und viele enge malerische Gassen, in denen man sich herrlich „verlaufen“ kann. Es ist nicht so sehr auf Tourismus ausgerichtet wie Lagos und Albufeira. Außerdem liegen wir in einem der größten Naturschutzgebiete: unser Blick schweift in der „Ria Formosa“ auf vertrautes Wattenmeer und abends blinkt der Leuchtturm von Culatra ins Cockpit. Etwas heimatliche Gefühle spielen sicher auch eine Rolle für unser „Wohlfühlen“ hier. Darüber hinaus ist die Landschaft so flach, dass wir Radfahren können.

Abenteuer Diagnose... mal anders

Am Montag, 24.10. entscheiden wir uns, wegen meiner, seit 4 Wochen anhaltenden Fußschmerzen hier in Olhao ein Ärztezentrum aufzusuchen. Es ist ein tagesfüllendes Programm. Wir werden nämlich kurzerhand an die Radiologie von Loulé verwiesen, da man angeblich nur dort mit meiner Krankenkasse abrechnen kann. Wir nutzen zum 1. Mal Uber und sind echt begeistert, wie schnell, sicher und kostengünstig dieser Privatfahrservice funktioniert. In Loulé werden wir von sehr freundlichen aber etwas konfusen Assistentinnen und einen ebenfalls aufmerksamen Arzt „betreut“. Dabei werde ich von einer Rezeption zur anderen und wieder zurück geschickt, immer mit meinen Zetteln in der Hand und um Erklärung suchend. Eine „persönliche“ Assistentin kommt am Ende immer wieder um die Ecke gefegt, um mir mitzuteilen, dass ich hier nicht noch mal wieder anstehen muss. Final habe ich vom Arzt eine Lösung bekommen, die mir bis zu unserem Heimatbesuch weiterhilft

Wir nutzen den restlichen Nachmittag und die Rückfahrt per Bus, um in Faro einen Zwischenstopp einzulegen. Auch diese Stadt ist bezaubernd mit ihrer „Cidade Velha“ und den schönen Fußgängerzonen. Mit einer dieselbetriebenen, kleinen Bahn (vergleichbar mit Kuddel Barmstedt) fahren wir in unser beschauliches Olhao zurück. Uff, was für ein Tag!

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Kommentare: 2
  • #1

    Heiko (Dienstag, 25 Oktober 2022 19:32)

    Klingt doch und sieht aus nach einem wunderbarem Sommerurlaub. Geschieht Euch Recht!

  • #2

    Dirk (Dienstag, 25 Oktober 2022 21:50)

    Oh man, soviel action � aber schön, dass ihr Spaß habt und danke für die ganzen Tips. Vielleicht steigen wir ja dann doch nochmal auf Kurztripps um ��
    LG und gute Besserung von der Crew der Suria