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Ist es nicht herrlich hier in Baiona?
Ist es nicht herrlich hier in Baiona?

Kurze Stippvisite in der Karibik (Cies Inseln) auf dem Weg nach Baiona

Die Sonne lacht endlich vom blauen Himmel und Manni hat doch noch die Erlaubnis bekommen, im Naturreservat der Cies Inseln zu ankern. Genau das machen wir einen ganzen Nachmittag lang… herrliches Wasser zum Baden und einen schönen unbenutzten Strand vor der Nase. Weiter geht es abends nach Baiona, wo wir wieder unseren Anker in der weitläufigen Bucht fallen lassen. Wie sich heraus stellt, eine gute Entscheidung, ohne Dünung oder Wind liegt man hier wie auf einem Ententeich. Die kleine, aber entzückende Altstadt hat uns schon 2016 sehr gut gefallen und auch jetzt sind wir wieder begeistert. Noch begeisterter sind wir allerdings, dass wir hier 2 Keilriemen (mit besonderen Maßen) in einem kleinen ship chandler shop organisiert bekommen. Außerdem nutzt Manni das gute Wetter, um sich um die Einfassungen unserer Prismen auf dem Deck zu kümmern: das alte Sikaflex hat sich komplett in eine schmierige Masse verwandelt und es fing an, zu lecken („Watt’n Abbel“). Während der „Operation“ rette ich gerade noch rechtzeitig unsere neu bezogenen Poster vor den herunter fallenden klebrigen Krümeln im Schiffsinneren. Auch das Deck muss gründlich von den kleinsten Krümeln gereinigt werden – diese machen ekelige schmierige schwarze Striche. Puh, Ehetest gerade mal wieder so bestanden!

Am Samstag, den 17.9.2022 hissen wir die portugiesische Flagge auf See. Erster Hafen in Portugal ist das bezaubernde Viana do Castello. Hier ist die normale Marina so flach geworden, dass wir nun im Bassin liegen, wo auch das ausgemusterte Lazarettschiff für portugiesische Fischer, die „Gil Eannes“ liegt. Ein toller Anblick sind die genieteten Schiffswände. Viana empfängt uns mit Hitze (wieder über 30° tagsüber) und einem beeindruckenden Sommer-Abschiedsfest. An mehreren Stellen im Ort spielen Live Bands, dabei sind Hauptstraße und einige zentralen Plätze wunderschön illuminiert.

Sonntag wollen wir dann zu dem über dem Ort gelegenen „Castello“, nunmehr eine große Kirche. Normalerweise gibt es einen Aufzug – dieser ist heute leider defekt. Mit Grummeln und Protest laufen wir bei zunehmender Hitze die Serpentinen hoch – und werden mit dem Anblick von vorbei fahrenden VW-Käfern und Bullis belohnt! Ich als alte VW-Käfer Fahrerin bin gerührt über die vielen, sehr gut restaurierten Modelle aus verschiedenen Dekaden. Sogar etwas Fachsimpeln ist drin – herrlich! Ebenso gefällt natürlich der Ausblick vom Berg und die vielen, vielen Treppenstufen wieder hinunter in die (ebenfalls malerische) Altstadt. Viana trifft unseren Geschmack zu 100% (genauso gut wie schon 2016). Nur die Badestrände sind hier kläglich da felsig.

Als wir aus Viana auslaufen, sehen wir auf der spiegelglatten See jede Menge gelblich grünes Gemüse … es dauert, bis wir diese als sich auflösende Bananenstauden definieren können. Meilenweit zieht sich die Bananen“plantage“ die Küste entlang. Unsere einzige Erklärung ist, dass ein Kühlcontainer defekt war und man die Bananen kurzerhand ins Meer geschaufelt hat- MARPOL lässt grüßen.

Wir kommen im Douro Fluss von Porto an. Auch hier folgen wir dankbar dem Tipp von Gerd (SY Sunrise) und ankern auf einem Flach an der Westseite des Douro, der im Hauptfahrwasser eine respektable Fließgeschwindigkeit von 3kn aufweist. Komischerweise ist diese kaum auf dem Flach zu spüren, wo auch weitere Yachten ankern. Nach der ersten verbrachten Nacht vertrauen wir dem Ankergrund und paddeln 200 m zu einer glitschigen Rampe (schon wieder nix mit hübschem Rock in die Stadt!). Direkt dort hält auch die historische Straßenbahn Nr. 1, die uns rappelnd aber zuverlässig den Douro entlang zur Altstadt bringt. Als Kulturbanausen besichtigen wir keine Kirchen (gegen Eintritt) mehr, sondern lassen uns durch die Gassen treiben. Einzig der mit den berühmten Azulejos gekachelte Hauptbahnhof findet unsere erneute Bewunderung. Anschließend geht es zu Fuß über die schwindelerregend hohe Eisenbrücke (von Gustav Eiffel) hinüber zum „Portwein-Viertel“. Frau Schlott besteht auf eine (kurze) Besichtigungstour und ein kleines Tasting – so viel Kultur muss denn doch sein :-)

Mit 60 Seemeilen Distanz steht mal wieder eine längere Küstenpassage an – Ziel am Mittwoch, 21.9.2022 ist Figueira da Foz: 41 sm motort, 24 sm gesegelt. War nicht soooo schön. Und als Topping ist der Empfang durch die Marina unfreundlich und ich werde beim Wasserauffüllen unseres Tanks dermaßen von Mücken attackiert, dass ich mich an dem Abend weigere, auch nur noch einen Fuß außerhalb des Moskitonetzes zur machen. Manni kommt nach eine knappen Stunde mit der Erkenntnis wieder, dass der Ort sehr „künstlich“ ist und außer einer vielversprechenden Markthalle für uns nichts hat. Genau diese Markthalle besuchen wir am nächsten Vormittag und können gutes Obst und Gemüse kaufen, bevor wir die 37 sm nach Nazaré in Angriff nehmen. Immerhin können wir an diesem Tag 28 sm davon segeln… in letzter Zeit war es doch reichlich zu viel Motoren. Aber das ändert sich nun: ab Samstag, 24.9.2022 und für eine ganze Woche soll es mit 5 bis 7 Windstärken aus Nord wehen. Und das tut es auch. Wir haben mit unserem Liegeplatz riesig Glück: ablandig (also kein „Fenderquietschen“), kein Schwell und der Niedergang ist windgeschützt. Der Hafenmeister von Nazaré macht die Unfreundlichkeit von Figueira mehr als wett – der gute Mann spricht im übrigen 6 Sprachen. Er ist ausgesprochen freundlich und klärt telefonisch für uns sogar, ob wir hier irgendwo unser Gas (Propan) auffüllen lassen können (können wir nicht, wird wohl auf Flaschentausch auf portugiesisches / spanisches System hinaus laufen).

Die hohe Klippe von Nazaré ist sehr beeindruckend (hier funktioniert der Fahrstuhl glücklicherweise) – und der Blick von oben ist atemberaubend. Auch wenn sich an diesem Hotspot für Wellensurfer heute keine der 30 meterhohen Wellen bildet, ist das Meer wild und schön. Mit Wucht donnern die riesigen Wellen an die Felsen und an den Strand. Wir sind wieder mal dankbar, dies alles sehen und erleben zu dürfen.

Die Orcas sind nach wie vor ein Thema an der Küste: die Biester attackieren momentan fast täglich einen Segler und eine Orca-Gruppe zieht zu unserem großen Bedauern gerade wieder südwärts. Man möchte das nicht erleben… echt nicht.

Von Nazaré geht es über Peniche in den Tejo Fluß. Die 1. Nacht ankern wir vor Cascais mit dem Resultat, dass Auriga bei Böen bis zu 7 Windstärken an der Ankerkette zerrt und ich ab 5 Uhr Ankerwache gehe. Wir fragen in der (teuren) Marina von Cascais an, dort gäbe es nur eine 18m lange Box für fast 90 Euro. Beim Warten an der Rezeption bekomme ich mit, wie ein ziemlich müde aussehender junger Mann mit Ruderschaden aufgrund einer 3-stündigen Orcaattacke in der vorangegangenen Nacht bis aufs „Blut“ ausgesaugt werden soll, um sein Schiff zur Kontrolle an Land zu stellen. Kurz mit Manni abgestimmt, der aus dem Imray Buch eine kleine Werft Tejo-aufwärts weiß und wir schleppen die Periwinkle 4 Stunden nach Seixal. Dies sollte sich auch für uns als Glücksfall rausstellen: sämtliche Marinas in und bei Lissabon sind voll. Es weht bis zu 5 Windstärken und wir wissen einfach nicht, wo wir „parken“ können. Also erst mal Ankern im Flusslauf vor Seixal, der jedoch eine starke Tide hat. Ein Telefonat mit dem Hafenmeister dort und er findet für uns sogar noch eine freie Mooring. Genial: wir bezahlen für 3 Nächte und können von Seixal mit der Katamaranfähre ruckizucki (20 Minuten und 2,50€ später) nach Lissabon. Da machen wir 2 Tage lang: einmal im strömenden Regen durch die Altstadt geglitscht (die Straßensteinchen sind hübsch, aber echt glatt) und am zweiten Tag besuchen wir das ehemalige Expogelände und das spektakuläre Aquarium. Der Besuch ist wirklich lohnens- und empfehlenswert.

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Kommentare: 2
  • #1

    Gerd + Nanni (Mittwoch, 05 Oktober 2022 22:57)

    Super,super schön, gut geschrieben, tolle Bilder und wir können alles nachvollziehen . �

  • #2

    Heiko (Samstag, 08 Oktober 2022 15:23)

    Erstes Wochenende im Arbeitsleben und da versteckt sich ein Bonus Blog bei den Aurigas - super. Wanderlust springt direkt wieder an!