· 

August und November in Nordspanien: Pullover oder Strandkleid an... dazwischen gibt es nix

Eine Woche ist vergangen und schon wieder ist der Kopf voll mit tollen Eindrücken und Erlebnissen. Aber der Reihe nach. Am Freitag, den 19.8.2022 reisen wir von Avilés weiter nach Ribadeo. Die asturische Küste ist beeindruckend mit seinen hohen Bergen, die zum Teil schroff ins Meer übergehen. Aber auf See herrscht eine abstruse Welle, der Wind ist an dieser Küste jedoch oft nicht ausreichend, um ohne schlagende Segel zu segeln. Also lassen wir das Groß (im 2. Reff) stehen und motoren einen großen Teil der Strecke (leider). Dafür ist das Panorama majestätisch. Wir müssen hier an unsere Freunde, die Heik’s (SY Flyingfish) denken, die derzeit die norwegische Westküste über den Polarkreis hinaus bereisen und sehr ambitionierte Wanderer / Kletterer sind. Es würde ihnen hier auch gefallen.

Das Cabo Ortegal: riesige Nebelwolken "fallen" die schroffe Küste runter
Das Cabo Ortegal: riesige Nebelwolken "fallen" die schroffe Küste runter

Atlantikschwell und "Berge" für uns Flachländer

Gemeinsam mit Gerd und Nanni (SY Sunrise) kommen wir in Ribadeo an. Eine schöne Ria und auch der Hafen macht auf den 1. ersten Blick einen guten Eindruck… dann kommt die Nacht und mit ihr der angekündigte Atlantikschwell von ca. 2,5 m Welle bei einer Wellenperiode von 12-14 s (aus einem Sturmtief bei Island!) in den Hafen gejaucht. Hossah, das ist wie Karussellfahren! Nur, dass wir keine Fahrkarten gelöst haben. Morgens um 4.30 Uhr stehe ich entnervt auf und sehe den gegenüberliegenden Steg mit den Schiffen ca. 1 Meter hoch tanzen. Manni holt morgens schnell frisches Baguette und hat schon einen Blick auf die Einfahrt geworfen … eigentlich möchte man da gar nicht raus. Aber dieser Hafen bei Norddünung geht gar nicht. Augen zu und durch, heißt es. Dankbar für die moderne Navigationstechnik folgen wir brav unserem Track von gestern und kommen unbeschadet raus auf See. Hier: absolute Flaute bei gefühlt 4 m Welle. Unglaublich! Delfine kommen uns besuchen und wir zockeln nach Viveiro. Dieser Hafen liegt hinter einen langen Schutzmauer und zudem windet sich der gleichnamige Fluss in Schleifen, so dass sich hier der Schwell totläuft. Gerd und Nanni waren dieses Mal unsere „Späher“, geben uns Tipps zur Einfahrt per WhatsApp und nehmen unsere Leinen an.

Viviero ist ein hübscher Ort mit mittelalterlichem Kern und Stadtmauer-Resten. Wir genießen die ruhigen Nächte sehr. Und endlich schnüren wir mal wieder die Wanderschuhe – es soll hier einen schönen Mühlenwanderweg an einem Seitenfluss entlang geben. Die Mühlen sind nicht groß der Rede wert, da verfallen, der kleine Fluss mit seinen Steinen, Mini-Wasserfällen und üppiger Begrünung hingegen ist wirklich bezaubernd. Dann jedoch folgen wir der groben Wanderkarte vom Touristenbüro (glauben wir lange Zeit zumindest!) und landen bei einsetzender Hitze (und kaum noch Trinkwasser) halb auf einem Berg. Umdrehen zur rechten Zeit fiel uns schon immer schwer, aber wir schaffen es dieses Mal – auch Dank der genialen App „Komoot“, die sämtliche Wirtschaftswege verzeichnet finden wir den Weg auch zurück. Die Füße sind platt und der Kopf ist rot - es hat sich aber gelohnt! (Und es schüttelt sich das Dichterhirn :-)

Geburtstags-Spaß :-)

Der 100. Reisetag ist angebrochen und zugleich Manni’s Geburtstag! Am Dienstag, 23.8.2022 hole ich noch eine halbe Sahnetorte und weiter geht die Panoramafahrt an der Küste entlang. Heute steht das (berüchtigte) Cabo Ortegal auf dem Programm. Und wir haben Glück mit dem Wetter, denn häufig sind die Berge hier im Nebel verschwunden. An diesem Tag beschert uns strahlender Sonnenschein begeisternde Blicke auf die Küstenlinie. Hier „fallen“ die Nebelwolken langsam die Klippen runter und lösen sich auf der halben Höhe auf. Eine Mütze voll Wind gibt es hinter dem Kap obendrauf, allerdings hätten es nicht gleich 6 – 7 Windstärken sein müssen…

Abends finden wir in der Ria von Cedeira – mitten in der weitläufigen Badebucht - unseren avisierten Ankerplatz. Auch die Sunrise legt sich neben uns vor Anker. Nach der obligatorischen Geburtstagstorte springen wir mit Schnorchel und Maske ins Wasser. Auriga’s Unterwasserschiff sieht weiter ganz ordentlich aus. Zur Feier des Tages gibt es Männer-Essen: Hamburger! Und damit noch nicht genug: zum Sundowner holt Manni seine Gäste von der Sunrise mit Daisy zu uns an Bord. Besser lässt sich ein Geburts-Tag nach unserem Geschmack nicht feiern!

Abwechslungsreich geht es weiter

Am nächsten Tag sehen wir von der Küste … nix. Alles grau und nebelig. Umso mehr wissen wir unser gestriges Glück zu schätzen. Heute gilt es, das Cabo Prior sauber zu umschiffen. Es gelingt – heute sogar fast komplett segelnd. Nun sind wir in der weitläufigen Bucht von La Coruna angekommen. Wir liegen schon wieder vor Anker in einer kleinen Enseada (kurz vor Ferrol). Nach einer ruhigen Nacht setzten wir am Donnerstag mit dem Dingi über und besichtigen die beeindruckende Festung San Filipe an der engen Durchfahrt nach Ferrol, die im Jahr 1800 wohl erfolgreich eine mögliche Invasion der britischen Flotte verhindert hat (immerhin gehört diese Ecke Welt noch zu Spanien, anders als Gibraltar). Genaueres wissen wir leider nicht, da es kaum englische Erklärungen gibt (wie leider bei vielen historischen Gebäuden und Museen hier). Anschließend verholen wir 8 sm weiter in die große flache Bucht vor Ares.

Das Wetter hat in den letzten 2 Tagen einen „Knick“ bekommen – es weht ordentlich und ist nicht mehr ganz so badefreundlich. Aber schon am nächsten Tag scheint wieder die Sonne, es ist ca 24° warm und wir genießen das Ankern und Baden in der Enseada von Ares. Am Samstag, 27.8.2022 laufen wir dann endlich La Coruna an. Das ist auch einer der magischen Häfen im Segler-Milieu und wir genießen diese tolle Stadt. Nebenbei lernt man hier natürlich viele andere Langfahrtsegler kennen und ahnt, dass man sich irgendwo wieder sehen könnte. Wir sind gespannt!

Bislang wurden wir übrigens von Orca’s verschont – irgendjemand zu Hause muss uns ordentlich die Daumen gedrückt haben… bitte weiter so!

Kommentar schreiben

Kommentare: 3
  • #1

    Heike (Montag, 29 August 2022 11:31)

    Stimmt, ihr Lieben, die traumhafte Gegend würde uns auch gefallen! Tolle Bilder und schön, dass es euch so gut geht. Manni, herzliche Glückwünsche nachträglich noch! Alles Liebe (from one of the Fishes) Heike

  • #2

    Heiko (Montag, 29 August 2022 11:32)

    Jetzt weiss ich auch, wann Manni Geburtstag hat: Alles Gute muss ich ja nicht mehr wünschen, hast Du ja schon - weiter so! Euer Bericht klingt als müssten wir das nächste Mal auch die Biskaya aussegeln… Best wishes from one of the Fishes, Heiko

  • #3

    Klaus Kühn (Montag, 29 August 2022 14:06)

    …sehr schön Euer Bericht. Wir verfolgen Euch und Nanni und Gerd mit großem Interesse und freuen uns mit Euch über so einen schönen Törn.