Der NOK: Immer wieder eine Herausforderung

Einer von drei Versuchen, die Schleuse zu "entern"
Einer von drei Versuchen, die Schleuse zu "entern"

Es Freitag, der 14.7.2017: Auriga ist urlaubsreif und wir sind es auch. Mit der Abendtide geht es durch die Schleuse in Glückstadt hinaus auf die Elbe. Drei Wochen Freiheit für uns und unsere "meist stinkefaule Crew" warten auf uns. Zwar ist der Himmel wolkenverhangen und es fängt auch an zu regnen, so haben jedoch schon viele unserer Segelurlaube begonnen...

 

So gegen 19 Uhr können wir ohne Wartezeit in die Schleuse bei Brunsbüttel (Kiel Kanal I) hinein und zügig weiter auf den Kanal fahren. Wir kommen noch bis Klein Westensee, wo man sich geschickt mit Vor- und Achterleine zwischen Dalben festmachen kann. Der erste Abend im Cockpit bei Sonnenuntergang fällt buchstäblich dem Nieselregen und den Mücken zum Opfer. Auch die Weiterfahrt am nächsten Morgen - geplant war 7.30 Uhr - verzögert sich aufgrund pottendichtem Nebel. Eine Stunde später lichtet sich diese Wattewand und wir motoren zügig gen Holtenau. Hier kommen wir um 14 Uhr an und finden geschätzte 40 Segelboote jedweder Couleur am Warteplatz in 5-er Päckchen oder Kreise ziehend vor. 

 

Da seit letztem Jahr die Privatschifffahrt bis zur Fertigstellung eines sicher zu begehenden Kassenautomatens von der Bezahlung freigestellt ist und momentan nur eine von 3 Schleusen betriebsbereit ist, sind wir auf eine Wartezeit eingestellt. Aber das diese letztendlich 9 Stunden andauern sollte, strapazierte unsere Geduld denn doch über Gebühr. Selbstverständlich haben etliche wartende Yachties versucht, dem Schleusenwärter eine Voraussage zu nächsten Schleusung zu entlocken. Der gute Mann hatte jedoch alles andere im Sinn, als den nichtzahlenden Seglern konkrete Antworten zu liefern.

 

Bei jeder Schleusung - natürlich gemeinsam mit der Berufsschifffahrt und entsprechend spannendem Schraubenwasser - haben wir unser Glück an dem Nachmittag versucht. Erst Abends um 22.45 Uhr gelang uns die Enterung der Schleusenkammer.
Somit blieb uns müden Seglern nichts anderes übrig, als im Yachthafen von Holtenau festzumachen und einen Schlummertrunk zu uns zu nehmen.

Brausefahrt nach Däneland

Der Sonntag morgen begrüßte uns mit einer grauen Wolkendecke und zunächst zögerlich einsetzendem Süd-Westwind. Wir wollten endlich raus in unsere Segelfreiheit und legten früh um 8 Uhr ab. Ziel war irgendwas im Osten, möglicherweise mit Zwischenstopp auf Fehmarn. Daraus wurden letztendlich 70 sm bei einsetzendem Nieselregen und satten 5-6 Windstärken achterlich, bis wir in der fettesten Regenböe des Tages in Gedser längsseits festmachen durften. Der Tag war gelaufen, die Meilen auf der Uhr, somit befanden wir als Belohnung mindestens einen Hot dog und Pommes als Minimum würdig. Aber auch dieser Wunsch wurde nur bedingt erfüllt in einer komischen Burgerbude mit Pizzaangebot. "Morgen sehen wir weiter" mit diesen Worten fielen wir müde ins Bett.

Hiddensee, du Perle im Osten

Und wirklich, der Montag morgen erschien schon wesentlich freundlicher. Nach dem obligatorischen Aufklaren und Broteschmieren verlassen wir Gedser bei Wolken/Sonnenschein und einer weiterhin frischen Brise aus West mit kleinen Ausschweifungen aus Süd.

Das recht schmale Gedser Fahrwasser mussten wir glücklicherweise nicht mit einer der vielen Fähren teilen. Und auch die Kadetrinne konnten wir ohne große Segelmanöver queren. So darf es gerne weitergehen!

(Übrigens: Schmale Fahrwasser machen besonders viel Spaß mit einem Lot, welches nur ab und an die richtige Tiefe zeigt. Unser neuer Geber erwies sich als noch empfindlicher hinsichtlich Seegras und der seitlich befindlichen Kielsohle, die sich auf ziemlich genau 0,2 m Tiefe befindet. Nur Dampferschwell bzw. ordentlich Welle regten die dazugehörigen Algorithmen an, gelegentlich auch mal korrekt zu rechnen.)

Gegen Abend kommen wir nach einem richtig schönen Sonnensegeltag am Leuchtfeuer Dornbusch vorbei, umrunden das Kap und nehmen die letzten spannenden Meilen unter Motor vor. Fähren im Fahrwasser zwischen Vitte, Kloster und Schaprode lassen keine Müdigkeit aufkommen.

 

Aber alles geht gut: wir werden von einem tiefenentspannten Hafenmeister in Kloster in ein Päckchen gelotst mit der Aussicht, beim nächstmorgentlichen "Boxenwechseldich" einen regulären Liegeplatz zu bekommen. Perfekt, denn wie sich bei unserer Inselbesichtigungstour am folgenden Tag herausstellt, sind die Liegeplätze in Vitte oder Neuendorf für unser Schiff zu klein bzw. der Hafen zu voll.

So genießen wir unseren Spaziergang zum Strand und in Kloster am 1. echten Sommerabend unserer Reise. Mit dabei - wie sollte es anders sein - viele fliegende und kämpferisch gelaunte Plagegeister.

Zwei Tage Sommer

Dienstag, 18.7.17:

Eine der freigewordenen Boxen ist unser - auch wenn wir nicht glauben wollten, dass wir zwischen die Pfähle passen, der Hafenmeister hatte ein besseres Auge. Dann werden flugs die kleinen Bord-Fahrräder rausgeholt und wir radeln gen Süden. Es geht über Vitte, durch die Dünenheide über Neuendorf zum Leuchtturm Gellen. Auch die Sonne lässt sich (gelegentlich) blicken. Draußen auf dem Fahrwasser entdecken wir ein Wikingerschiff ... in echt! Ein magischer Anblick, wie es mit dem Wind dahinbraust. Meine Phantasie sieht Ragnar und Floki, die Stralsund ausrauben wollen ... habe wohl doch zu oft die Serie "Vikings" gesehen. Was mag das wohl für ein Nachbau sein? Wir werden es leider nicht in Erfahrung bringen.

Zurück geht es mit den Rädern - teilweise geschoben aufgrund der durch Regen aufgeweichten Wanderwege und mit Kuchenstärkung zurück an Bord. Faulenzen müssen wir wieder "lernen".

Der Mittwoch soll der beste Sommertag dieser Woche werden (und nicht nur dieser Woche, sondern auch der kommenden 2 Wochen!). Wir erklimmen die Anhöhe bis zum Leuchtturm, verpusten uns unter dem Vorwand der grandiosen Ausblicke und wandern westwärts durch den Wald den Steilküstenweg bis hinunter zum Strand.

Und dann ist Strandfaulenzen und Baden angesagt. Ich ahne irgendwie, dass dieser wolkenlose warme Tag ausgenutzt werden muss und aale mich in der Sonne und im Wasser. Manfred hat nach 2 Stunden (wie immer) die Nase voll bzw. die Haut voll Sonne, Salz und Sand und verzieht sich zurück an Bord. Abends bummeln wir wieder durch den jetzt ruhigen Ort - schlauerweise nun mit langen Hosen und Ärmeln. Unser Blut kriegen die Biester nicht!

 

Wechselhaftes Wetter: ab nach Stralsund

Donnerstag, 20.7.17:

Die Vorhersage für die kommenden Tage ist schlecht für unsere Laune. Also ab nach Stralsund. Ein schöner Liegeplatz im Cityhafen ist wenige Stunden später unser. Zunächst glauben wir, dass hier Jahrmarkt ist. Später stellt sich heraus, dass die Wallenstein-Tage - ein historisches Volksfest zu Ehren des schwedischen Feldherren Wallenstein stattfindet (... Jährlich feiern Stralsunder den erfolgreichen Widerstand gegen die Belagerung der kaiserlichen Truppen unter der Führung Wallensteins im Jahr 1628.)

Wir mitten rein in den Trubel. Erholung bieten kurzfristig die großen Kirchen Stralsunds. Gern beschauen wir uns im Urlaub die in Stein gewordenen Denkmäler der kirchlichen Glaubensvermarktung. Leckereien auf dem alten Markt in Stralsund lassen die Bordküche kalt.
In der Nacht zu Freitag ist dann die angekündigte Regenfront da. So können wir ruhigen Gewissens den Vormittag unter Deck rum schlummeln. Ab Mittag klart es schon etwas auf. Somit steht der geplanten Radtour nach Barhöft nichts mehr im Wege - nur der Wind ist gegen uns. Mit zunehmenden Sonnenschein radeln wir hügelauf und -ab an der Küste und durch die kleinen Dörfer am Strelasund entlang nach Barhöft. Obwohl der Hafen recht klein ist, können wir uns vorstellen, doch irgendwann auch mal mit Auriga direkt hier zu liegen.

Gut 20 km haben wir in den Beinen - somit ist ein Fischimbiss nun wirklich angebracht. Gestärkt geht es an den Hauptstraßen entlang zurück. Mir geht so langsam die Kraft in den Oberschenkeln verloren und wie es das große Glück will, dürfen wir die restlichen 8 km bis Stralsund per Bus zurücklegen. Für Manfred hatte der Tag noch nicht genug Aktion, so musste er dann mit unserem Dingi "Daisy" den Strelasund bezwingen und Altefähr einen kurzen Besuch abstatten. Ich fand dieses Seestück nicht ganz so prickelnd wie er selbst, weil auch hier leichte Strömung herrscht und unser Dingi nicht wirklich gut kreuzt. Aber was soll das Genörgel - er macht ja sowieso, was er will :-)

Frisch geduscht verbummeln wir den Abend auf dem gut besuchten und fröhlichen Markt. Ebenso besuchen wir noch das Heerlager der Landsknechte. Ich lieeebe historische Spektakel. Stralsund selbst hat sich seit unserem letzten Kurzbesuch vor rund 8 Jahren auch weiter heraus geputzt. Die Innenstadt bietet viele schöne Hausfassaden und gut restaurierte (Kloster-) Ruinen. Mit dem Sonnenschein im Herzen und dem einen oder anderen alkoholischen Getränk im Magen geht es zurück an Bord, von wo wir einen Premierenblick auf das Feuerwerk an der Außenmole haben.

Verlockender Ostwind

Am Samstag gibt es nach anfänglich zögerlichem Wind eine schöne Brise aus Ost. Wir entschließen uns, diese seltene Gelegenheit nicht verstreichen zu lassen und lassen Auriga am Gellen vorbei Richtung Westen segeln. Im anfänglichen Sonnenschein geht es am Darßer Ort entlang nach Warnemünde. Wir hören Kanal 16 mit. Uns fällt auf, dass wir bislang jeden Tag May Day und Pan Pan Rufe gehört haben. Mal schaltet sich Bremen Rescue ein, oder ein anderes Mal Lyngby Radio. Einmal sogar alle Beide, bis Lyngby Radion merkt, dass der Seenotfall in deutschen Gewässern passiert ist und sich verabschiedet. Hinzu kommt noch der Funkverkehr vom Polizeihubschrauber Pirol 848, der jederzeit äußerst hilfsbereit und schnell zu den Einsatzorten fliegt. Zum Glück wurden die Notruf-Fälle schnell und zügig aufgehoben, so dass der Hubschrauber unserer Wahrnehmung nach keinen echten Einsatz hatte. Nur ein Vorfall erwies sich im weiteren Urlaubs-Verlauf tatsächlich als tragisch: eine Person war von Bord eines Kreuzfahrtschiffes ins Wasser gefallen. Das Ganze geschah irgendwo im Großen Belt Höhe Langeland. Die Person wurde später tatsächlich gefunden - leider tot. Ansonsten gab es jedoch auch Belustigendes mitzuhören, wenn beispielsweise ein Segler eine vermeintliche Kenterung meldet. Einige Minuten später revidierte dieser seinen Eindruck: es sei wohl nur ein Spi-Mannöver gewesen. 

Nachdem wir im letzten Jahr nun auf der Nordsee, dem englischen Kanal und Atlantik unterwegs waren, wundern wir uns über die Häufung an Notrufen. Hier auf der Ostsee wird uns Seglern auf jeden Fall schnell und kompetent geholfen. 

Mit diesen Eindrücken von See machen wir in der Marina "hohe Düne" fest. Ein kleiner Abendbummel mit Besuch an der "Rezeption" bietet uns keinen Anlass zur Begeisterung. Die ganze Hotel und Spa-Anlage ist irgendwie künstlich und "pseudo-elitär". Vielleicht hatten wir uns auch einfach nur eine freundliche Hafenmeisterin gewünscht ...? 

Sonntag in Warnemünde: ist der Bär los! Jede Menge Kreuzfahrt-Touristen, Urlauber und natürlich wir bummeln durch die belebten Gassen. Schöne Boutiquen verlocken zum Einkauf. Jaaah, auch ich erliege der Versuchung. Nach morgentlichem Regen klart es gegen Mittag auf und es wird schnell schwül und warm. Somit der beste Vorwand, sich ein neues leichtes T-Shirt mit passender Urlaubshose zu kaufen.
Wir bummeln weiter und landen im Kurpark. Hier findet gerade ein Kunsthandwerker Markt statt. Schöne Dinge anzusehen - zum Kaufen eigentlich auch. Zum Glück denke ich immer rechtzeitig daran, wo ich die Deko oder die neue Vase zu Hause überhaupt lagern soll :-)

Eine knappe halbe Stunde schenkt uns die Sonne für eine kurze Strandpause. Dann dräuen dunkle Gewitterwolken aus Südwest heran. Da habe ich als Gewitter-Bangbüx einen richtigen Vorteil, weil wir rechtzeitig vor dem einsetzenden Platzregen einen schönen Platz im Cafe aufsuchen und uns mit Torte und Kaffee trösten. Abends wird an Bord gekocht (Blumenkohl in Mehlschwitze) und die letzten Sonnenstrahlen genossen. 

Kühlungsborn .... kennen wir noch nicht, wollen wir jetzt hin!

Auriga im Hafen von Kühlungsborn
Auriga im Hafen von Kühlungsborn

Am Montag, 24.7.17 haben wir Sonne, dafür keinen Wind. Macht aber nichts, es sind ja nur 12 Meilen, die wir teils motorend oder treibend unter Segeln nach Kühlungsborn verholen. Unterwegs gibt es einen Badestopp, direkt vor Heiligendamm. Denn es ist warm und wir nutzen jede Minute Sommerfeeling. Früh am Mittag finden wir einen netten Liegeplatz am Fingersteg. Schnell ziehen wir uns strandfein an und laufen die gesamte Promenade zwischen Kühlungsborn- Ost und West ab. Auch dieser Badeort hat sich im Laufe der Jahre echt hübsch gemacht - schön restaurierte Strandvillen, mondäne Hotels und einen kleinen Streifen Kiefernwald zwischen der Promenade und der parallel verlaufenden Hauptstrasse bieten viele schöne Aussichten. Nur das - gigantische Areal des Morada Strandhotels und die klotzartige Bauweise stören mich persönlich ein bisschen. 

Am Abend ziehen sich schon wieder die Wolken zusammen und drohen spätetens morgen mit Dauerregen und viel Wind aus Nordost. Vorher jedoch genießen wir an der Strandpromenade noch einen leckeren Cocktail und lassen das Publikum an uns vorbei ziehen. Hier gilt: sehen und gesehen werden. Wir erfüllen den Wunsch "gesehen werden" und beobachten das Treiben aus 2 gemütlichen Sitzsäcken heraus, bis es uns zu kühlig wird.

(Schwieger)Vater und Enkel machen eine Sturmfahrt

Heute hat (Schwieger)Vaddern Geburtstag: 82 Jahre jung wird er. Wir hatten schon mit ihm telefoniert, da er sich derzeit auf Fehmarn befindet und heute seinen Geburtstag mit uns in Kühlungsborn feiern möchte. Allerdings spricht der heftige Nordost Wind und der Dauerregen (heute und in den kommenden Tagen gibt es im Harz "Land unter") eigentlich gegen ein Auslaufen. Wir wissen nicht, ob er tatsächlich die 30 Meilen in Angriff nimmt oder vernünftigerweise auf Fehmarn bleibt. Somit vergeht der Vormittag mit ausgiebigem Frühstück, Messing-Putzen und innerer Unruhe. 

Naß und abgekämpft laufen Vaddern und Enkel Hans mit der tapferen GD 28 um 13 Uhr in den Hafen ein. Nicht ohne eine letzte einsteigende Welle in der Hafeneinfahrt, steht doch der stürmische Nordost genau drauf. Uns allen fällt ein dicker Stein vom Herzen. Sie berichten, dass aus den eigentlich angekündigten 5-6 Windstärken mehr 7 bis 8 und in Böen auch mal eine 9 dabei war. Oha.

Wir besorgen schnell Geburtstagskuchen, kochen Kaffee und machen es den Beiden bei uns an Bord gemütlich. Die GD liegt auf dem letzten noch freien Platz an der Außenmole und wird alle Nase lang von Seebrechern "geduscht". So ist jeder Gang für die Beiden zurück an Bord und wieder an Land eine wechselseitige Salz/Süsswasserdusche. Unerschrocken werden diese 

nassen Unbilligkeiten in Kauf genommen, als wir uns alle Abends im nahe gelegenen Steakhaus treffen. Das ist auf jeden Fall ein Geburtstag, der nicht mehr in Vergessenheit gerät!

Schlechtes Foto bei dem Licht und Regen trotzdem: eindrucksvoller Beweis!
Schlechtes Foto bei dem Licht und Regen trotzdem: eindrucksvoller Beweis!

Bad Doberan mit der Molly Bahn

Nach einem erholsamen Schlaf für die Beiden geht es gegen Mittag zu viert auf zum Bahnhof in Kühlungsborn. Wir machen einen Ausflug mit der Molly nach Bad Doberan. Es ruckelt und zuckelt und schon nach einer knappen halben Stunde fahren wir mitten durch die Innenstadt von Bad Doberan. 

Hier angekommen beschauen wir uns die Reste der Klosteranlage und das Doberaner Münster. Gewaltige Backstein-Bauwerke, die zu recht bewundert werden wollen.
Früh am Abend gibt es Gemüse-Eintopf mit Reis für alle. Und dann kommt der unterhaltsame Teil dieses Tages: Skat spielen! Manfred und sein Vater sind gut auf einander eingestellt und kennen alle Kniffe. Hans und ich als relativ Ungeübte haben oft das Nachsehen. Doch .... gelegentlich ... gelingt uns denn doch auch mal ein Überraschungs-Sieg. So bin ich noch tagelang stolz auf meine 61 Punkte mit einem Grand ohne 4 Buben!

Reise Reise...

(Schwieger)Vater und Enkel wollen weiter. Über Rügen soll es nach Bornholm gehen. Und wir wollen nach Norden und die dänische Südsee abtingeln. So trennen sich am Donnerstag Morgen unsere Wege wieder. Die Beiden machen noch Klarschiff, als wir um 8.30 Uhr kurz längseits aufstoppen und Tschüs und Gute Reise wünschen. 

Am Vormittag geht es noch bei gemütlichen 3-4 Windstärken aus Süd zunächst noch Richtung Fehmarn. Wir entscheiden uns dann aber, ohne Zwischenstopp bis in den großen Belt hoch zu ziehen. Der Wind dreht langsam über Südwest auf West und schwankt stark in seiner Stärke. Es wird eingerollt, ausgerollt, motort und wieder gesegelt. Auch ein kleiner Regenschauer beglückt uns auf See - na', wie schön.

Wir haben uns unterwegs als noch nicht bekanntes Ziel Naksov auf Lolland ausgewählt. Es geht ca. 6 Meilen ein gewundenes Fahrwasser rein nach Osten. Der erste Anblick des Hafens mit seinen Schrottplätzen und hohen Getreidesilos weckt nicht gerade unser Entzücken. Aber oft haben wir auch erlebt, dass die hafenseitige Ansicht eines Ortes nicht immer die Schokoladenseite sein muss. Wir machen hoffnungsfroh längseits an der stadtnahen Pier fest. Viele alte und leider nicht mehr bewohnte Häuser säumen die Hauptstraße, die direkt am Hafen langführt. Leider bietet auch die Innenstadt zum Teil sehr trostlose Anblicke. Viele Geschäfte stehen leer und auch die üblichen Spaziergänger an einem Donnerstag Abend machen sich rar. Wir erkunden die nahegelegende Gogade und finden letztendlich unser Glück im Hotdog-Imbiss direkt am Hafen. Diese traurigen Ansichten wollen wir uns nicht bis morgen früh antun und legen wieder ab. Draußen im Fjord haben wir ein flaches Eiland - Enehoje - gesehen, hinter dem man geschützt vor Westwind (der morgen wieder kräftig wehen soll) gut liegen sollte. Nur: mit 2 m Tiefgang ist die Ecke einfach etwas zu flach für Auriga. Darüber hinaus verhindert Seegras, dass sich unser Anker vernünftig eingräbt. Nach 2 vergeblichen Versuchen motoren wir den Fjord wieder raus. Es wird heute Abend spät, bis wir in Spodsbjerg ankommen. Als Trost schickte uns die Sonne vergoldete Strahlen und machte aus ihrem Untergang ein richtiges Schauspiel. Mit 70 Meilen auf der Logge finden wir ohne Probleme auch zur späten Stunde noch einen breiten Boxenplatz in Spodsbjerg. Müde fallen wir in die Koje.

Treffen mit Thor!

Freitag, 28.7.2017: Wir haben noch genau eine Woche Urlaub. Und unsere Hoffnung auf einige beständige Sommertage verflüchtigten sich mehr und mehr. Was bleibt, sind die wenigen Stunden Sonnenschein möglichst gut zu nutzen. 

Ich wäre ja gern noch ein wenig in Spodsbjerg geblieben, aber wir wollten uns auch mit unseren Freunden Jörn und Maren treffen, die zur selben Zeit wie wir ihren Jahresurlaub mit Thor, ihrer klassischen und hübschen Centurion verbrachten. Somit legten wir schon wieder ab und segelten die Ostseite Langelands entlang gen Norden. Treffpunkt sollte Lohals sein. Mit SW 4 und nur unter "Genua" (bei uns also der Yankee) tingelten wir gemütlich (nur ein fetter Regenschauer, den Manfred alleine im Cockpit ertragen musste) dem Ziel entgegen. Doch halt Stop: auch in der dänischen Südsee gibt es Kap-Effekte! So schnell, wie wir nicht gucken konnten briste der Wind von 4 auf 6 auf. Das wir das auch nicht lernen wollen (siehe letztes Jahr Westkap von Madeira). Mit erheblichem Kraftaufwand aber zügig rollten wir den Yankee ein, zeitgleich wurde die Maschine gestartet und die 4 Meilen nach Lohals waren in einer 3/4 Stunde erledigt.

Wir kamen im Fischereihafen an und sogar fest, obwohl die Pier und einige andere Liegemöglichkeiten für unser 14 m Schiff schon recht gut belegt waren. Aber Manfred zeigte mal wieder sein Können und zirkelte unser Schiffchen zentimetergenau an die Kante. Ich hätte das definitiv nicht hinbekommen. Jörn und Maren standen dort und nahmen unsere Leinen an. 

Somit hatten sie sich ein Kaffee/Kekse-Meeting bei uns verdient. Nachdem die wichtigsten Erlebnisse und Neuigkeiten ausgetauscht wurden, unternehmen wir noch einen schönen Spaziergang durch den angrenzenden Wald und die netten Straßen von Lohals. Der Dagli Brugsen (kommt auf meiner Skala der beliebtesten dänischen Supermärkte gleich nach Super Brugsen) versorgt uns mit frischen Vorräten und vor allem mit Fleisch. Denn wir wollen grillen morgen Abend!

Nach dem jeder bei sich an Bord für heute Abend gekocht hat, treffen wir uns zum Absacker-Bier auf Thor.  

Auriga an der Außenpier von Lohals
Auriga an der Außenpier von Lohals

Samstag morgen und es schüttet mal wieder. Wind und Regen lassen uns den ganzen Vormittag unter Deck rum"gammeln". Erst am Nachmittag klart es langsam auf, die Sonne blinzelt die regennaße Pier trocken und wir bekommen netten Kaffeebesuch von der "Kiekerjan". Anschließend vertreten auch wir uns heute noch die Beine im nördlich gelegenen Buchenwald... Pfützenspringen inklusive:-)

Alle Schiffscrews haben für heute abend den selben Plan: GRILLEN! Es findet sich ein windgeschütztes Plätzchen, Bank-Tische werden zusammengeschoben, fein mit Tischdecken dekoriert und dann ziehen leckere Rauchschwaden und Düfte über den Hafen. Wir gesellen uns natürlich dazu. Mit rundem Bauch und leichtem Alkoholunbewusstsein genießen wir noch den schönen Sonnenuntergang und die blaue Stunde. Für mich geht's dann schon wieder in die Koje, während Manfred, Jörn und Maren unbedingt noch die Hafenkneipe "den gyldne Hund" aufsuchen. Aber auch dort ist der Samstag Abend gelaufen und so dauert es nicht lange, bis ich unser Steckschott klappern höre.

Svendborg ist auch schön

Am Sonntag ist die Stark-Wind-Regenfront durch. Wir laufen aus mit Ziel Svenborg. Bis zum Sund können wir sogar segeln. Das war die gute Nachricht des Tages. Die schlechtere ist, dass sich heute wieder mal große (schöne) Gewitterwolken bilden. Rechtzeitig vor dem nächsten Gewitterguß kommen wir längseits im Stadthafen fest. 2 Stunden später laufen auch Jörn und Maren mit ihrer Thor ein. Wir waren zwischenzeitlich schon etwas bummeln in der Gogarde und belustigen uns über einige witzige Details, zum Beispiel die bildhafte Untermalung der "Pistolgaede".
Den Abend verbringen wir wieder zu viert. Auch in Svendborg wird das ehemalige Hafengelände kulturell genutzt - viele witzige Lokale und sogar eine Minigolf-Anlage befinden sich dort. Schließlich besuchen wir noch den historischen Hafen von Svendborg und beschließen den Abend unter Deck mit Bier und Chips.

Dei Svendborger sind wohl sehr humorig
Dei Svendborger sind wohl sehr humorig

Schnelle Kreuz nach Avernakö und den Sommer-Nachmittag genießen

Montag morgen haben endlich die Geschäfte und Boutiquen auf: ich verliebe mich in ein hübsches Kleid. Es kommt mit an Bord!
Mittags laufen wir aus - zusammen mit Thor kreuzen wir auf bis kurz vor Avernakö. Hier fallen unsere Anker. Heute ist mal wieder ein wenig Sommerwetter angesagt. Jörn, Maren und mein Mann lassen sich auch durch Millionen von Quallen nicht von einem erfrischenden Bad via Badeleiter abhalten. Ich mache einen auf DLRG und umkreise die Schwimmer mit Daisy (unser Dhingi). Eine heiße Dusche auf dem Heck bei Auriga wärmt die 3 gründlich auf. Nun wird Daisy zum Segelboot umgerüstet. Ich schippere eine gute Stunde bei nachlassendem Wind durch die Bucht und genieße das Jollensegeln. Auch Manfred segelt noch mal los - downwind, ohne daran zu denken, dass a) Daisy nicht gut kreuzt b) der Wind abends eigentlich immer abnimmt. Ich rufe ihm schon von weitem zu, dass es Zeit für's Abendessen wird. Mit dem letzten Windhauch schafft er es letztendlich zurück an Bord. 

Ankern vor Avernakö - Abenteuer für Thor


Jörn macht sein mobiles Ankerlicht klar - das heißt, er bemüht sich eine gute Stunde lang, diesem Licht Elektrik einzuhauchen. Wir amüsieren uns ein wenig und bringen ihm unsere "Feuerhand", damit auch er in der Nacht vorschriftsmäßig beleuchtet ist. Wie sich jedoch rausstellt, hat auch unser altertümliches Gerät die Lust am Brennen verloren - der Docht ist zu kurz. Trotz dieses Handicaps genießen wir diesen außergewöhnlich windstillen und farbintensiven Abend. Was kann es schöneres geben, als der Sonne beim Verschwinden an Bord von Freunden zuzuschauen?

Jörn, bislang ein Anker-Muffel, sollte uns noch die nächsten Wochen von diesem Abend vorschwärmen. Höchstwahrscheinlich ist er nun "infiziert" - die dänische Südsee ist eben auch perfekt für ruhiges Ankern bei malerischen Sonnenuntergängen.

Sch..... Ankerlicht. Es will und will nicht leuchten....
Sch..... Ankerlicht. Es will und will nicht leuchten....

Unsere Wege trennen sich

Dienstag, 1.8.2017

Unser aller Urlaub befindet sich in der finalen Phase. Für Thor bedeutet es, möglichst zügig gen Kiel zu kreuzen und für uns, die Richtung Alsen bzw. Flensburg anzusteuern. Daher verlassen uns die Beiden - recht früh am morgen (...für ihre Verhältnisse). Wir motoren an Lyö vorbei, machen einen weiteren Badestopp und werfen am späten Nachmittag unseren Anker in die Dyvig. Für mich ist es das erste Mal hier zu sein, wo doch schon viele uns von dieser malerischen und gut geschützten Buch vorschwärmten. Ja, die Bucht ist schön, aber auch schön voll. Wir nehmen Daisy für unseren Landausflug und kehren nach einem ausgiebigen Spaziergang bald wieder zurück an Bord.
Es gibt Pizza! Mit Fertigteig und Fingerspitzengefühl beim Auseinanderdividieren des Teiges auf 2 kleinere Bleche unseres Backofens an Bord ist das eine kleine Leckerei und ein highlight für uns.

Resttage bei Schietwetter

Spannungsgeladende Einfahrt in die Meerenge, die Dyvig ;-)
Spannungsgeladende Einfahrt in die Meerenge, die Dyvig ;-)

Mittwoch geht es weiter durch den Alsen Sund nach Sonderburg. Wir liegen mit Auriga der Einfachheit halber im Stadthafen an der Pier. Es ist bedeckt, jedoch schwül warm. Zum Baden reicht es nicht, somit bummeln wir durch die Gogade, durch das neue Einkaufszentrum und finden auch noch den Super Brugsen für einige Einkäufe, denn zu Hause brauchen wir ja auch etwas im Kühlschrank.
Heute abend gehen wir denn doch noch mal essen: es locken 3 gleichartige, moderne Restaurants mit einer unzähligen Auswahl an Burgern. Wir entscheiden uns mittels "Chingchangchong" und futtern uns die letzten dänischen Kalorienbomben dieses Urlaubes auf die Hüften. Auf dem Rückweg flanieren wir noch an der königlich dänischen Yacht vorbei - ein echtes Schmuckstück mit echtem Wachpersonal.

Die schmucke dänische Königsyacht in Sonderburg
Die schmucke dänische Königsyacht in Sonderburg

Egernsund

Gestelltes Lächeln angesichts der Wettervorhersage
Gestelltes Lächeln angesichts der Wettervorhersage

Donnerstag, 3.8.2017: Schon wieder Mistwetter! Unsere Laune ist nur noch mühsam aufrecht zu halten. Wir wollen uns noch den Egernsund angucken. Mit der halbstündigen Öffnungszeit der Egernsund-Brücke gegen Mittag im Starkregen fahren wir gleich links in einen äh - wie soll man es beschreiben - rudimentären Hafen. Schön ist was anderes, bei diesem Wetter jedoch egal, weil wir uns wie so oft in den zurückliegenden 2 1/2 Wochen unter Deck mit einem guten Buch den Tag vertreiben. Zum Glück klart es am späten Nachmittag noch soweit auf, dass wir uns an Land ein wenig umschauen können. Wir laufen durch ein ausgedehntes Gewerbegebiet (nun weiß ich auch, wo Danfoss beheimatet ist) zu dem kleinen Städtchen Grasten. Hier finden wir erstaunlicherweise schönere Häuser und sogar das Schloß, auf dem die dänische Königsfamilie ihren Sommersitz hat. Zum Besichtigen ist es allerdings zu spät und so laufen wir am Sund entlang und durch das ausgedehnte Gewerbegebiet zurück zu unserem schwimmenden Heim. Morgen geht's in unseren Liegeplatz in Flensburg Sonwik, von wo wir in den kommenden Wochen die Förde entdecken wollen.

Frühere Familien-Sommerresidenz an der Flensburger Förde
Frühere Familien-Sommerresidenz an der Flensburger Förde

Ende und gut is

Freitag mittag in Sonwik: ACHTUNG Tankstellen-Stau durch Chartersegler! Ist jetzt etwas gemein, aber nachdem wir vom Hafenmeister unseren Dauerliegeplatz genannt und eingenommen haben, beobachten wir noch ein wenig die An- und Ablegedramen, die sich bei zugegeben Starkwind an der Tankstelle in Sonwik abspielen. Dem netten Hafenmeister müssten eigentlich alle eine Buddel Rum dalassen, als Dankeschön für seine unermüdliche und unersetzbare Hilfe.
Wir haben jedoch nun Einzupacken und Aufzuklaren. Früh am Nachmittag kommen Gaby und Jörn und bringen unser Auto mit. Das ist ein echter Freundschaftsdienst! Als kleines Dankeschön laden wir die Beiden gleich mal in Flensburg zum Essen ein. Und dann geht es über die B200 und B5 sowie A23 nach Hause.

Fazit: Knapp 500 Seemeilen auf der Uhr - so wenig wir noch nie, dafür aber die meiste Zeit gesegelt. Wind hatten wir ja genug. Mehr Regen- und Gewittertage als (fast) nie zuvor. Alle Bücher, die ich mit an Bord hatte, wurden ausgelesen: das ist ein absoluter Rekord! Aber man muss zufrieden sein: es ist alles heile und wir gesund geblieben.... und allen anderen ging es genauso. Welch' ein Trost ;-)